Bach und Händel in der PhilharmonieBerliner Akademie für Alte Musik glänzt in Köln

Lesezeit 2 Minuten
Forck2

Konzertmeister Bernhard Forck                     

Köln – Am Schluss des Philharmonie-Konzerts wurde es dann noch einmal richtig interessant: Die Berliner Akademie für Alte Musik spielte einen Satz aus einer Telemann-Suite, der ob seiner exquisit-exotischen Anmutung (Liegebässe, Bordunquinten und anderes) deutlich gegen das zuvor erklungene Bach/Händel-Traditionsrepertoire abstach.

Ausgerechnet Telemann, der qualitätsermäßigte Vielschreiber? Vorsicht, da sind immer noch viele Vorurteile am Werk, die vielleicht auch durch das ursprünglich geplante Programm hätten revidiert werden können. Das sah nämlich zwei Bratschenkonzerte aus seiner Feder vor, die jetzt wegen der Corona-Erkrankung des Solisten Antoine Tamestit ins Wasser fielen. Sie sind indes mit anderen Telemann-Werken auf der neuen CD der illustren Alte-Musik-Formation enthalten, für die diese mit der Zugabe eindringlich zu werben sich nicht entgehen ließ.

Das könnte Sie auch interessieren:

Trotzdem schade. Um den Kölner Auftritt zu retten, hatte die Akademie nach dem Allerbekanntesten gegriffen: zwei Concerti grossi aus Händels opus 6 und den Brandenburgischen Konzerten Nummer 3, 4, 5 und 6. Klar, diese Stücke spielen die Berliner im Schlaf, und der Gefahr von Routine auf höchstem Niveau entging die Aufführung dann auch nicht ganz. Das groß zu bemeckern verbietet sich freilich – die Kölner Musikfreunde durften froh darüber sein, dass der Abend überhaupt stattfand.

Alles zum Thema Konzerte in Köln

Die Akademie überzeugt vor allem dadurch, dass sie – trotz aller Vitalität, Phrasierungsgenauigkeit, Lautstärkedifferenzierung und flexibler Stimmengewichtung im einzelnen – nie den knallig-vordergründigen Effekt sucht, sondern sich tief einer Ästhetik des schönen Klangs verpflichtet weiß. Die großartige Homogenität von Auffassung und Realisation wird dabei immer wieder am Detail erlebbar: etwa wenn im Eröffnungssatz des dritten Brandenburgischen der Einsatz des letzten Ritornells elegant verzögert wird oder nach der großen Cembalokadenz im Fünften das Tutti mit einer Selbstverständlichkeit einsetzt, als sei da nichts gewesen.

Superb sind auch die Solisten: Konzertmeister Bernhard Forck, Cembalist Raphael Alpermann und Flötist Christoph Huntgeburth. Freilich beschert der zarte Ton seiner Traversflöte in der Philharmonie Balanceprobleme – das Instrument erheischt schlicht einen intimeren Raum. 

KStA abonnieren