Prinz Alemayehu war 1968 im Alter von sieben Jahren nach England gebracht worden. Äthiopien fordert seine sterblichen Überreste zurück.
„Geraubter Prinz“Britisches Königshaus lehnt umstrittene Prinzen-Exhumierung ab
Das britische Königshaus lehnt die Rückführung eines im 19. Jahrhundert auf Schloss Windsor bestatteten äthiopischen Prinzen in sein Heimatland ab. Der Buckingham-Palast erklärte am Dienstag, einem Antrag der Nachfahren von Prinz Alemayehu könne leider nicht stattgegeben werden.
Eine Exhumierung der sterblichen Überreste des Prinzen sei nicht möglich, ohne die letzten Ruhestätten „einer beträchtlichen Zahl“ anderer Verstorbener in der Nähe zu stören.
Prinz Alemayehu: Wurde er vom britischen Empire „geraubt“?
Prinz Alemayehu, ein angeblicher Nachkomme des biblischen Königs Salomo, war 1868 im Alter von sieben Jahren zusammen mit seiner Mutter, der Kaiserin Tiruwork, von der britischen Armee gefangen genommen und nach England gebracht worden. Manche britische Medien wie der „Guardian“ bringen sogar das Wort „Raub“ ins Spiel.
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Ebenfalls kontrovers: Prinz Alemayehus Vater, Kaiser Theodor II., beging Selbstmord, um einer Gefangennahme zu entgehen. Die Mutter, Königin Terunesh, starb auf dem Weg nach England. In den folgenden Jahren kümmerte sich die britische Königin Victoria um den elternlosen Prinzen und seine Erziehung, bis er 1879 im Alter von 19 Jahren an einer Lungenentzündung starb. Königin Victoria schrieb in ihr Tagebuch, wie traurig sie über den frühen Tod des äthiopischen Prinzen war.
Prinz Alemayehu: Äthiopien forderte sterbliche Überreste schon mehrfach zurück
Victoria ließ Alamayehu am 21. November 1879 in den Katakomben der St. George's Chapel in Windsor Castle beisetzen, wo auch zahlreiche britische Royals bestattet sind, zuletzt auch Königin Elizabeth II.
Eine Messingtafel im Kirchenschiff von St. George's erinnert an ihn mit den Worten „Ich war ein Fremder und ihr habt mich aufgenommen“. Der legendäre äthiopische Kaiser Haile Selassie ließ eine zweite Gedenktafel für den Prinzen ebenfalls in der Kapelle anbringen.
Äthiopien hat die sterblichen Überreste des Prinzen schon mehrfach zurückgefordert. Im Jahr 2007 richtete der damalige Staatspräsident Girma Wolde-Giorgis einen förmlichen Antrag an Königin Elisabeth II. auf Rückführung der sterblichen Überreste, doch die Bemühungen blieben erfolglos. Kürzlich teilten Alamayehus Nachfahren der BBC mit, dass auch die Familie eine Überführung beantragt habe.
„Wir wollen seine sterblichen Überreste als Familie und als Äthiopier zurück, weil das nicht das Land ist, in dem er geboren wurde“, sagte Fasil Minas, einer seiner Nachfahren, dem Sender. Es sei „nicht richtig“, dass der Prinz im Vereinigten Königreich begraben sei. Das britische Königshaus lehnte eine Exhumierung und Rückführung nun aber ab.
Die Verantwortlichen der Kirche St. George's Chapel seien sich der Notwendigkeit bewusst, „das Andenken an Prinz Alemayehu zu ehren“, erklärte der Buckingham-Palast. Die Verantwortlichen hätten in den vergangenen Jahren immer wieder Besuche äthiopischer Delegationen in der Kapelle zugelassen und „werden dies auch weiterhin tun“. (jag/afp)