Abo

Michael Hampe totUnter ihm erlebte die Kölner Oper ihre Glanzzeit

Lesezeit 3 Minuten
Der Opernregisseur Michael Hampe

Michael Hampe ist im Alter von 87 Jahren gestorben.

Michael Hampe ist tot. Der frühere Kölner Opernintendant starb bereits am 18. November in seiner Wahlheimat Schweiz. Er wurde 87 Jahre alt. Als Regisseur war er auch international gefragt. Ein Nachruf von Stefan Rütter.

Die „Ära Hampe“ gilt als besondere Glanzzeit der Kölner Oper. Von 1975 bis 1995 lenkte Michael Hampe als Intendant die Geschicke des Hauses, das unter seiner Leitung internationales Prestige gewann. Regisseure wie Jean-Pierre Ponnelle, Harry Kupfer und August Everding schufen hier Inszenierungen von weithin ausstrahlender Bedeutung. Sängerpersönlichkeiten wie Lucia Popp und Margaret Price, Edda Moser und Kurt Moll waren der Oper Köln als feste Ensemblemitglieder oder regelmäßige Gäste verbunden.

Eine Phase der szenischen Erneuerung war die „Ära Hampe“ indes nicht. Jene konfliktfreudige Polarität von Werk und Inszenierung, die das so genannte „Regietheater“ prägte, hatte hier keinen Platz. Hampes eigene Inszenierungen, ebenso wie die Arbeiten der von ihm engagierten Regisseure, standen eher für die „alte Schule“ der Opernregie im Sinne einer hoch spezialisierten, auf reicher Repertoire-Erfahrung und gründlicher Partitur-Kenntnis basierenden Tätigkeit.

Hampe selbst brachte dazu die besten Voraussetzungen mit. 1935 in Heidelberg geboren, absolvierte er sowohl eine Schauspielausbildung an der Falckenberg-Schule in München als auch ein Musikstudium in den USA. 1965 wurde er Vizedirektor am Schauspielhaus Zürich; 1972 übernahm er seine erste Intendanz am Nationaltheater Mannheim, von wo er 1975 nach Köln wechselte.

Alles zum Thema Oper Köln

Hampe konnte Stars wie Placido Domingo und Kiri Te Kanawa ans Kölner Haus binden

Hier setzte er bald gravierende Veränderungen in der Organisationsstruktur von Ensemble und Spielplan durch. An die Stelle eines breiten Repertoire-Betriebs trat ein „Blocksystem“, das Aufführungsserien weniger Werke miteinander verschränkte. Auf diese Weise konnte Hampe immer wieder Persönlichkeiten des sängerischen Jetsets wie Placido Domingo, Giacomo Aragall oder Kiri Te Kanawa für einen begrenzten Zeitraum an das Haus binden.

Hampes Amtszeit war auch die Ära der großen Kölner Werkzyklen. Legendären Ruf genießt noch heute der Mozart-Zyklus, vom französischen Star-Regisseur Jean-Pierre Ponnelle inszeniert und vom Chefdirigenten John Pritchard musikalisch betreut. Dazu kam in den 1980er Jahren ein Zyklus mit Opern von Leoš Janáček in der Regie des prominenten DDR-Regisseurs Harry Kupfer. Michael Hampe selbst zeichnete für einen viel beachteten Rossini-Zyklus verantwortlich.

Einige dieser Produktionen entstanden in Kooperation mit den Schwetzinger Festspielen, wo sie auch für das Fernsehen aufgezeichnet wurden. Das Schwetzinger Rokoko-Theater war in vieler Hinsicht Hampes künstlerische Heimat. Die tiefe Verwurzelung in der Barockoper mit ihrer streng stilisierten Bühnensprache und ihrer suggestiven Beschwörung des Wunderbaren und Übernatürlichen war auch seinen Regiearbeiten immer wieder abzulesen – so etwa bei der eindrucksvollen Visualisierung von Monteverdis „Ulisse“ in der Neufassung von Hans Werner Henze.

Als Regisseur wirkte er an Mailänder Scala, in London, Paris und Tokyo 

Seine erfolgreiche Tätigkeit in Köln machte Michael Hampe auch zu einer gefragten Persönlichkeit auf dem internationalen Opernparkett. Als Gastregisseur wirkte er unter anderem in London, Paris, Sydney, Tokyo und an der Mailänder Scala. Mehre Jahre lang gehörte er neben Herbert von Karajan dem Direktorium der Salzburger Festspiele an.

In Köln hat Michael Hampe nach seinem Abschied im Jahre 1995 noch mehrfach inszeniert: In „Così fan tutte (2006), „La Bohème“ (2015), „Fidelio“ (2017) und „Die Zauberflöte“ (2020) blieb er seinen Prinzipien einer ästhetisch exquisiten, musikkongruenten und am überzeitlichen Ethos der Werke orientierten Darstellung treu. „Bohème“ und „Zauberflöte“, beim Publikum außerordentlich beliebt, werden noch im Laufe dieser Spielzeit an die Kölner Oper zurückkehren.

Hohe Eloquenz, eine geradezu barocke Wissenswucht und persönlicher Charme machten Michael Hampe auch zu einer charismatischen Lehrerpersönlichkeit. 1977 ernannte ihn die Kölner Hochschule für Musik und Tanz zum Professor; hier blieb bis ins hohe Alter hinein pädagogisch aktiv. Seine Vorstellungen über die Oper als Institution und Kunstform hat er in einer 2015 veröffentlichten „Opernschule“ niedergelegt, die sich auf lustvolle Weise quer zum Zeitgeist stellt.

Am 18. November ist Michael Hampe 87-jährig in seiner Wahlheimat Zürich gestorben, wie der Wienand Verlag mitteilte. Verleger Michael Wienand hatte die Nachricht von der Familie erhalten. 

KStA abonnieren