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TV-KritikDer „Tatort“ aus Köln ist zum Glück nicht baden gegangen

Lesezeit 3 Minuten
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Was verschweigt Polizist Emre Topal (David Vormweg) über den Einsatz auf der Silvesterparty vor vier Jahren. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, r) versucht es herauszufinden.

Der Fall

Auf der Silvesterparty des Schauspieler-Paares Moritz (Thomas Heinze) und Carolin Seitz (Nina Kronjäger) vor vier Jahren lag am Ende eine Leiche im Pool. Thore Bärwald (Max Hopp), einst mit Moritz Seitz auf der Schauspielschule, hatte sich selbst eingeladen, so ziemlich jeden beleidigt, mit dessen minderjähriger Tochter geschlafen und war dann durch einen Stromschlag, versucht durch einen ins Wasser gestoßenen Scheinwerfer, gestorben.

Für „Tatort“-Fans

„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.

Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.

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Moritz Seitz wanderte als Mörder in den Knast. Doch vier Jahre später gestand plötzlich Ole Stark (Martin Feifel) den Mord. Er wurde verurteilt, Seitz kam frei. Doch Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) trauten diesem Geständnis nicht.

Die Auflösung

Die Auflösung war durchaus überraschend. Weder Seitz noch Stark hatten ihren früheren Freund getötet. Es war der Nachbar, der sich über das Verhalten der Partygäste - und aus gutem Grund besonders über Bärwald - geärgert hatte. 

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Stark hatte den Mord gestanden, weil Seitz ihm dafür Geld versprochen hatte. Und Carolin Seitz' neuer Lover Frank Heise (Florian Arnold), der damals als Polizist am Tatort war, wusste zwar, dass Seitz unschuldig war, hatte ihm aber den Mord in die Schuhe geschoben, um freie Bahn bei Carolin zu haben. Als Moritz Seitz das herausfand, erschoss er den Rivalen.

Das Schauspieler-Milieu

Seinen besonderen Reiz gewann dieser "Tatort" durch das  Milieu, in dem er spielte. Abgehalfterte Fernsehschauspieler, die ihre besten Jahre hinter sich hatten und von früherem Ruhm träumten.

In Krimis darf man ja ohnehin niemandem trauen, aber bei Schauspielern ist man natürlich besonders skeptisch. Die wissen ja, wie man sich verstellt. Mit diesem Motiv spielte der Film sehr schön. "Ich bin vom Fach. Ich habe gespielt, was Sie sind", sagt Carolin Seitz zu Ballauf, weil sie lange eine Polizistin in einer Vorabendserie spielte.

Kronjäger, Heinze, Feifel und Hopp nutzen das Potenzial ihrer Rollen aus. Da ist verdammt viel Pathos im Spiel, aber so ist das wohl bei Schauspielern, die sich gegenseitig ständig beweisen wollen, dass sie es noch draufhaben.

Fazit

Autor Wolfgang Stauch und Regisseur Torsten C. Fischer trauten sich zum Glück, den Zuschauern einige Zeitsprünge zuzumuten. Und zwar ohne das groß zu erklären. Trotz der Suche nach der Antwort auf die klassische Krimifrage, wer es denn nun war, erlaubte sich dieser Film mehr zu sein als der typische "Tatort". 

Auch wenn der Swimmingpool eine zentrale Rolle in "Vier Jahre" spielte - dieser Film ging nicht baden. Ganz im Gegenteil.

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