Maskenbetrug in Millionenhöhe?CSU-nahe Lobbyistin Andrea Tandler in Untersuchungshaft

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KN95-Masken liegen am Eingang eines Impfzentrum einzeln verpackt in einer Kiste. (Symbolbild)

KN95-Masken liegen am Eingang eines Impfzentrum einzeln verpackt in einer Kiste. (Symbolbild)

Die Krise machte sie reich: Andrea Tandler kassierte offenbar mit ihrem Partner rund 48 Millionen Euro Provision für zweifelhafte Maskendeals. 

Andrea Tandler, Tochter des einstigen CSU-Generalsekretärs und Ex-Ministers Gerold Tandler, ist seit Dienstag überraschend in Untersuchungshaft. Ebenfalls festgenommen wird ihr Geschäftspartner. Mehrere Medien hatten übereinstimmend über die Festnahme berichtet.

Laut der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) hat die zuständige Staatsanwaltschaft in München indirekt die Verhaftung der Tandler-Tochter und ihres Partners bestätigt, ohne allerdings deren konkrete Namen zu nennen. Die „Welt“ hatte zuerst über den Vorfall berichtet.

Andrea Tandler: Staatsanwaltschaft bestätigt Festnahme und nennt Grund des Ermittlunsgverfahrens

Demnach seien die Beschuldigten „T.“ und „N.“ am späten Vormittag festgenommen und nur wenige Stunden später dem Haftrichter vorgeführt worden. Hintergrund des Ermittlungsverfahrens sind laut Staatsanwaltschaft „steuerrechtliche Vorwürfe“.

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„Zum zugrundeliegenden Sachverhalt können wir wegen des Steuergeheimnisses keine weiteren Auskünfte geben. Es handelt sich um steuerrechtliche Vorwürfe, die Gegenstand eines bereits seit längerer Zeit geführten Ermittlungsverfahrens sind“, zitiert der Bayerische Rundfunk die Behörde.

Andrea Tandler soll durch Vermittlung von Maskendeals Millionen verdient haben

Andrea Tandler soll zu Beginn der Corona-Pandemie mit ihrer Beratungsfirma für die Vermittlung von Geschäften mit Corona-Schutzmasken Provisionen in Millionenhöhe kassiert haben. Die Bundesregierung sowie einzelne Bundesländer (unter anderem Bayern und Nordrhein-Westfahlen) sollen die Masken zu überzogenen Preisen eingekauft haben. Bis zu 9,90 pro Maske soll das NRW-Gesundheitsministerium für die KN95-Masken bezahlt haben. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete.

Monika Hohlmeier, Tochter von CSU-Ikone Franz-Josef Strauß, hatte den Kontakt der Schweizer Firma zur bayerischen Landesregierung eingefädelt. Hohlmeier war von Andrea Tandler um die Vermittlung gebeten worden.

Vermittlerin Tandler soll gigantische Provisionen kassiert haben, und steht nun im Verdacht, Steuerbetrug begangen zu haben. Laut „SZ“ begannen zunächst Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München wegen Geldwäscheverdachts, dabei sei die Ermittlungsbehörde allerdings nicht weiter gekommen. Im Raum steht jetzt noch der Verdacht von Delikten bei der Gewerbesteuer.

Delikte bei der Gewerbesteuer?

Laut „Spiegel“ soll die Tandler-Tochter ein Geschäft zwischen der Firma Emix und dem Land Bayern über ihre Münchner Werbeagentur vermittelt haben – die Provision jedoch mit einer anderen Firma kassiert haben. Brisant dabei: Laut dem Bericht soll diese Firma bei der Einleitung des Deals erstens noch gar nicht existiert haben, und zweitens ihren Sitz in Grünwald haben – wo die Gewerbesteuer deutlich niedriger als in der bayrischen Landeshauptstadt. Im Untersuchungsausschuss des Landtags zur Maskenaffäre hatte Tandler die Aussage verweigert.

In den Fokus rückte die Tochter des früheren CSU-Generalsekretärs bereits 2021. Damals hatte die Partei „Die Linke“ Aufklärung über einen Maskendeal gefordert, nachdem Recherchen die Verwicklung von Tandler in Maskendeals mit deutschen Ministerien und den Erhalt von Provisionen in zweistelliger Millionenhöhe zutage gebracht hatte.

Für mehr als 670 Millionen Euro kaufte Deutschland persönliche Schutzausrüstung bei Emix ein, wie NDR, WDR und „SZ“ seinerzeit berichteten. Durch die Nähe Tandlers zur CSU war die öffentliche Diskussion rund um die von Tandler vermittelten Maskendeals für die Partei von Markus Söder unangenehm.

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