LeserbriefeKundenservice bei der Sparkasse künftig ein Fremdwort?

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Auf einem Drogeriemarktplatz steht ein großer rot-weißer Filialbus der Sparkasse Köln-Bonn. Neben einem Geldautomaten ist ein überdachter Einstieg zum Innenraum zu sehen. Die Busse sollen die 22 Filialen ersetzen, die die Sparkasse Köln-Bonn schließt.

Filialbusse werden 22 Filialen der Sparkasse Köln-Bonn ersetzen. Sie enthalten Geldautomaten und bieten einfache Service-Dienstleistungen.

Nach der Ankündigung der Sparkasse Köln-Bonn, jede dritte Filiale zu schließen, fühlen sich vor allem ältere Kunden im Stich gelassen. 

Sparkasse Köln-Bonn schließt 22 Filialen – Busse als alternative Anlaufstellen (1.2.)

Sparkassen-Schließungen: Kunden wurden bereits aus Filialen gedrängt

Die Sparkasse Köln-Bonn stellt die regionale Versorgung ihrer Kunden ein. Nach der Reduzierung der Öffnungszeiten werden nun zum wiederholten Male weitere Filialen geschlossen. Man kann auch nicht von einer Umwandlung in mobile Filialen sprechen, da diese nur äußerst eingeschränkt die Standorte anfahren und auch nicht alle Dienstleistungen einer stationären Filiale anbieten. Von ehemals deutlich über 100 stationären Filialen verbleiben dann in Köln und Bonn noch 64 Filialen.

Zugegeben, das Kundenverhalten in den letzten Jahren hat sich verändert. Aber natürlich wurde dies auch durch die Banken und Sparkassen forciert. Der Kunde wurde durch die Automatisierung förmlich aus den Filialen gedrängt. Schauen wir uns einmal die künftige Versorgung der Sparkasse rechtsrheinisch an: Geschlossen sind Brück, Neubrück, Rath-Heumar, Eil, Ostheim, Höhenberg, Humboldt, Dünnwald, Deutz und Poll. Filialen befinden sich noch in Dellbrück, Merheim und Kalk und Vingst. Welcher ältere Kunde kann diese Wege auf sich nehmen?

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Die einst flächendeckende Sparkasse zieht sich seit Jahren aus der Fläche zurück. Allen Kostenzwängen zum Trotz – Dienstleistung ist bei der Sparkasse Köln-Bonn mittlerweile ein Fremdwort. Schade. Hans-Peter Erdtmann Bergisch Gladbach

Aus für jede dritte Sparkassen-Filiale: Weg zur Onlinebank weiter geebnet

Den Protestierenden gegen Sparkassen-Filialschließungen in Sürth und Rondorf gehört Dank und Zustimmung. Sparkassenfilialen gehören zu unserer Daseinsvorsorge; wo sie geschlossen werden, gibt es weitere Verschlechterungen. Betroffen ist insbesondere die ältere Generation. Dies scheint den Verwaltungsrat der Sparkasse, der über Schließungen befindet und in den der Stadtrat Räte entsendet, gar nicht zu interessieren. Mit Eiseskälte und Ablehnung ist der Antrag der Seniorenvertretung im Sozialausschuss am 18. Januar 2024 „Keine weiteren Schließungen von Filialen“ quittiert worden.

Bei dem Sparkassenbus-Angebot stellt sich vor allem die Frage nach der Barrierefreiheit und der Praktikabilität für vulnerable Menschen
Dr. Christiane Köhler

Nicht der Mensch und Bürger mit der Geldversorgung in dieser Stadt – nach Satzung und Sparkassengesetz so definiert –, steht mehr im Mittelpunkt, sondern die Ausrichtung am schnöden Mammon. Setzt sich der Erosionsprozess in der Personalentwicklung der Sparkasse so fort, und es folgen keine nennenswerten Einstellungen von Auszubildenden, wird die dezentrale Ausrichtung der Sparkasse gänzlich hinfällig und der Weg zur Onlinebank weiter geebnet. Welcher junge Mensch begibt sich schon auf einen sterbenden Ast?

Von Schließung darf auch nicht mehr gesprochen werden, nur von „Umwandlung“. Bei dem Sparkassenbus-Angebot stellt sich vor allem die Frage nach der Barrierefreiheit und der Praktikabilität für vulnerable Menschen. Diese Besänftigungspille ist keine überzeugende Alternative! Dr. Christiane Köhler Köln Seniorenvertreterin im Sozialausschuss

„Interessen der Kunden stehen bei den Sparkassen an letzter Stelle“

Die Sparkassen begründen ihre Schließungspläne wieder einmal damit, dass angeblich nur ganz wenige Kunden noch die Filialen aufsuchen. Diese Aussage ist falsch: Es werden nur die Kunden gezählt, die den Hauptraum der Filiale betreten und einen Mitarbeiter persönlich ansprechen. Die Kunden, die den Vorraum der Filiale betreten, in dem sich die Geldautomaten und die SB-Terminals befinden, werden nicht gezählt, obwohl sich dort etwa am Monatsanfang sogar Warteschlangen bilden. Dort wickeln nämlich sehr viele Kunden all ihre Bankgeschäfte ab, weil sie von den Sparkassen seit Jahren systematisch dazu gezwungen worden sind.

Die Absicht ist klar: Soll doch der Kunde die Arbeit machen, wir steigern damit den Gewinn. Wenn jetzt die SB-Filialen auch noch geschlossen werden, müssen diese Kunden gerade im ländlichen Bereich erheblich weitere Wege in Kauf nehmen. Wenn es sich dabei noch um ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Kunden handelt, werden diese noch mehr ihrer Selbstständigkeit beraubt. Die Interessen der Kunden stehen bei den Sparkassen an letzter Stelle. Ursula Metten Zülpich

Filialschließungen: Geldgeschäfte künftig bei Wind und Regen auf Parkplätzen abwickeln?

Als ich vor über 60 Jahren mit der elitären Stadtsparkasse Köln eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung eingegangen bin, hätte ich nie gedacht, dass ich künftig auf einem Parkplatz oder Wochenmarkt bei Wind und Wetter meine Geldgeschäfte tätigen muss. Auch die Tatsache, dass sich die Sparkasse Köln-Bonn im Kundenservice von anderen Mitbewerbern nicht mehr besonders hervorhebt, ist dem vorgesehenen Personalabbau geschuldet. Ferner kommt hinzu, dass zwei Sammelklagen gegen die Sparkasse Köln-Bonn durch die Verbraucherzentrale vor dem Oberlandesgericht Hamm anstehen. Das alles ist aus Sicht der Sparkassen-Kunden nicht positiv zu bewerten.

Gemäß dem Sparkassengesetz ist es jedoch nicht die Hauptaufgabe der Sparkasse Köln-Bonn, Gewinne zu erzielen, sondern für die Bevölkerung die Geldströme sicherzustellen, was aus meiner Sicht mit der Schließung von 16 Filialen in Köln nicht mehr zu 100 Prozent gewährleistet ist. Auch die Filialreform trägt dazu bei, dass die meisten Sparkassenkunden zeitliche Probleme haben werden, um die zwei Bustermine in der Woche für zwei Stunden wahrzunehmen.

Die meisten Sparkassenkunden werden zeitliche Probleme haben, um die zwei Bustermine in der Woche für zwei Stunden wahrzunehmen
Bernd Johannwerner

Jetzt sind die Politik und die Stadt Köln, mit 70 Prozent Anteilseigner der Sparkasse, gefordert, die Bürger und Bürgerinnen Kölns vor dieser negativen Entscheidung durch den Vorstand der Sparkasse Köln-Bonn zu schützen. Ich hoffe, dass die Mandatsträger der Stadt Köln im Verwaltungsrat der Sparkasse Köln-Bonn die Zustimmung vom 30. Januar 2024 wieder rückgängig machen. Bernd Johannwerner Köln

Das Ende der Direktbank

Vor vielen Jahren kamen die Direktbanken auf und der damalige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Köln-Bonn sprach den denkwürdigen Satz: „Direktbank? Wir sind die Direktbank! Direkt vor Ort für den Kunden.“ Das gilt wohl heute nicht mehr. Horst Holzberger Köln

Sparkasse: Bedürfnisse der Menschen vor Ort nicht mehr von Belang

Zunächst danke für Ihren Bericht zur Sparkasse Köln-Bonn. Ergänzend hierzu möchte ich bemerken, dass die Filiale Rath-Heumar, entgegen der Aussage des Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse, Ulrich Voigt, sehr gut frequentiert wurde – wenn sie denn geöffnet war. Oft musste man schon früher aufgrund Personalmangels in dieser Geschäftsstelle viel Zeit und Geduld mitbringen. Letztes Jahr im Hochsommer standen die Menschen oft bis auf die Straße, ungeschützt in praller Sonne und mussten warten, warten.

Mein eigentliches Anliegen sind aber die vielen tausend Schließfächer der zu schließenden Geschäftsstellen, in denen Kunden ihre privaten Dokumente, wertvolle Erinnerungsstücke, Gold, Silber, natürlich auch Bargeld und anderes sicher vor Einbruch aufbewahren konnten. Diese Möglichkeit wird den Kunden nun rücksichtslos genommen. Und zu den geplanten Sparkassenbussen: Wer will denn letztendlich bei jeglicher Wetterlage in langen Warteschlangen und in von der Sparkasse Köln-Bonn diktierten Zeiten verharren und sich dabei womöglich von irgendwelchen Leuten beim Geldabheben beobachten lassen?

Es stellt sich mir die Frage, warum überhaupt noch eine Bankverbindung bei einer ortsansässigen Sparkasse aufrechterhalten werden sollte, mit so vielen teuren Vorstandsmitgliedern, wenn die Bedürfnisse der örtlich ansässigen Menschen nicht mehr von Belang sind? Mein Eindruck ist, dass das Ziel von Sparkassen und Banken darin besteht, Bargeld abzuschaffen und so die eigenen Margen zu steigern. Dieter Heinz Köln

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