„Umwege sind notwendig“Wolfgang Stumph wird 75 und spielt noch einmal Stubbe

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Wolfgang Stumph und seine Tochter Stephanie spielen noch einmal gemeinsam in "Stubbe".

Herr Stumph, 2014 haben Sie Stubbe in den Ruhestand geschickt. Warum eigentlich? Es lief doch gut.

Stubbe gehörte nach 50 Folgen zu den erfolgreichste Samstagabend-Krimisendung mit bis zu neun Millionen Zuschauern. Wenn es am schönsten ist, soll man ja aufhören. Schauspielkollegin Stephanie, die mit neun angefangen hat zu drehen, bekam dann mit 28 Jahren den Stubbe als Klischee angeheftet. Sie war »Tochter von...« und dies, obwohl sie nach dem Schauspielstudium neben »Stubbe« zahlreiche Filme gedreht hatte. 2015 haben wir beide beschlossen, neue Wege zu gehen.

Die dann erst mal getrennt verliefen.

Und das war gut so. Stephanie hat nicht nur als Moderatorin, Schauspielerin, Songschreiberin genug eigene Spuren hinterlassen und ist so längst nicht mehr nur »die Tochter von Stubbe/Stumph« Jetzt bin ich stolz „Der Vater von...“.

Aber nun sind Sie beide noch mal in „Stubbe“ zu sehen. In diesem zweiten Special geht es um illegale Machenschaften in der Pflege. Warum dieses Thema?

Als das Buch 2019 entstand , war von Corona noch keine Rede. Doch die Probleme in der Pflege waren da schon deutlich zu sehen. Wir wollten die Wichtigkeit der Pflegeberufe in den Mittelpunkt stellen. Dies war uns schon damals ein Anliegen. Wir wollten die Achtung vor deren Leistung zeigen, aber auch die möglichen Fehler in den Strukturen aufzeigen. Durch die aktuelle Krise in den Alten- und Pflegeheimen wird die Problematik noch einmal sehr deutlich.

Sie haben mal gesagt, dass Sie auch überlegt haben, ob sie den „Stubbe“ nochmal fortsetzen, weil sie der ohnehin schon sehr üppigen deutschen Krimilandschaft nicht noch einen hinzufügen wollen. Ist das der Grund, warum der Kriminalfall in diesem Film in den Hintergrund tritt?

Die Stubbe-Reihe erzählt die Familiengeschichte eines ganz normalen Kriminalkommissars aus Dresden, der elbabwärts nach Hamburg gezogen ist. Seit 1995 wird der berufliche und familiäre Weg dieses Kommissars widergespiegelt. Die Reihe war Generationsübergreifend und in der Entwicklung der Figuren der letzten 26 Jahren verbunden. Diese Marke wollten wir auch im zweiten Stubbe-Spezial behalten. Reine Krimis gibt es mehr als Kochsendungen und Rate-Shows.

Sie arbeiten auch seit langem bei vielen Projekten als Koproduzent. Warum diese Doppelbelastung?

Es ist wichtig, dass man mitmacht und nicht mit sich machen lässt. Das ist auch eine Lebens-und Arbeitserfahrung aus meiner Kabarettzeit. Ich habe nie nur vom Blatt gespielt, sondern immer auch etwas von mir und meiner Haltung eingebracht. Ich war immer mit meinem Stumph-Sinn engagiert. Das mag manche in der Filmbranche verwundern. Mir geht es darum, dass man versteht, dass der Schauspieler, der an der Entstehung eines Projektes von Anfang an beteiligt ist, sich verantwortlich fühlt.

Ist es Ihnen immer gelungen, sich treu zu bleiben oder gibt es auch Rollen, die Sie heute nicht mehr spielen würden?

Da ich ein Freischaffender bin und dies wörtlich nehme, bin ich für meine Entscheidungen auch selbst zuständig und antworte mit Nein. Umwege sind notwendig, um den eigenen Weg zu finden.

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Wie hat die Corona-Pandemie Ihre Arbeit beeinflusst?

Wir hatten beim Dreh von »Stubbe« im Sommer ein ganz starkes Hygiene-Konzept. Hätte wir dies nicht beachtet, wären mindestens 40 Arbeitsplätze gefährdet. Das tut schon weh. Aber der Lockdown hat meine Kreativität als Freischaffender und Selbstständiger nicht unterbrochen. Na gut, den Frosch in der 100. Vorstellung der „Fledermaus“ in der Semperoper kann ich erst in der nächsten Spielzeit spielen. Bis dahin warte ich auf den Impfstoff, wie das ganze Land.

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