Stadtplanung in Köln-EhrenfeldDie zwei Seiten der Hüttenstraße

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Das Projektbüro im Container befand sich direkt an der Straße.

Köln-Ehrenfeld – Einladend sieht die kleine Sitzgruppe aus. Wie geschaffen für einen kleinen Plausch bei einer Tasse Kaffee. Wer sich hier niederlässt, stellt allerdings rasch fest, dass der Ort alles andere als gemütlich ist. Wir befinden uns an der Hüttenstraße direkt an der Einmündung zur Ottostraße und zur Subbelrather Straße.

„Der Verkehrslärm, die Erschütterungen durch den Bahnverkehr und alleine der Anblick der Autos, die den Eindruck erwecken, als ob sie direkt auf einen zufahren, waren schon stressig“, berichtet Dana Kurz. Die Architektin gehört zum „Forscherteam“, das die Hüttenstraße in den zurückliegenden drei Wochen unter die Lupe nahm.

Lückenlose Gründerzeitfassaden

Die Straße zwischen Ehrenfeldgürtel und Subbelrather Straße weist eine Besonderheit auf. Sie hat auf einer Straßenseite eine durchgehende Häuserfront mit fast lückenlosen Gründerzeitfassaden. Die gegenüber liegende Seite besteht aus dem Bahndamm der Zugstrecke zwischen Köln und Aachen. Unterhalb der Gleise befinden sich Gewölbebögen. Weil die meisten davon ungenutzt und in schlechtem Zustand sind, wirkt die gesamte Straße verwahrlost.

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Es soll also etwas passieren in und mit der Hüttenstraße. Zwar sind sich darüber schon seit Jahren alle einig, aber es passierte praktisch nichts, was eine Verbesserung bewirkt hätte. Auch die Arbeit der vom Kunstverein Artrmx initiierten „Forschungsresidenz“ bietet noch keine Garantie, dass sich etwas ändert. Am vergangenen Wochenende wurden Zwischenergebnisse der bisherigen Arbeit präsentiert.

„Es sind zunächst nur Ideen und Vorschläge, die wir gesammelt haben“, erklärt Dana Kurz. Drei Wochen lang hingen Papp-Briefkästen neben dem Containerbüro in Bahnbogen Nummer 3. Hier und bei Gesprächen mit Anwohnern oder Gewerbetreibenden aus der Straße wurden die Ideen formuliert. Eines der wichtigsten Anliegen: Die leeren Bahnbögen wieder mit Leben zu füllen. Am liebsten wäre es vielen dabei, wenn in jedem Bogen wieder ein Geschäft, eine Werkstatt oder ähnliches wäre. Mehrere Alteingesessene berichteten, dass es sogar mal einen Krämerladen in einem der Bögen gegeben habe und im Bereich der Unterführung Subbelrather Straße sogar einen Obst- und Gemüsehandel.

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Das Projektbüro im Container befand sich direkt an der Straße.

Erzählungen von früheren Zeiten sind wichtiger Bestandteil des Projekts „Re:build – building common spaces“. Zusammen mit Erkundungen im Stadtteil sowie den Beobachtungen der Expertinnen in der Forschungswerkstatt bildet es einen neuen Ansatz für städtebauliche Entwicklungsprozesse. „Es ist ein Pilotprojekt, das vom Kultur- und Wissenschaftsministerium des Landes NRW gefördert wird“, erklärt Margrit Miebach. Auch die Stadt Köln und die Bezirksvertretung Ehrenfeld gaben Zuschüsse. „Ein common space ist etwas anderes als ein öffentlicher Raum“, so Margrit Miebach weiter. Es gehe darum, eine Idee zu entwickeln, wie aus den Bahnbögen ein gemeinschaftlich genutzter Raum entstehen könnte, beschreibt sie einen Aspekt des Projekts. Hier gibt es schon Ideen für gemeinschaftliche Atelier- oder Werkstatträume oder eine Art Biergarten unterhalb der gemauerten Bögen. Letztlich seien hier die Stadt Köln und die Deutsche Bahn gefordert.

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Nur auf den ersten Blick gemütlich: die Sitzgruppe am Straßenrand

Der zweite wichtige Aspekt ist die Nutzung der Straße. Obwohl die Hüttenstraße Einbahnstraße und lediglich einspurig befahrbar ist, wird sie fast den ganzen Tag über intensiv genutzt. Hauptsächlich ist es motorisierter Verkehr, der sich durch die Straße bewegt. Radfahrer haben wenig Platz. Viele Radler sind trotz Verbots auch auf den Gehwegen und gegen die Fahrtrichtung unterwegs. Fußgänger haben nur einen schmalen Gehweg auf der Straßenseite an der Häuserzeile entlang. „Die Straße ist ein sozialer Raum“, sagt Margrit Miebach. „Deswegen ist es wichtig, sie über das Gespräch mit Bewohnern kennenzulernen“, ergänzt Dana Kurz. Als Erfolg betrachtet sie es, dass sich schon jetzt eine Vielzahl von Menschen Gedanken mache. Ideal wäre es, wenn der Denkprozess längerfristig fortgesetzt würde.

Festival für urbane Kunst

Das Projekt selbst macht zunächst Pause. Vom 9. bis 30. August wird der bislang genutzte Bahnbogen zur Zentrale des City Leaks Festivals für urbane Kunst. Am 31. August soll die Abschlusspublikation des „common spaces“-Projekts präsentiert werden.Weitere Ideen und Vorschläge könnten beim „Bogenfest“ zusammenkommen. Völlig unabhängig vom Artrmx-Projekt hatte sich bereits vor Monaten eine rasch wachsende Anwohner-Initiative gebildet, die am Samstag, 22. Juni, ein Straßenfest auf der Hüttenstraße veranstalten möchte.

Dabei können – mit Erlaubnis der Deutschen Bahn – auch leere Bögen genutzt werden. Dort werden zwei Bühnen aufgebaut. Außer Livemusik gibt es dort auch Comedy sowie Diskussionsrunden. Eine Tombola, Kinderaktionen sowie viel Kulinarisches, von Anwohnern zubereitet, runden das Fest ab.

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