Kölner Chorleiter gehtStabwechsel im Zeichen von Corona

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Stefan Parkman

Stefan Parkman

  • Stefan Parkman, langjähriger Leiter des WDR-Chors, verabschiedete sich aus Köln - mit Johann Sebastian Bach.
  • Die schwierige Akustik der Minoritenkirche wurde unter Corona-Bedingungen zum erheblichen Problem.
  • Aber nicht alles kann der schlechten Akustik angelastet werden, findet unser Musikkritiker.

Köln – Im Musikbereich sind Chöre aus naheliegenden Gründen von der Corona-Krise mit am ärgsten getroffen. Das musste jetzt auch der WDR Chor erfahren – und zwar in einem besonders unpassenden Augenblick: dem der Verabschiedung seines Chefdirigenten Stefan Parkman, der das Ensemble nach sechs Jahren verlässt. Durchaus nicht im Unfrieden – der Schwede hat allgemeiner Einschätzung und nicht zuletzt der der Chormitglieder zufolge viel für die Stabilisierung und Entwicklung der Formation nach Jahren der Krise getan.

Zum Abschied eine problematische Akustik

Einen würdigen Rahmen hatte man für Parkmans Ausstand gewählt: die in mittägliches Sonnenlicht getauchte Minoritenkirche, in der, vom scheidenden Chef geleitet und von Christian Rohrbach an der Orgel begleitet, Bachs Motette „Jesu, meine Freude“ erklang. Die fünf Stimmen der Partitur waren freilich nicht chorisch, sondern solistisch besetzt worden. Und eher solistisch mutete auch das Publikum an: Die pandemiebedingt wenigen Zuhörer verloren sich in der Weite des Kirchenschiffs. Nun ist die Minoritenkirche allen Stimmungsqualitäten zum Trotz akustisch eh problematisch, und vollends unzuträglich wird es, wenn nicht eine gute Publikumsfüllung den Nachhall auffängt und reduziert.

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Parkman hielt seine Sänger sichtbar zu einer aus der Textdarstellung gezeugten gestischen Lebendigkeit und Eindringlichkeit an – die nur leider unzureichend hörbar wurde. In den schnellen Teilen schwammen die Linien ineinander, Fugeneinsätze waren als solche nicht mehr zu erkennen, baden ging je nachdem auch der Cantus firmus. Generell flossen Folgeakkorde leicht dissonant zusammen – was die vorhaltsreiche Bach’sche Harmonik um einen Teil ihrer Wirkung brachte. Und den Synkopen kam jener „Swing“ abhanden, der diese Musik so unwiderstehlich macht.

Die künstlerische Gesamtleistung kann ob dieser Rahmenbedingungen nur unzulänglich beurteilt werden. Immerhin sorgten die Feinheiten der dynamischen Abstufung, die bewegliche Formung seites der Stimmen und der reich gegliederte Fluss des Ganzen dafür, dass von der großartigen Intensität dieser Musik immer noch genug „ankam“. Auf der anderen Seite konnten nicht alle Defizite der Akustik angelastet werden. Hier eine grell ausbrechende Koloratur, dort eine im Vergleich unterrepräsentierte Stimme, gelegentliche Intonationsfehler – zwischen den Solostimmen war durchaus ein Qualitätsgefälle wahrnehmbar. Am stärksten kamen – und das lag auch, aber nicht nur an der exponierten Lage – die Randstimmen zur Geltung: die Sopranistin Benita Borbonus und der Bassist Johannes Hill.

Nachfolger wird Nicolas Fink

Noch in diesem Monat – am 25. September, 20.15 Uhr, in Sankt Aposteln – stellt sich der Schweizer Nicolas Fink vor, Parkmans Nachfolger seit Beginn dieser Saison. Auf dem Programm steht beziehungsreich eine Anti-Pest-Messe des italienischen Barockmeisters Orazio Benevoli. Simon Halsey wurde auf den neugeschaffenen Posten eines Kreativdirektors berufen, als welcher er mit dem Chor Sonder- und zumal Mitsingprojekte realisiert. Stefan Parkman bleibt, so wird versichert, dem Ensemble als weiterhin gern gesehener Gast verbunden.

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