Leserbriefe zur GasumlageVerbraucher sollen zahlen für Fehler der Energiepolitik

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Die Gasumlage in Höhe von 2,419 Cent pro Kilowattstunde wird ab Oktober von allen Gaskunden erhoben. 

Ga­sum­lage nied­ri­ger als be­fürch­tet – Bei 2,419 Cent pro Kilowattstunde müssen Bewohner eines Einfamilienhauses nun mit 847 Euro an Mehrkosten pro Jahr rechnen (16.8.)

Warum leiden nur die Gaskunden?

Sicherlich fällt nach den Vorankündigungen die Gasumlage mit Netto 2,41 Cent niedriger aus als befürchtet. Die Entscheidungskriterien zur Erhebung kann man nachvollziehen. Von Solidarität, wer die Kosten tragen soll, ist allerdings nichts erkennbar. Warum alleine die Gaskunden? Wer hat die Gaskunden denn in diese Abhängigkeit getrieben? War es nicht die Energiepolitik in den letzten Jahrzehnten, die Millionen von Bürgern von Ölkunden zu Gaskunden haben werden lassen? Man wird auch auf den Prüfstand stellen müssen, ob eine solche Umlage verfassungswidrig ist. Gerd Janes Erftstadt

Energieunternehmen mit Steuergeldern retten

Das Thema „Rettung systemrelevanter Firmen“ ist nicht neu. Wir erinnern uns: In der Finanzkrise 2008 hat der Staat die notleidenden Banken mit Milliardenbeträgen gestützt. Und in der Corona-Krise hat er die insolvenzbedrohte Lufthansa mit erheblichen Staatsgeldern gerettet. Jetzt, wo die Gas einkaufenden Unternehmen insolvenzbedroht sind, ist es plötzlich nicht mehr der Staat, der den systemrelevanten Firmen helfen will, sondern die Gaskunden sollen diese Firmen retten.

Nicht weil sie an der Situation auf dem Gasmarkt schuld sind. Sondern schlicht und einfach, weil sie Gaskunden sind. Nach dieser „Kunden“-Logik hätte man allerdings 2008 zur Rettung der Kreditinstitute ebenfalls eine Sonderumlage unter allen Bankkunden erheben müssen oder im letzten Jahr eine Sonderumlage unter allen Lufthansa-Passagieren. Klingt sicherlich ungewohnt. Warum aber damals so und heute anders?

Nur nebenbei: Hätte der Staat – wie bisher – die akut insolvenzbedrohten Gasfirmen mit Steuergeldern gerettet, hätte er sich die ganze Diskussion um die anteilige Mehrwertsteuer ebenso sparen können wie die Überlegungen zur notwendigen Unterstützung der Geringverdiener. Denn im Fall von eingesetzten Steuergeldern hätten die Besserverdienenden die Hauptlast getragen, die aufgrund der Steuerprogression einen überproportionalen Anteil der Steuereinnahmen tragen. Dr. Dieter Sauer Bergheim

Will sich der Staat an der Gaspreissteigerung bereichern?

Der Gaspreis für mein Haus mit vier Parteien hat sich von jährlich 1381 Euro ab dem 1. Juli auf circa 7160 Euro erhöht. Daher bin vom Gaslieferanten Shell zur RheinEnergie gewechselt und muss nun etwa 5900 Euro jährlich bezahlen. Eine weitere Erhöhung zeichnet sich ab zwecks Rettung des Energieversorgers Uniper. Wenn ich von der bis zum 1. Juli gezahlten Mehrwertsteuer von jährlich etwa 223 Euro ausgehe, muss ich jetzt mit rund 1000 Euro Mehrwertsteuer rechnen.

Bereichert sich auch der Bund am Verbraucher mit zusätzlich etwa 770 Euro? Da tun sich doch Fragen auf: Müssen Industriebetriebe auch mit rund 400 Prozent Preiserhöhung rechnen? Ist unsere Wirtschaftsministerin Frau Neubaur einfach nur schlecht beraten worden, als sie den Vorschlag machte, die Vorlauftemperatur beim Warmwasser herunterzusetzen auf 40 Grad? Da besteht Legionellen-Gefahr!  Klaus Gimpel Köln

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Bezahlen für politische Fehler der Vergangenheit

Da kann man wirklich nur sagen: Danke CDU/CSU, SPD und FDP für 16 Jahre strategisch hervorragende Energiepolitik. Der Normalbürger bezahlt wieder mal den Deckel. Herbert Bukatz Köln

Gasumlage schützt Unternehmen, nicht die Bürger

Wie kann es sein, dass es immer noch (FDP-) Politiker gibt, die eine Übergewinnsteuer ablehnen? Für Unternehmen, die sich im Rahmen der aktuellen Krise „die Taschen voll machen“. Stattdessen wird der Bürger, neben den mittlerweile kaum noch erträglichen Gaspreis- und Lebenshaltungskosten-Steigerungen jetzt auch noch mit einer zusätzlichen Gasumlage „gequält“. Neben Geringverdienern, Rentnern und Alleinerziehenden ist eine immer größer werdende Gruppe von Bürgern betroffen. Dabei haben Politiker sich doch verpflichtet, sich um die Bürger zu kümmern, sie zu schützen. In diesem Fall schützen sie aber Unternehmen und deren Aktionäre, die zumindest auch zu Unterstützungsmaßnahmen herangezogen werden sollten. Gerhard Sperber Bergisch Gladbach

Zusätzliche Lasten auf die Allgemeinheit verteilen

Gasumlage schön und gut. Aber wieso sollen nur Gaskunden damit belastet werden? Auf diese Weise sind jene, die mittels staatlicher Förderung auf Solarenergie umgestiegen sind, fein raus. Die Mehrheit der Bundesbürger hat auch über erhöhte Strompreise diese Förderung mitgetragen und soll jetzt doppelt belastet werden? So geht das nicht, liebe Regierung! Zusätzliche Lasten gehören allgemein verteilt, sollten also mit Steuermitteln bezahlt werden. Nur die privaten Endverbraucher für eine politische Entscheidung zu bestrafen, wie die, Nord Stream 2 nicht in Betrieb zu nehmen, wäre ungerecht. Bruno Melchert Köln

Sollen Verbraucher für Fehler der Energieversorger aufkommen?

Die von der Bundesregierung durchgesetzte Gasumlage ist der Gipfel der Unverschämtheit. Der Bürger soll jetzt für die verfehlten Einkaufsstrategien der Gasunternehmen doppelt leiden und zahlen. Das ist keinem Normalbürger erklärbar. Die Gaslieferanten haben jahrelang versäumt, ihre Einkaufsstrategien zu überprüfen und zu verändern. Nun kaufen sie Gas teurer ein und geben diese Preise an die Verbraucher weiter. Es gibt daher überhaupt keinen Grund, warum wir Bürger nun zusätzlich zu den erhöhten Gaspreisen auch noch eine Umlage bezahlen sollen.

Wenn die Gasunternehmen dank ihrer verfehlten Einkaufsstrategie ihre Unternehmen nicht weiter betreiben können, muss die Bundesrepublik diese Unternehmen übernehmen und die Lieferung von Gas an die Bevölkerung sicher stellen. Sie könnte dem Bürger dabei einen stabilen Gaspreis präsentieren, der ohne zusätzliche Subventionen auskommt. Im übrigen haben die Regierungen der letzten zwanzig Jahre auch nicht über Krisenszenarien nachgedacht, denn sonst säßen wir jetzt nicht so in der Bredouille. Ein „weiter so“ kann es für die Zukunft nicht mehr geben.  Michael Esch Köln

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