LandesgartenschauIm alten Wassergraben gebuddelt

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Deutlich sind die Reste der Stützpfeiler für die Zugbrücke zu erkennen. Auch Rückschlüsse auf die Vorgängerburg sind möglich.

Deutlich sind die Reste der Stützpfeiler für die Zugbrücke zu erkennen. Auch Rückschlüsse auf die Vorgängerburg sind möglich.

Zülpich – Drei Wochen lang haben sie hinter der Zülpicher Burg gegraben und mit dem lehmigen Boden gekämpft. Doch das Ergebnis kann sich für die Mitarbeiter des Amtes für Bodendenkmalpflege vom Landschaftsverband Rheinland sehen lassen. „Wir haben die Gelegenheit genutzt, hier zu graben“, sagte Petra Tutlies, Leiterin der Außenstelle Nideggen. Denn der Wallgraben wird für die Landesgartenschau neu gestaltet, und Untersuchungen waren notwendig, um archäologische Funde zu dokumentieren.

Am Montag stellten Petra Tutlies, Christoph Hartmann, Geschäftsführer der Landesgartenschau Zülpich GmbH, und Bürgermeister Albert Bergmann, die Ergebnisse vor.

Durch den Hintereingang

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Bereits vor den Grabungen war klar, dass man sich auf hochinteressantem Terrain bewegen würde. Deutlich sind mittlerweile ein etwa 20 Meter langer Graben und Überreste von Stützpfeilern für eine Brücke von der hinteren Seite der Burg zum Wallgraben zu erkennen. Die Zugbrücke ermöglichte den Zugang zur Burg, ohne dass die Benutzer durch die Stadt hätten gehen müssen. Für einige weniger beliebte Burgherren dürfte dieser Weg von großem Nutzen gewesen sein.

Das Überraschende sei nicht gewesen, dass sie überhaupt etwas gefunden hätten, sondern dass sie auf recyceltes Baumaterial gestoßen seien, erklärte Tutlies. Dies lasse Rückschlüsse auf die Vorgängerburg zu. Um 1350 hatten die Jülicher Grafen dort eine Burganlage gebaut. Allerdings konnten sie sich nicht lange an ihrem Besitz erfreuen, denn schnell ging der Besitz wieder an das Erzbistum Köln über. Die alte Burg wurde abgerissen. 1369 entstand die kurkölnische Landesburg, die vom Kölner Erzbischof Friedrich II. von Saarwenden gebaut wurde.

Kanonenkugel

Neben den Brückenpfeilern gruben die Wissenschaftler noch einige andere interessante Fundstücke aus. Zerbrochenes Gebrauchsgeschirr, Bauteile und Speiseabfälle fanden sich, aber auch eine kleine Kanonenkugel aus Drachenfelstrachyt. Aus diesem Material sind auch viele Teile des Kölner Doms gebaut. Die 2,5-pfündige Kugel wurde aus einer leichten Steinbüchse abgeschossen und kann vermutlich die letzten Auseinandersetzungen um die Burg zwischen Köln und Jülich dokumentieren.

Was macht man nun mit diesem Fund? Diese Frage stellten sich nach den Ausgrabungen die Verantwortlichen der Stadt und der Landesgartenschau GmbH. „Wir haben überlegt, an dieser Stelle wieder eine Brücke zu errichten“, erzählte Christoph Hartmann. Doch dies ist nicht möglich, da zum einen der Besucherstrom durch Privatgelände der Burg fließen müsste und zudem der Anschluss in der Burg selbst nicht barrierefrei gestaltet werden könnte. „Die Funde werden aber in jedem Fall kenntlich gemacht“, versicherte Geschäftsführer Hartmann.

Gastronomiebereich

Mit den künftigen Baumaßnahmen wird die historische Burg frei gestellt, von allen äußeren Anbauten befreit. Eine Freitreppe neben der Burganlage wird zu einer Brücke über den Wallgraben führen, von wo aus die Besucher dann auf den neuen Platz gelangen. Entstehen soll dort neben einer Bühne auch ein Gastronomiebereich.

Für viele Zülpicher wird es dann das erste Mal sein, dass sie diese Seite der Burganlage entdecken können. Denn zuvor war das Gelände nicht öffentlich zugänglich und völlig zugewachsen. Im Frühsommer werden voraussichtlich die Arbeiten zur Umgestaltung beginnen.

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