Zukunftskultur in EhrenfeldZamus und Studio für E-Musik unter einem Dach

Lesezeit 3 Minuten
zamus1

So soll das Elektronische Studio im Zamus einmal aussehen.     

Köln – Die Zukunft des Ehrenfelder Helios-Geländes nimmt Gestalt an – die Nachkriegstristesse weicht in diesen Tagen endgültig einem Stadtquartier mit sehr individuellem Profil und Konzept. Das gilt auch für das rund um den historischen Helios-Turm beheimatete „Zentrum für Alte Musik“ (Zamus), für das die Stadt soeben die Weichen in Richtung Sanierung, Erweiterung und Modernisierung gestellt hat.

Angesichts der gestiegenen Bedeutung dieses Produktions- und Aufführungssegments in den vergangenen Jahren gerade in Köln entspricht das Vorhaben erkennbar einer Notwendigkeit. Integraler Bestandteil des Projekts ist allerdings genauso die Integration und Wiederinbetriebnahme – und damit die Kölner Wiederansiedlung – des durch Karlheinz Stockhausen legendären WDR-Studios für Elektronische Musik. Es befindet sich seit Jahrzehnten im Zustand unerlöster Heimatlosigkeit, fristete ein Kellerdasein unter einem Ossendorfer Fitnessstudio.

Das könnte Sie auch interessieren:

NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Kulturdezernent Stefan Charles sowie die Repräsentanten von Trägervereinen, Zamus und WDR stellten am Freitag an Ort und Stelle vor, was sich auf dem Zamus-Gelände in den kommenden vier Jahren – mit der Zielperspektive „Zamus 2.0/SEM“ tun soll. Zuvor hatte der Rat beschlossen, jährlich einen sukzessiv ansteigenden Betriebskostenzuschuss in Höhe von bis zu 791 000 Euro von 2026 an für besagte Trägervereine – die „Kölner Gesellschaft für Alte Musik“und „ON Neue Musik Köln“ – zu gewähren (plus 180 000 Euro bisherige städtische Programmförderung an ON). Das Land hat einen komplementären Zuschuss – also in nämlicher Höhe – zugesagt.

Alles zum Thema Henriette Reker

Entwickelt hatten das Konzept Zamus 2.0/SEM in Abstimmung mit dem Kölner Kulturamt und dem Vermieter der Immobilie die Alte-Musik-Gesellschaft und der Arbeitskreis „Studio elektronische Musik“. Sie formulierten, für die Politik offensichtlich überzeugend, die wesentlichen Ziele und Aufgaben des zukünftigen Musikzentrums.

Materiale Basis von allem ist die schiere Flächenverdopplung des Zamus auf 2250 Quadratmeter – zu welchem Behufe zumal die Rheinlandhalle östlich des Heliosturms erschlossen und entsprechend umgebaut wird. Das Raum- und Ausstattungskonzept, das in enger Kooperation mit dem Kölner Architekturbüro Jocks Planungen entstand, umfasst einen Proben- und Konzertsaal von 300 Quadratmetern für 150 Personen (Helios-Saal), einen Proben- und Konzertsaal von 265 Quadratmetern für 130 Personen (Ehrenfeld-Saal), einen kleinen Probensaal von 30 Quadratmetern, Foyers, Büroräume, Gästezimmer, Übezellen, Küche und Sanitärräume – und eben das Studio für Elektronische Musik einschließlich Lager, Werkstatt und Personalräume mit einem Umfang von 260 Quadratmetern.

Modern und zukunftsstark muten Jocks’ Visualisierungen an, modern und zukunftsstark ist aber vor allem die Idee des Ganzen. Vor Jahren noch hätte die – hier wohl erstmals programmatisch praktizierte und bei der Pressekonferenz als „europäischer Innovationshub“ gefeierte – Zusammenführung von Alter und Neuer Musik unter einem Dach verständnisloses Stirnrunzeln provoziert.

Aber die beiden angeblich getrennten Welten sind längst füreinander durchlässig geworden: „Das Zamus“, konstatiert Geschäftsführerin Mélanie Froehly, „erwartet sich wertvolle Synergien und weitere spannende Kooperationen zwischen Alter und Neuer Musik, wie sie seit Jahren bei den Projekten «zamus: unlimited» und «zamus: advanced» oder auch beim «zamus: early music festival» realisiert werden.“ Schon lange seien viele Musiker sowohl in der Alten als auch in der Neuen Musik aktiv.

Die Pressemitteilung der Stadt benennt ein weiteres Vergleichsmoment: „Ebenso wie die Alte Musik kann nun auch Elektronische Musik adäquat erforscht, aufgeführt und gehört werden. Mit dem Zamus 2.0/SEM entsteht das Zentrum für authentische Aufführungspraxis. Köln und NRW stärken so ihren Ruf als Hochburg der Alten Musik wie der Neuen Musik.“

KStA abonnieren