SchutzstreifenDer doppelte Radweg

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Die Schutzstreifen, hier in Höhe Urdenbacher Straße. Die Mehrzahl der Radler scheint jedoch den alten, separaten Fahrradweg zu bevorzugen.

Die Schutzstreifen, hier in Höhe Urdenbacher Straße. Die Mehrzahl der Radler scheint jedoch den alten, separaten Fahrradweg zu bevorzugen.

  • Geteilte Meinungen zur Radler-Markierung auf der Longericher Ost-West-Achse -Bürgerverein kritisiert Verschwendung

Longerich –  Seit kurzem haben Radler in Longerich die Wahl: Auf der zwei Kilometer langen Ost-West-Achse durch die Gartenstadt-Nord, bestehend aus Wilhelm-Sollmann- und Johannes-Rings-Straße, können sie entweder den bereits bestehenden baulich abgetrennten Radweg oder neue Fahrrad-Schutzstreifen nutzen. Schon im vorigen Herbst hatte die Stadt begonnen, die Schutzstreifen auf der Wilhelm-Sollmann-Straße aufzubringen.

Der Zeitpunkt war günstig: Seit Frühjahr 2017 läuft ohnehin die Sanierung der fünf Ampel-Kreuzungen entlang der Strecke; neben neuen Signalanlagen wurden auch die Kreuzungs-Bereiche neu geplant. Bald ist der neue Weg komplett fertig: So liefen Anfang der Woche Markierungs-Arbeiten im westlichen Teil der Achse, der Johannes-Rings-Straße. Mitarbeiter trugen dabei Fahrrad-Piktogramme auf dem Asphalt auf und zogen weitere Linien.

Doch die Rad-Schutzstreifen sind im Ort umstritten. Der Bürgerverein Longerich ist überhaupt nicht begeistert: "Diese Streifen sind komplett unsinnig und sogar gefährlich. Kein Mensch braucht sie, wir haben in Longerich seit eh und je einen gut ausgebauten und genutzten Fuß- und Radweg entlang der Johannes-Rings- und der Wilhelm-Sollmann-Straße", so Vorstandsmitglied Eduard Korn. Von dem Geld hätte man beispielsweise schadhafte Straßen im übrigen Stadtteil ausbessern können, findet der Verein. Korn überlegt nun sogar, den Bund der Steuerzahler über das Projekt zu informieren. Der ist insbesondere wegen seines jährlichen "Schwarzbuchs" bekannt, in dem öffentliche Vorhaben angeprangert werden, die er als Steuerverschwendung wertet.

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Kosten von 8000 Euro

Als Kölner Fälle tauchen in der aktuellen Ausgabe die Opernsanierung, der Kalkberg, der Test von solarbetriebenen Press-Mülleimern sowie erneut - wie schon 2015 - die zum Eis- und Schwimmstadion Lentpark verlängerte KVB-Buslinie 127 auf, die auf dem Teilstück zwischen Reichenspergerplatz und dem Bad kaum jemand nutzen würde.

Beim Amt für Straßen und Verkehrstechnik verteidigt man das Vorhaben. "Die Fahrradschutzstreifen wurden eingerichtet, da die Benutzungspflicht des baulichen Radweges aufgrund der verkehrlichen Situation nicht aufrecht erhalten bleiben konnte", schreibt die Verwaltung. Selbstverständlich bleibe der alte Radweg aber bestehen und dürfe weiterhin genutzt werden. Das ist in Köln an mehreren Stellen so geregelt, etwa auf Teilen der Venloer und der Dürener Straße. Dort stehen zuweilen "Benutzungspflicht aufgehoben, Radfahren auf Straße zulässig"-Hinweisschilder, dennoch verwirrt die Regelung so manchen Verkehrsteilnehmer.

Wegen der ohnehin anstehenden Arbeiten in Longerich, ergänzt die Stadt, habe sich es sich angeboten, alles in einem Aufwasch zu erledigen. Von den Projektkosten von 1,74 Millionen Euro für die Gesamt-Sanierung, mit Ampel-Austausch und Fahrbahn-Umgestaltung, entfielen nur rund 8000 Euro auf die Schutzstreifen. Zudem seien rund 500 Radler täglich auf der Wilhelm-Sollmann-Straße unterwegs. Die Streifen auf der Fahrbahn seien vorteilhaft, weil potenzielle Konflikte mit Fußgängern entfielen, und vor allem für die linksabbiegenden Radfahrer böten sie einen großen Gewinn. Zum einen werde der Radverkehr nun im Sichtfeld der Autofahrer geführt - was mehr Sicherheit bedeute. Zum anderen müssten Fahrradfahrer, die links über die Gleise - etwa zum Heilig-Geist-Krankenhaus - abbiegen wollen, dabei "nicht mehr die Fußgängerüberwege nutzen".

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