„Rund um Köln“Radsport-Fans jubeln am Rheinauhafen und Kölns wohl ältestem Radfahrer-Treff

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Radfahrer fahren durch Köln.

Bei ihrer 106. Ausgabe bricht „Rund um Köln“ erneut seinen Teilnehmerrekord.

Tausende Profis und Hobbysportler fahren am Sonntag bei der 106. Ausgabe von „Rund um Köln“ durch Köln und das Bergische Land.

Die Räder rattern über den Asphalt, die Speichen klappern und surren im Chor mit dem rhythmischen Klatschen und Johlen am Straßenrand: „Das Geräusch meine ich, das ist einfach herrlich“, sagt Mirko Komenda, als die ersten Hobbyradler der 106. Ausgabe von „Rund um Köln“ am Rheinufer an ihm vorbeizischen. Der 52-Jährige steigt an diesem Sonntag auch selbst aufs Rad, um 11.11 Uhr startet er beim Velodom 70.

„Tour-de-France-Feeling“ in Köln erleben

„Die 70 Kilometer sind perfekt“, sagt der gebürtige Kölner. Er fährt zum dritten oder vierten Mal beim ältesten deutschen Radrennen mit, ganz genau wisse er es nicht mehr. „Es ist einfach eine irre Atmosphäre“, begründet Komenda seine Begeisterung für „Rund um Köln“. Sein Ziel für das Rennen ist eine Zeit unter zwei Stunden und 15 Minuten: „Dann wäre ich echt happy.“

Mann mit blau-gelbem Trikot sitzt auf Rennrad.

Mirko Komenda startet beim Velodom 70.

Kerstin W. hat sich für ihr erstes „Rund um Köln“ nur ein Ziel gesetzt: „Heile ankommen.“ Die 44-jährige Kölnerin habe sich angemeldet, um einmal ein „Tour-de-France-Feeling“ zu erleben. Seit rund sieben Jahren fahre sie Rennrad, aber auch in ihrer Jugend am Niederrhein sei sie schon immer gerne aufs Hollandrad gestiegen. Irgendwann wollte sie dann etwas Sportlicheres.

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Mirko Komenda und Kerstin W. gehören zu den Tausenden von Radsportfans, die am Sonntag bei lauwarmen Temperaturen und Sonnenschein durch Köln und das Bergische rollen. Nachdem im vergangenen Jahr mit 4500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bereits ein Rekord aufgestellt wurde, sind es in diesem Jahr mehr als 6000 Sportlerinnen und Sportler. Zusätzlich den drei Rennen für Hobbyfahrer über 30, 70 und 130 Kilometer startet auch das Elite-Rennen mit Radsportprofis im Kölner Rheinauhafen.

Einer dieser Profis ist Rick Zabel. Er beendet am Sonntag mit „Rund um Köln“ seine Karriere und wird so mit 30 Jahren zum Radsport-Rentner. Der Sohn des ehemaligen Rennradfahrers Erik Zabel lehnt wenige Minuten vor dem neutralisierten Start entspannt an seinem Fahrrad kurz hinter der Startlinie, seinen Sohn im Arm. Dann zählen die Zuschauerinnen und Zuschauer den Start-Countdown von zehn Sekunden herunter und die Profis rollen los – rund 200 Kilometer liegen vor ihnen.

Rick Zabel lehnt im Startbereich an seinem Fahrrad mit seinem Sohn in den Armen.

Rick Zabel (l.) fährt in Köln sein letztes Rennen. Vor dem Start findet er Zeit für seine Familie.

Luftlinie rund zehn Kilometer vom Start- und Zielbereich des Kultradrennens entfernt: An der Schmitzebud jubeln am Mittag Kölnerinnen und Kölner den Rennradfahrerinnen und -fahrern zu. Auf gerader Strecke rasen sie an dem kleinen Kiosk am Rande des Königsforst vorbei und wieder in die Stadt hinein.

Schmitzebud öffnet pünktlich zu Deutschlands ältestem Radrennen

Die Schmitzebud gilt schon seit bald 100 Jahren als Treffpunkt für Radfahrerinnen und Radfahrer, die einen Ausflug ins Bergische Land unternehmen. Nach längerer Schließung öffnet der älteste Kiosk Kölns pünktlich zu „Rund um Köln“ – mit neuen Betreibern, Live-Musik, Bierwagen und vielen Radsportfans, darunter auch der ehemalige Radprofi Rolf Wolfshohl.

Die Begrüßungsrede vom neuen Pächter Holger Kirsch – Architekt und Leiter des Kölner Rosenmontagszugs – wird immer wieder von Jubel unterbrochen, wenn vereinzelte Radfahrer vorbeipreschen.

Michael Zahn hört ihm lächelnd zu, der 59-jährige Rather freut sich, dass die Schmitzebud endlich wieder geöffnet ist. „Wir sind sehr froh, dass die Tradition hier jetzt fortgeführt wird. Die Schmitzebud war immer meine Anlaufstelle.“

Ein Mann hält eine Flagge, hinter ihm warten Rennradfahrer.

Startschuss für das Elite-Rennen der 106. Ausgabe von „Rund um Köln“.

Seit rund zehn Jahren fährt Zahn auch selbst Rennrad, ein Freund habe ihn zu dem Hobby gebracht: „Ich war eigentlich nie Radfahrer. Aber jetzt habe ich gleich mehrere Rennräder hinten im Garten hängen, die meisten davon selbst zusammengebaut. Man kann also auch spät anfangen und enthusiastisch dabei sein.“

Während Zahn an der Schmitzebud gespannt auf die Elite wartet – das Ziel der Sprintwertung liegt direkt am Kiosk – fährt Mirko Komenda schon ins Ziel am Rheinauhafen. Zeit: Zwei Stunden und 13 Minuten. „Ich bin super glücklich“, sagt der von Endorphinen beschwingte Hobbysportler und macht sich auf die Suche nach einem kalten Getränk. Das hat er sich verdient.

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