Kommentar zur Oma-SatireMüde Provokation von Jan Böhmermann

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Böhmermann neue ZDF Show

Jan Böhmermann 

Die Konjunkturwellen der Empörung schlagen besonders hoch, seit Medien wie Twitter zu ebenso reflexhaften wie verbal limitierten Reaktionen einladen.

Der WDR bekam das vor knapp einem Jahr zu spüren, nachdem er die motorradfahrende Oma im Hühnerstall verballhornt hatte – und die überschäumende Wut in den sozialen Netzwerken gar dazu führte, dass sich der Ministerpräsident von NRW einschaltete und der Intendant des Senders am Ende entschuldigte. Was im Gegenzug wiederum zu Ärger und Vorhaltungen führte.

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Dergleichen bleibt nun aus im Gefolge eines Wiederbelebungsversuchs der Satire, den Jan Böhmermann im ZDF startete. Jetzt steht die Oma nicht mehr als „Umweltsau“, sondern als Corona-Leugnerin am Pranger – die Melodie bleibt sich gleich. Und auch die Reaktionen in den digitalen Foren tanzen nach derselben Pfeife wie vor einem Jahr, zwischen wutschnaubender Ablehnung und enthusiastischem Applaus, nur nicht ganz so zahlreich und breitenwirksam wie beim „Oma-Gate“ des WDR.

Kleiner Skandal

Besonders originell ist Böhmermanns Einfall dennoch nicht, man könnte sogar glatt auf den Gedanken kommen, dass er sich die eher enttäuschende Bilanz seiner Sendung im ZDF-Hauptprogramm mit einem kleinen Skandal aufhübschen wollte. Das Ergebnis ist doppelt ernüchternd: Der Satiriker reproduziert die Muster einer Provokation, über die sich längst niemand mehr wirklich aufregt. Und diejenigen, die sich trotzdem partout aufregen, springen über jedes Stöckchen, dass man ihnen hinhält.

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