Trotz MaßnahmenNeumarkt bleibt der „Drogen-Hotspot Nummer eins“ in Köln

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Die beiden Drogenmobile auf dem Cäcilienhof in der Nähe des Neumarkts.

Die beiden Drogenmobile auf dem Cäcilienhof in der Nähe des Neumarkts.

Köln – Die beiden Drogenmobile, die vor knapp zwei Monaten auf dem Cäcilienhof in der Nähe des Neumarkts ihren Betrieb aufgenommen haben, finden bei Süchtigen „große positive Resonanz“. Dieses Fazit hat Stefan Lehmann, Koordinator des „Aufsuchenden Suchtclearings“ (ASC) in der Stadt, im Gesundheitsausausschuss gezogen.

Anlass war die Vorstellung der Drogenhilfekonzepts 2020, das die Politiker begrüßten, über das sie aber noch nicht abstimmten. Die Vorlage kommt am 6. Februar in den Stadtrat.

Köln: Drogenkonsum unter medizinischer Aufsicht

In einem der Drogenmobile, die an der Jabachstraße stehen, jeweils zwei Plätze bieten und wochentags von 10 bis 16 Uhr geöffnet sind, können Abhängige unter medizinischer Aufsicht Rauschgift konsumieren – im anderen Fahrzeug finden Beratungen statt. In 31 Betriebstagen seien 575 „Konsumvorgänge“ gezählt worden, verteilt auf 95 verschiedene Personen, sagte Lehmann; an einem Tag sei mit 36 „Vorgängen“ das Maximum erreicht worden.

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Im selben Zeitraum wurden 381 Beratungen in Anspruch genommen, 2666 Nadeln von Spritzen und 2284 Kolben getauscht. Erfreulich sei, dass das Angebot eine „hohe Zahl von Frauen, die auf der Straße konsumieren“, erreiche, sagte Lehmann; in den Beratungen gehe es zum Beispiel um Safer Sex – ein wichtiger Aspekt der Drogenprostitution.

Bedarf für Köln nicht gedeckt

Die 95 Personen „kennen wir alle“, sagte der Sozialarbeiter. Sie kämen vom Neumarkt, dem Friesenplatz oder deren Umfeld, wo sie sich die Drogen beschafften. Damit verneinte Lehmann die Frage, ob die Drogenmobile einen „Sog-Effekt“ ausüben, das heißt Süchtige vom Wiener Platz und aus Kalk in die Innenstadt ziehen. Ungeachtet dessen bleibe der Neumarkt der „Drogen-Hotspot Nummer eins“, denn: „Die Dealer sind nicht weg.“

Das Angebot sei „gut angelaufen“ und werde „gut angenommen“, bekräftigte Sozialdezernent Harald Rau. Allerdings werde die beabsichtigte Wirkung, den Drogenkonsum von Straßen und Plätzen zu verbannen, „noch nicht wirklich gespürt in der Öffentlichkeit“, weil der Bedarf viel größer sei, als er mit den vier Plätzen in den Drogenmobilen gedeckt werden könne.

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Es sei nun einmal eine Zwischenlösung. Nach der Übergangsphase soll es ein stationäres Angebot mit mehr Plätzen geben. Geplant ist, dafür bis 2022 die bisherige Substitutionsambulanz in der Lungengasse umzubauen. „Wir sind wir auf dem richtigen Weg“, resümierte Rau. Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamts, sprach das Problem an, dass sich besonders an den Wochenenden Drogensüchtige an den Eingängen zu den Parkhäusern sammelten. Man wolle die Parkhausinhaber einladen, um darüber zu beraten. Außerdem arbeite das Amt daran, die Öffnungszeiten der Drogenmobile von sechs auf zwölf Stunden auszuweiten.

Effizientes Hilfssystem

Nießen hob die beiden Ziele des Angebots hervor: Die Abhängigen sollten in einem geschützten Raum konsumieren, und die Öffentlichkeit solle den Drogenkonsum „nicht mitbekommen“.

Köln verfüge bereits „über ein hoch entwickeltes, breit aufgestelltes und äußert differenziert ausgebautes Drogenhilfesystem“, heißt es im Konzept. „Doch nichts ist so gut, als dass es nicht noch besser gemacht werden kann.“ Dem dient das umfangreiche Papier, das 2017 bis 2019 mit allen Akteuren, die an der Versorgung von Rauschgiftsüchtigen beteiligt sind, auf der Grundlage des Suchtberichts 2016 erarbeitet worden ist.

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