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Gender-DebatteWarum Dieter Hallervorden nicht von Vergewaltigung reden sollte

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Dieter Hallervorden

Berlin – Die Debatte ums Gendern, also genauer gesagt, um den geschlechterbewussten Sprachgebrauch, sollte dringend mal geführt werden; wie wir sprechen und schreiben geht uns schließlich alle an. „Ach“, sagen Sie, „wird sie doch. Ich kann es schon nicht mehr hören!“ Nein, wird sie nicht. Warum sollte man auch diskutieren, wenn man sich entrüsten kann?

Nun also Dieter Hallervorden, oder sollte man sagen: schon wieder. Der Mann redet ja, seit ihn keiner mehr „Didi“ nennt, quasi nonstop Nonsens.  Sein Schlosspark Theater werde sich, gab Hallervorden in dieser Woche auf der Spielzeit-Vorstellung desselben zum Besten, nicht am Gendern beteiligen. Denn das hieße, „die deutsche Sprache zu vergewaltigen“. Sprache entwickele  sich nicht von oben herab auf Befehl: „Es hat in der letzten Zeit nämlich zwei Versuche gegeben. Einmal von den Nazis und einmal von den Kommunisten.“

Palim-Palim-Witze

Die Twitter-Gemeinde, allen voran Jan Böhmermann, reagierte mit genervten Palim-Palim-Witzen. Aber wir wollen Dieter Hallervorden nicht vorwerfen, dass er mal witzig war.

Alles zum Thema Jan Böhmermann

Was wir ihm durchaus vorhalten wollen: Dass er sich zwar noch nie öffentlich dazu geäußert hat, wie viele Frauen jährlich in Deutschland vergewaltigt werden, wie wenige dieser Vergewaltigungen angezeigt werden und wie beschämend niedrig die Verurteilungsraten in Vergewaltigungsprozessen sind. Dass er stattdessen aber der Meinung ist, die deutsche Sprache würde vergewaltigt, wenn man ihr eine Form zumutet, die Frauen inkludiert.

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Früher warf sich Hallervorden zum allgemeinen Amüsement in besetzte Badewannen, ließ sich Farbeimer über den Kopf stülpen, oder Abhänge hinunterrollen. Heute betreibt er intellektuellen Slapstick: Das Opfer ist nun nicht länger er selbst, sondern alle, die nicht alt, weiß, männlich, reich, oder was er sonst so für selbstverständlich hält, sind.    

Beim Gendern geht es um Fairness gegenüber marginalisierten Gruppen. Man kann zum Beispiel darüber streiten, ob Fairness schon mit einem kleinen Sternchen zu haben ist. Was man nicht kann: Benachteiligte Menschen, die sprachliche Repräsentation fordern, mit massenmörderischen Diktaturen zu vergleichen. Das sollte doch selbst der Kuh Elsa klar sein. 

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