Leser sind empört über den jahrelangen Streit zwischen Denkmal- und Naturschützern am Bahnhof Belvedere, den sie als Verschwendung von Steuergeldern wahrnehmen.
Lesermeinungen zum Bahnhof BelvedereKein Verständnis für „Platanenkrieg“

Die Sanierung des Architekturdenkmals Bahnhof Belvedere wird durch eine dicht am Gebäude wachsende Platane behindert.
Copyright: Uwe Weiser
Seit nunmehr elf Jahren behindern Auseinandersetzungen um die Fällung einer Platane die Sanierung des denkmalgeschützten Bahnhofs Belvedere in Köln-Müngersdorf. Während der Förderkreis Bahnhof Belvedere e. V. das Gebäude sanieren und dafür eine nahe am Gebäude stehende Platane fällen will, deren Wurzeln das Mauerwerk gefährden, wollen Naturschützer die Fällung des Baums verhindern. Nachdem der Streit bereits die Bezirksvertretung Lindenthal, das Liegenschafts- und das Umweltamt der Stadt Köln, den Umweltausschuss, den Stadtrat und den Landtag in Düsseldorf beschäftigt hat, verbot das Verwaltungsgericht Köln am 4. August die Fällung der Platane per Eilantrag. Doch der Streit geht weiter.
Streit um Platane am Bahnhof Belvedere: Absurd und grotesk
Ein einzelner Baum schlägt ein ganzes Denkmal. Der neueste Gerichtsbeschluss zur Platane am Bahnhof Belvedere beweist eindrucksvoll, was in Deutschland zählt – und was nicht. Ein Haus aus dem Jahr 1839? Egal. Eine Platane mit sentimentaler Aura? Unantastbar. In Köln ringt man seit über einem Jahrzehnt um eine Platane, als hinge das Überleben des Planeten davon ab – während das älteste Bahnhofsgebäude Deutschlands dem Verfall überlassen wird.
Man fragt sich: Wie viele Sitzungssäle braucht es, um zu entscheiden, dass ein morscher Baum ein Baudenkmal langsam zerlegt? Jetzt hat das Verwaltungsgericht entschieden: Der Baum bleibt. Der Bahnhof? Tja – der soll sich bitte weiter anpassen. Aber gut, wenn die Realität schon zur Groteske wird, dann will ich auch einen konstruktiven Vorschlag machen: Wir schlagen den Bahnhof doch einfach Stück für Stück ab – rund um die Platane – und tragen ihn behutsam ein paar Meter weiter. Natürlich ökologisch korrekt, mit Pferdekarren und unter Aufsicht eines Baumflüsterers. Die Kosten? Irgendwer zahlt das schon.
Oder, noch besser: Wir erklären den Baum zur juristischen Person, ernennen ihn zum Ehrenbürger Kölns, und lassen ihn dann offiziell über alle künftigen Sanierungsschritte entscheiden. Vielleicht äußert er sich ja demnächst per Astzeichen. Ein Baum blockiert ein ganzes Denkmal – und niemand hat den Mut, Verantwortung zu übernehmen. Man schützt Natur, indem man Geschichte aufgibt. Wenn das Fortschritt ist, will ich stehen bleiben. Martin Langen Köln
Streit um Platane: Beteiligte machen sich lächerlich
Es ist kaum zu glauben, wie sehr sich alle beteiligten Institutionen über ein Jahrzehnt lächerlich machen. Die selbst ernannten „Baumschützer“, die beteiligten Ämter und jetzt noch die Justiz. Nach gesundem Menschenverstand vorzugehen und diesen völlig überflüssigen und destruktiven Baum endlich zu Spanplatten zu verarbeiten ist wohl unmöglich. An die Kosten dieses Irrsinns denkt eh niemand, denn für die ökologische Selbstdarstellung ist immer Geld da. Im Interesse der Restglaubwürdigkeit unseres Systems wäre es aber zwingend nötig, diese bürokratische Selbstbefriedigung schnell zu beenden. Ralf Rochel Köln
„Platanenkrieg“: Es fehlt an gesundem Menschenverstand
Auch am Beispiel dieser Platane wird wieder einmal deutlich, dass Minderheiten in unserem Land mit der Durchsetzung ihrer Interessen einen überdimensionierten Beamten- und Medienapparat beschäftigen. Ich mache es kurz und befürchte, es wird weder Frau Schock-Werner noch Herrn von der Stein, dem Vorsitzenden des Naturschutzbeirats, gefallen: Weder die Sanierung des Bahnhofs noch die Platane braucht in Deutschland jemand. Was es braucht, sind Strukturen, die es ermöglichen, Sachverhalte wieder mit Fragmenten gesunden Menschenverstands zu entscheiden.
Das ist übrigens gemeint, wenn unablässig von Bürokratieabbau geredet wird. Gelingt dies nicht, wird unser ganzes Land in 20 Jahren ein Naturdenkmal sein! Mitbürger im Ruhestand, die für Gäste aus aller Welt als Führer durch das dann größte Freilichtmuseum der Erde zur Verfügung stehen können, gibt es ja genug! Und noch eins: Es ist eben nicht so, dass „ganz Deutschland“ darauf blickt, was mit einer Platane in Köln-Müngersdorf passiert. Dies interessiert im Oberbergischen, in Flensburg und in Tutzing keinen einzigen Menschen. Hartmut Schmidt Wiehl
Streit um Platane: Baum ersetzbar, Bahnhof nicht
Für das Verwaltungsgericht Köln ist eine einzige Platane genauso wichtig wie der Bahnhof Belvedere. Das darf doch nicht wahr sein! Bäume wie die Platane gibt es zu Tausenden im Grüngürtel. Neupflanzungen könnten sie ersetzen. Der Bahnhof ist ein Unikat und wäre unwiederbringlich verloren. Mitbürger, die diese Posse seit Jahren verfolgen, fassen sich an den Kopf. Martin Birkenbeul Köln
Platanen-Streit: „Politisches Handeln im Mahlwerk der Justiz verhindert“
Wenn ich die Berichterstattung über Deutschlands ältesten Bahnhof Belvedere, den man im „Platanenkrieg“ verfallen lässt, das mögliche Aus für den Weihnachtsmarkt am Dom und das „Meet and Eat“ am Rudolfplatz, das im Paragrafen-Dschungel gerodet wird, betrachte, dann gibt es gibt dafür nur zwei mögliche Erklärungen. Die eine: Das alles ist Teil der hybriden Kriegsführung Putins, um die Deutschen, in diesem Fall die Rheinländer, zu demoralisieren. Die andere: Wir werden längst nicht mehr von Politikern, sondern von Juristen regiert. Keine Entscheidung, die von juristischen Bedenkenträgern in den Behörden nicht verzögert oder verhindert wird!
Sekundiert von prozesswütigen Verbänden und Interessenvertretungen, die genau wissen, wie man politisches Handeln im Mahlwerk der Justiz verhindert. Zum Wesen der Demokratie gehört, dass der Wille der Mehrheit auch in der Praxis umgesetzt wird. Dies aber sind drei Beispiele innerhalb kürzester Zeit, bei denen das zum Frust der Bürger nicht passiert. Genau davon aber profitieren populistische Parteien, wofür die anstehenden Kommunalwahlen dann wohl leider wieder Zeugnis ablegen werden. Christian Berger Pulheim

Die Wurzeln der eng am Gebäude stehenden Platane drohen das Mauerwerk des historischen Bahnhofsgebäudes zu gefährden.
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Streit um Platane: „Was soll das Theater?“
Was für ein Gedöns um eine Platane, von denen wir in Köln hunderte haben! Einen so alten denkmalgeschützten Bahnhof haben wir nur einen in ganz Deutschland. Eine Platane können wir nachpflanzen, den Bahnhof nicht. Was soll also das Theater des BUND? Es ist doch wirklich lange genug um den Baum gestritten worden. Horst Klaus Köln
Bahnhof Belvedere: Gefahren verursachende Platane ersetzen
Bei dem umstrittenen Objekt handelt es sich um ein Kulturdenkmal, das sich aus zwei Teilen, einem Baudenkmal und einem vom Menschen einst geschaffenen Naturteil, dem dem Bauwerk zugeteilten Park, zusammensetzt. Das Gebäude ist nicht nur der älteste Bahnhof Deutschlands, sondern auch ein gelungener klassizistischer Bau im Stil Schinkels, der in Köln in dieser Art einzigartig ist.
Die dicht am Gebäude gepflanzten Platanen gehören zu einer Vielzahl von Parkbäumen. Sie bildeten einst nach dem Entwurf des Gartenarchitekten durch Kronenbeschnitt eine Dachform als Überleitung von der Loggia des Bauwerks zur Natur des anliegenden Parks. Das Gebäude wird zurzeit nach langer Verwahrlosung im Sinne der Denkmalpflege saniert. Den seit Jahrzehnten nicht gepflegten und nicht beschnittenen Platanen wird eine denkmalgemäße Behandlung nicht zugestanden.
Es wäre im Sinne des Denkmalschutzes, den Ersatz der alten Platanen, die übrigens krank sind, durch junge Platanen vorzunehmen. Stattdessen wird ein ‚Restrisiko‘ der Zerstörung des Gebäudes oder lediglich die Verstopfung des Wassersystems der neuen Nutzung durch die Unterwurzelung der zu mächtig gewordenen Platane in Kauf genommen. Außerdem missachtet man die Möglichkeit, dass durch Windstöße Äste herabfallen und Gebäudeteile, wie bisher schon zweimal geschehen, beschädigen oder gar anwesende Menschen gefährden. Henriette Meynen Köln
Streit um Bahnhof Belvedere: „Kölsche Wurstelei“ nervt
Sollen sie doch den Bahnhof Belvedere „verrecken“ lassen und an die begehbare Ruine eine Plakette heften mit der Aufschrift „Im Gedenken an die jahrzehntelange und vergebliche kölsche Wurstelei, ein Baudenkmal zu retten“. Eine Bank vor den Baum, ein Flatterband an die Ruine – und fertig. Gerhard Standop Köln