WDR-JournalistGerd Ruge im Alter von 93 Jahren gestorben

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Gerd Ruge

Köln – Jahrzehntelang hat er den Fernsehzuschauern Einblicke in fremde Länder gegeben – als viele Länder noch wirklich fremd waren, weil es noch keinen Massentourismus und kein Internet gab. Dazu reiste er unermüdlich. „Gerd Ruge unterwegs“ - so hieß die ARD-Serie, für die er nach seiner Pensionierung Auslandsreportagen lieferte. Dieser Titel beschreibt auch sein Leben.

Dabei war Ruge, der am Freitagabend im Alter von 93 Jahren in München gestorben ist, kein rasender Reporter, sondern ein ruhiger. Dass er nicht lange am selben Platz verharrte, lag, wie er sagte, an den interessanten Themen, die ihn lockten: „Ich glaube nicht, dass das Rastlosigkeit war. Es ist Neugier, das Interesse, zu sehen, was in einem Land passiert.“

In den Mittelpunkt seiner ARD-Berichte stellte Ruge am liebsten Menschen jenseits von Prominenz und Glamour. Schon 1963 prägten nicht Archivbilder seinen Film zu Stalins zehntem Todestag, sondern die Aussagen von Zeitzeugen. Diesem Vorgehen blieb er ebenso wie seinem nuschelnden Sprechstil treu.

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„Wenn etwas Wichtiges passierte, konnte man ihm stets vertrauen“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ über Ruge zu dessen 90. Geburtstag. 1968 berichtete er zum Beispiel aus den USA über die Morde an Robert Kennedy und Martin Luther King. Sein journalistischer Einsatz als direkter Zeitzeuge der Ermordung Kennedys zählt zu seinen wohl schwersten Reportermomenten. Er erlebte Glasnost und Perestroika unter Michail Gorbatschow und den Putsch 1991, dem sich Boris Jelzin auf dem Panzer entgegenstellte. Gerd Ruge wurde 1928 in Hamburg geboren.

Als 16 Jahre alter Soldat überlebte er mit Glück die Endphase des Zweiten Weltkriegs. 1956 ging er als ARD-Korrespondent nach Moskau, 1964 in die USA. 1970 übernahm er die Leitung des WDR-Studios in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn.

Ruge initiierte auch das TV-Format „Weltspiegel“, das es bis heute gibt, mit. Von 1981 an moderierte er das Polit-Magazin „Monitor“, 1984/85 war er WDR-Fernsehchef. „Das musste gemacht werden, am glücklichsten war ich aber immer als Auslandskorrespondent.“ Weshalb es ihn 1987 noch einmal in die Sowjetunion zog. Seinen Ruhestand verbrachte Ruge, der dreimal verheiratet war, in seiner Wahlheimat München. (dpa)

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