Programmänderung und EinsparungenSchlechte Stimmung beim Deutschlandradio

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Das Funkhaus in Berlin.

Das Funkhaus in Berlin.

Berlin – Der bunte Kakadu, das Maskottchen des gleichnamigen Kinderprogramms bei Deutschlandfunk Kultur, sieht eigentlich ziemlich fröhlich aus. Doch die Stimmung der Mitarbeiter, die das Angebot machen, ist zurzeit eine andere. Die Geschäftsleitung des Deutschlandradio hat beschlossen, die 15-Uhr-Sendung an Werktagen zu streichen. Stattdessen wolle man neue Podcasts und andere Online-Formate entwickeln, heißt es aus der Pressestelle.

Mit einem linearen Angebot erreiche man die Zielgruppe nicht mehr angemessen. Das Aus für das bekannte Format bedeuteten diese Pläne aber nicht, so Deutschlandradio-Sprecher Jörg Schumacher auf Anfrage: „Die Marke soll erhalten bleiben.“ Die Sonntagsausgabe werde es weiterhin geben. Kinder seien nach wie vor als Zielgruppe sehr wichtig.

Unverständnis und Sorge

Viele Mitarbeiter können diesen Schritt gerade deshalb nicht nachvollziehen. „Viele Kollegen waren geschockt. Dass eine Sendung wie der Kakadu so zusammengestrichen wird, kommt selten vor und bedeutet für viele freie Mitarbeiter einen harten finanziellen Einschnitt. Zudem verliert der Sender dadurch die Hörer von morgen“, erzählt ein Deutschlandradio-Mitarbeiter. „Die Kindersendung Kakadu braucht einen täglichen, festen Sendeplatz im linearen Programm von Deutschlandfunk Kultur“, heißt es in einem Offenen Brief.

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Programmdirektor Andreas-Peter Weber stellte sich am Donnerstagnachmittag gemeinsam mit Intendant Stefan Raue den Mitarbeitern in Berlin. Doch die Änderungen hatte Weber bereits in einem Interview mit der Deutschlandfunk-Medienmagazin „@mediasres“ bestätigt. Das kam bei den Kollegen gar nicht gut an. Zumal „Kakadu“ nicht das einzige Format ist, das schwere Einschnitte verkraften muss. So wird „Studio 9 kompakt“ werktags um 22.30 Uhr Konzert- und Hörspielschienen weichen müssen. Das bestätigt das Haus. „Spiegel online“ meldet zudem, zum ersten Juli werde der „Aktuelle Sport“ wochentags ersatzlos gestrichen. Bei den Nachrichtenschichten des Kultursenders prüfe man derzeit, ob jeweils eine Stelle wegfallen könne. Und die Kultursendung „Fazit“ solle um drei Beiträge pro Woche reduziert werden. Zu diesen möglichen Veränderungen wollte das Deutschlandradio am Donnerstag keine Stellung abgeben.

Einsparungen notwendig

Sprecher Schumacher betonte, alle Änderungen seien programmstrategischen Überlegungen geschuldet. Der Spardruck, der auf dem Haus lastet, sei nicht der Grund. Doch gespart werden muss auch. 60 Millionen Euro beträgt der Personaletat im Jahr, 2017 wurde er um eine Million Euro überschritten. Dieses Jahr müssen 500.000 Euro strukturell eingespart werden, so Schumacher. Wie genau das erreicht werden soll, sagte er nicht.

Für viele Mitarbeiter spart das Haus am falschen Ende. „Wenn am Programm gekürzt wird, betrifft das zu allererst die freien Mitarbeiter, die keine Aufträge mehr bekommen. Egal wie lange sie schon dabei sind“, heißt es aus der Redaktion. Möglichkeiten einer gemeinsamen Diskussion, um andere Lösungen zu finden, gebe es nicht. „Das ist immer wieder schmerzhaft zu erfahren.“ Entsprechend schlecht ist die Stimmung im Berliner Funkhaus des Deutschlandfunk Kultur zurzeit.

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