Im September kam es bei einer ähnlichen Veranstaltung zu Gewalt. Auch am Samstag wird eine Tagung erneut von Protest begleitet.
Kardinal Woelki hält RedebeitragBündnis demonstriert gegen „Pro Life“-Treffen beim Erzbistum Köln
Rund 100 Personen haben nach Polizeiangaben am Samstag (20. April) am Kölner Maternushaus gegen ein Treffen von „Pro Life“-Fundamentalisten protestiert. Im Hotel- und Seminargebäude des Kölner Erzbistums fand eine Tagung unter dem Titel „Grenzbereiche des Lebens – zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ statt, auf der unter anderem der Kölner Kardinal Woelki einen Redebeitrag hält. Im vergangenen September war es bei einer ähnlichen Veranstaltung – „Marsch für das Leben“ – zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen.
„Bundesverband Lebensrecht“: Christen und Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen unter einem Banner
Veranstaltet wird die Tagung in Köln vom „Bundesverband Lebensrecht“, einem Zusammenschluss von fundamentalistischen Christen, Gegnern von Schwangerschaftsabbrüchen, Sterbehilfe, Präimplantationsdiagnostik, Stammzellforschung und weiteren „Pro Life“-Anhängern.
Die „Lebensrechtler“ stellten sich jüngst gegen die von der beauftragen Kommission vorgeschlagene Reform des Paragrafen 218, der Abtreibungen regelt: „Es ist im höchsten Maße befremdlich, dass die Kommission es ganz offenbar für ethisch und auch in juristischer Hinsicht gerechtfertigt hält, dem ungeborenen Kind im frühesten Stadium seiner Existenz kein umfassendes Lebensrecht zuzusprechen“, teilte der Bundesverband seine Kritik am 15. April mit.
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Bei der Tagung am Samstag sprach nun auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, sein Vortrag trug den Namen „Der Mensch ohne Gottesbezug“, teilte das Erzbistum Köln auf Anfrage mit. Woelki hat sich bereits mehrfach für Lebenserhaltung und gegen Schwangerschaftsabbrüche eingesetzt, so dankte er etwa den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des „Marsch für das Leben“ im vergangenen September.
„Pro Life“-Tagung: Erzbistum Köln „will Sichtweise zum Wert menschlichen Lebens“ einbringen
Aus dem Erzbistum Köln heißt es zudem weiter: „Wir möchten als Kirche unsere Sichtweise zum Wert des menschlichen Lebens in die demokratische Diskussion einbringen. Selbstverständlich mag es andere Meinungen geben; mit diesen setzen wir uns gerne in angemessener Form sachlich und argumentativ auseinander.“
Und diese anderen Meinungen wurden am Samstag auch in Köln sichtbar: Das Bündnis „Pro Choice“ machte sich stark etwa für selbstbestimmte Frauen und stellt sich gegen die Positionen der christlichen Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen. „Wir glauben, dass mit der vom ‚Bundesverband Lebensrecht‘ ausgerichteten Fachkonferenz, dem Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und Queers ein wissenschaftlicher Mantel verliehen werden soll“, hieß es von Demonstrantinnen-Seite.
Auch für Kardinal Woelki gibt es vom „Pro Choice“-Bündnis klare Kritik: „Der in den kirchlichen Missbrauchsskandal verwickelte Kardinal Woelki, tritt ebenfalls mit einer Rede auf. Er hat sich nicht nur mit seinem ignoranten Verhalten während des Missbrauchsskandals einen Namen gemacht, sondern auch mit der Ablehnung der Ehe für Alle und seiner Blockade jeglicher progressiven Reform der katholischen Kirche.“
Lebensrechtsbewegung in der Kritik für Öffnung für Identitätre und AfD
Die Demonstration gegen die Abtreibungsgegner ist nach Polizeiangaben am Samstagmittag friedlich verlaufen, rund 100 Menschen hatten sich demnach versammelt: „Es gibt teilweise auch lauten Protest und Redebeiträge, die Versammlung ist bislang störungsfrei verlaufen“, sagte ein Kölner Polizeisprecher am Samstagmittag.
Einige Stunden später bestätigte ein Polizeisprecher dieser Zeitung, dass die Versammlung auch in der Folge „unproblematisch“ geblieben sei, es habe keinerlei Vorkommnisse gegen, bei der die Polizei hätte einschreiten müssen, so der Sprecher am späten Samstagnachmittag.
Die Polizei begleitete die Samstags-Demonstration auch, weil es im vergangenen September bei einer ähnlichen Veranstaltung zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen war. Gegendemonstranten hatten mehrfach die Route des sogenannten „Marsch für das Leben“ blockiert. Rund 1500 Abtreibungsgegnerinnen und -gegner gingen in Köln auf die Straße, der Gegenprotest war noch größer. Der Marsch für das Leben wurde ebenfalls vom Bundesverband Lebensrecht ausgerichtet, das Bündnis gab nach den Ausschreitungen auch Kölns OB Henriette Reker Mitschuld an der Gewalt.
Die Lebensrechtsbewegung steht derweil in der Kritik, offen für rechte bis rechtsextreme Gruppierungen zu sein. Ein Vorwurf, den der Bundesverband Lebensrecht selbst zurückweist. Beim „Marsch für das Leben“ in Köln nahmen derweil Personen aus der AfD und der Identitären Bewegung sowie rechten Burschenschaften teil.