Köln – Der Kölner Versicherungskonzern Axa hat das Jobticket für seine Mitarbeiter in der Hauptverwaltung in Holweide zum 31. Juli gekündigt. Für die Beschäftigten in den Niederlassungen am Wiener Platz in Mülheim sowie am Börsenplatz in der Innenstadt ist, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, ab September Schluss mit dem vergünstigten Fahrausweis für Bus und Bahn.
Grund für die Vertragskündigung mit der KVB beziehungsweise dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) ist nach Aussage der Axa, dass insgesamt nur noch 28 Prozent der rund 5000 Mitarbeiter das Angebot nutzen. „Das sind gerade mal 1300 Beschäftigte“, sagt Unternehmenssprecher Ulrich Bockrath. Zudem habe die Zahl der Nutzer in den vergangenen Jahren immer weiter abgenommen.
Die Firmenzentrale in Holweide an der Colonia Allee liegt vergleichsweise weit draußen und ist nur durch eine Buslinie angebunden. Offenbar entscheiden sich immer mehr Angestellte für die Fahrt zum Arbeitsplatz mit dem Auto. Trotzdem ist das Unternehmen vertraglich verpflichtet, für jeden Mitarbeiter ein Jobticket abzunehmen, also bleiben 3700 bezahlte Fahrausweise ungenutzt.
Dem Vernehmen nach soll der Konzern im Laufe der Zeit so auf einem hohen sechsstelligen Betrag sitzen geblieben sein. Das Ganze habe sich nicht mehr gerechnet, heißt es. Dabei setzt der Versicherer seit rund dreieinhalb Jahren im gesamten Konzern den Rotstift an. Mit Hilfe eines umfangreichen Programm sollen unternehmensweit 328 Millionen Euro eingespart und 1300 Vollzeitstellen abgebaut werden.
Verkehrsunternehmen seien nicht flexibel gewesen
Aus Unternehmenskreisen heißt es, in den Verhandlungen mit der KVB beziehungsweise mit dem VRS über eine Fortführung des Vertrages unter veränderten Konditionen hätten sich die Verkehrsunternehmen nicht sehr flexibel gezeigt.
Ein Vorwurf, den der VRS zurückweist. „Die wesentliche geschäftliche Grundlage des Jobtickets ist ein Solidarmodell“, sagt VRS-Sprecher Holger Klein. Das bedeutet, dass die hohen Rabatte für diese Form des Tickets nur dann gewährt werden können, „wenn sich große Solidargemeinschaften an der Finanzierung beteiligen“, sprich, wenn große Arbeitgeber wie etwa die Axa Fahrausweise für die gesamte Belegschaft abnehmen, unabhängig davon, ob die Mitarbeiter sie nutzen oder nicht.
Zum Vergleich: ein reguläres Monatsticket kostet im Abonnement für das Stadtgebiet Köln 78,80 Euro monatlich und für den gesamten Verbundraum bis zu 236,00 Euro. Das Jobticket für Firmen ab 50 Mitarbeitern liegt laut VRS zwischen 26,70 Euro und 51,10 Euro im Monat.
Aber wäre es wirtschaftlich nicht sinnvoller, wenn die Axa einfach weniger Fahrausweise abnehmen könnte, anstatt einen so großen Kunden gleich ganz zu verlieren? „Nein“, sagt VRS-Sprecher Klein. „Die obligatorische Abnahme für alle Mitarbeiter ist die wirtschaftliche Basis des Jobtickets“, so Klein. Würden andere Unternehmen ebenfalls ausscheren, ginge die Preis- und Rabattkalkulation nicht mehr auf. Außerdem entfiele das Argument, dass durch das Angebot eines Jobtickets durch den Arbeitgeber mehr Menschen überzeugt werden könnten, auf Bus und Bahn umzusteigen. Die Axa sei zudem ein Einzelfall, grundsätzlich lege die Zahl der Jobticket-Nutzer sowie die Einnahmen seit Jahren zu, so Klein.
Die Entscheidung der Axa steht jedenfalls fest. Allerdings sollen die Mitarbeiter nicht auf den gesamten zusätzlichen Kosten sitzen bleiben. Lediglich rund 24 Euro sollen sie für das normale Monatsticket mehr zahlen müssen. Denn Rest übernimmt die Axa in Form eines Fahrtkostenzuschusses.