Team Wallraff bei Burger KingSchwere Hygienemängel auch bei Kölner Filialen

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Undercover bei Burger King in Köln

Köln – Auf abgelaufene Nahrungsmittel werden neue Haltbarkeitsetiketten geklebt, Mäuse laufen durch die Küche, Angestellte sprechen von überlangen Schichten und willkürlichen Arbeitszeiten: Mit diesen gravierenden Vorwürfen sehen sich zwei Kölner Burger-King-Filialen und drei weitere Ladenlokale der Kette nach Recherchen der RTL-Sendung „Team Wallraff - Reporter undercover“ konfrontiert. 

Burger King in Köln: Filiale am Friesenplatz seit Ende August geschlossen

Seit Ende August hat eines der umsatzstärksten Kölner Schnellrestaurants geschlossen - die Burger-King-Filiale am Hohenzollernring in der Nähe vom Friesenplatz. „Wegen technischen Gründen“ hieß es auf einem Schild am Eingang. Geschlossen hatte die Filiale in der Kölner Innenstadt kurz nachdem das Team des Kölner Investigativjournalisten Günter Wallraff Burger King mit den Ergebnissen seiner Recherchen konfrontierte. Auch die Filiale in Lövenich hatte nach Recherchen von „Team Wallraff“ zwischenzeitlich geschlossen.

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Geschlossen: die Filiale am Hohenzollernring

Laut den Recherchen, die am Donnerstagabend in der Sendung „Team Wallraff“ zu sehen waren, fand eine Journalistin, die undercover in der Filiale auf dem Ring arbeitete, von Mäusen angeknabberte Burgerbrötchen, ein ehemaliger Mitarbeiter habe von „einer Maus im Brotkorb“ berichtet, die Nager seien auch „in der Shake- und Eismaschine“ zu finden.

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Team Wallraf ermittel: Abgelaufene Lebensmittel, nicht eingehaltene Kühlketten

Für Lebensmittelexperten unhaltbare Zustände – Mäuse allein würden die sofortige Schließung einer Filiale nötig machen. Die Investigativreporterin stieß darüber hinaus auf abgelaufene Lebensmittel, deren Haltbarkeitsdaten verlängert worden sein sollen, nicht eingehaltene Kühlketten und einen überschwemmten Keller, der für die Angestellten kein Ausnahmefall zu sein schien.

Maik Maschke, Vorsitzender des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure Deutschlands, sprach von einem großen Fachkräftemangel. Ein Kontrolleur, der 2000 Betriebe beaufsichtigen müsse, könne „nur noch Feuerwehr spielen“. Systemgastronomien wie Fast Food Restaurants seien risikoarme Betriebsarten, die viel seltener kontrolliert würden als zum Beispiel Schlachtereien.

Burger King reicht Verantwortung an Angestellte weiter

In einer Stellungnahme schrieb die Burger King Deutschland GmbH, dass eine detaillierte Analyse gezeigt habe, „dass unsere Standards zwar hoch (…) sind, es uns aber offenbar nicht immer gelingt, diese vor Ort bei allen Mitarbeitenden zu verankern. Wir werden die Trainingskultur für und mit den Teams so weiterentwickeln (…), dass sie mehr denn je auf ein erstklassiges und ganzheitliches Gästeerlebnis ausgerichtet ist.“ Man nehme die Vorwürfe „sehr ernst“. Das Unternehmen toleriere „keinerlei Missachtung seiner hohen Standards“.

Mit diesen Sätzen reicht das Unternehmen die Verantwortung für die Missstände an seine Angestellten weiter. Die berichten jedoch von Personalmangel, 14-Stunden-Schichten, vielen Nachtdiensten in Folge, bis zu 60 Überstunden im Monat und Diensten, die nur Stunden vorher abgesagt würden.

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Ehemalige Angestellte im Gespräch

Nach den Recherchen der undercover Reporter soll in einem internen Wochenbericht aus einer Kölner Burger-King-Filiale geregelt sein, dass für alle Restaurants der Kette maximal 14 bis 15 Prozent des Umsatzes für Personalkosten verwendet werden dürfen. Wenn eine Filiale zu wenig Umsatz macht, sollen Mitarbeitende kurzfristig nach Haus geschickt und Schichten verschoben werden. Die ausgefallenen Stunden würden nicht bezahlt, heißt es in der Sendung.

„Zu viel Personal darf unter keinen Umständen vor Ort sein“, erklärt ein Informant. „Es wird mehr Wert darauf gelegt, die Personalkosten unten zu halten, als den Umsatz zu fördern.“

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Den vermeintlich geringen Personalkosten widerspricht Burger King in einer Stellungnahme gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Keines der über 750 Restaurants arbeitet mit solch niedrigen Personalkosten. Dies ist auch in unseren Geschäftsberichten ersichtlich“, heißt es. „Das von RTL beschriebene Vorgehen entspricht nicht unseren Standards.“ 

RTL-Sendung: Schon vor acht Jahren Missstände bei Burger King aufgedeckt

Die Recherchen überraschen auch vor dem Hintergrund, dass „Team Wallraff“ bereits vor acht Jahren bei Burger King recherchiert und schwerwiegende Missstände aufgedeckt hatte. Damals hatte das Unternehmen dem Franchisenehmer Yi-Ko mit rund 3000 Beschäftigten in 91 Filialen gekündigt. Dieses Jahr steht die F & S Olympia GmbH im Fokus der Vorwürfe.

Burger King will die bei der Recherche zu Tage geförderten Missstände als Chance sehen, um „noch gezielter an den entsprechenden Stellen ansetzen zu können“, heißt es in der Stellungnahme gegenüber dieser Zeitung.

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