Stammhaus am Hansaring in KölnSaturn kündigt jedem dritten Mitarbeiter

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Saturn Hansaring Köln

Das Saturn-Stammhaus am Hansaring in Köln

  • 150 Mitarbeiter des Saturn-Stammhauses am Hansaring und der Technikfiliale an der Maybachstraße in Köln bangen um ihren Job: 57 Mitarbeiter werden bis zum Jahresende gekündigt.
  • Die Kündigungswelle könnte nur ein erster Schritt sein: Der Elektronikhändler Ceconomy, der die Ketten Mediamarkt und Saturn betreibt, hat angekündigt, weiter Kosten zu sparen und Ladenflächen zu verkleinern.
  • Es gibt bereits Gerüchte, die die Mediamarkt-Filiale an der Hohe Straße in Köln betreffen.

Köln – Als Saturn 1961 ins historische Hansahochhaus zog, kauften die Kölner Schallplatten von Nana Mouskouri, Caterina Valente und Elvis Presley. 1989 löste die Compact Disc die Langspielplatte als meistverkaufter Tonträger ab. Die Haare vorne kurz, hinten lang, kauften die Kölner am Hansaring CDs von David Hasselhoff, Roxette und Milli Vanilli.

Jahrelang warb das Unternehmen damit, in Köln das größte Tonträgergeschäft der Welt zu betreiben. Jeder zweite von uns verbindet eine Musikkauf-Erinnerung mit dem Backsteingebäude, das  in nur 135 Arbeitstagen entstanden war. 30 Jahre nach dem Siegeszug der CD streamen die meisten Menschen Musik und Videos übers Internet – das Symbol für den Siegeszug der Popkultur ist ein Anachronismus.

Saturn am Hansaring in Köln: Keiner weiß, wen die Kündigungen betreffen

Jetzt bangen die 150 Mitarbeiter des unter Denkmalschutz stehenden Stammhauses und jene der 1994 eröffneten Technikfiliale an der Maybachstraße um ihren Job: 57 Angestellte werden bis zum Jahresende gekündigt – wen es trifft, steht zwei Wochen vor Weihnachten noch nicht fest.

Abgebaut werden „insbesondere Stellen im Verwaltungsbereich“, sagt eine Sprecherin von Media-Markt/Saturn dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Der Abbau der Stellen ist ein sehr schmerzhafter, aber betriebswirtschaftlich notwendiger Schritt.“

Saturn: „Kündigungen alternativlos“

Die Nachfrage nach „physischen Video- und Audioträgern ist schon seit längerem rückläufig. Gleichzeitig weist der Markt, auch wegen seiner inhaltlichen Ausrichtung in dem beratungsintensiven physischen Entertainmentgeschäft, eine überdurchschnittlich hohe Personalquote im Vergleich zur Marktfläche auf. Vor diesem Hintergrund sind die jetzt beschlossenen Personalmaßnahmen alternativlos, um die Zukunft des Marktes und seiner weiteren 93 Arbeitsplätze nicht zu gefährden“.

Der Stellenabbau solle „so sozialverträglich wie möglich mit fairen und branchenüblichen Konditionen“ erfolgen.

Saturn Köln: Kündigungswelle nur ein erster Schritt?

Womöglich ist die Kündigungswelle nur ein erster Schritt: Der Elektronikhändler Ceconomy, der die Ketten Mediamarkt und Saturn nach der Abspaltung von der Metro-Gruppe betreibt, hat jüngst angekündigt, weiter Kosten zu sparen und Ladenflächen zu verkleinern. Die optimale Ladengröße liege in der Regel bei 1700 oder 1800 Quadratmetern, momentan seien die Filialen im Schnitt 3000 Quadratmeter groß, sagte Media-Saturn-Chef Ferran Reverter in einem Gespräch mit dem „Handelsblatt“.

Die Filialen am Hansaring und an der Maybachstraße verfügen über zusammen gut 10 000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Wahrscheinlich ist, dass das nicht mehr lange so bleibt: „Wir arbeiten aktuell an einer Modernisierung des Entertainment-Hauses am Hansaring“, sagt die Sprecherin. Details gebe das Unternehmen erst preis, „wenn die Planungen abgeschlossen sind“.

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Vor dem Stammhaus stehen am Dienstag zwei Angestellte, die auch von Kündigungen noch nichts wissen.  Die Mitarbeiter seien „grundsätzlich informiert. In einem nächsten Schritt werden mit den betroffenen Mitarbeitern Gespräche geführt“ sagt die Sprecherin.

Hohe Straße in Köln: Gerüchte um Mediamarkt-Schließung

Schon kursieren unter Beschäftigten und Geschäftsleuten Gerüchte, wonach die Mediamarkt-Filiale an der Hohe Straße im Sommer 2020 dem Spardiktat zum Opfer fallen könnte. Aus dem Konzern heißt es hierzu, die Informationen seien falsch: „Für diesen Standort gibt es keinerlei Schließungspläne.“ Relativ weit gediehen sein dürften die Modernisierungspläne für das Stammhaus am Hansaring. Insider aus der Kölner Wirtschaft sind bereits informiert, wollen dem Unternehmen aber nicht vorgreifen.

Die Richtung hat der neue Chef von Ceconomy, Bernhard Düttmann, bereits vorgegeben –  die Filialen sollen künftig mehr digitale Pilgerstätten („Flagship Stores“) als neonbeleuchtete Warenlager sein. „Heute ist die Atmosphäre in manchen unserer Märkte noch zu kühl“, hatte Düttmann jüngst gesagt. „Die Leute wollen etwas erleben, sie wollen Spaß haben beim Einkaufen.“ Man benötige keine 200 verschiedene Fernseher, 100 gute Modelle täten es auch. Ausbauen will Düttmann Bereiche wie  die E-Mobilität, Smarthome (digitalisierte Wohnungen) und Gesundheit.

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