S-BahnunglückMünchner Polizei schließt technisches Problem aus – Gutachter ermitteln

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Sbahn München Unfall

Rettungskräfte arbeiten an der Unfallstelle. 

Schäftlarn – Nach dem tödlichen S-Bahnunglück im Süden von München hat die Polizei erste Hinweise auf eine mögliche Unfallursache. Es gebe erste Erkenntnisse, diese müssten nun aber noch verifiziert werden, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums München am Dienstag. Nach Worten des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) prüfen die Ermittler derzeit, ob der Frontalzusammenstoß zweier S-Bahnen in Schäftlarn durch menschliches Versagen verursacht wurde. „Ein technisches Problem wird derzeit ausgeschlossen“, sagte er am Dienstag der „Bild“-Zeitung“. 

An der Unglücksstelle im Streckenabschnitt zwischen Höllriegelskreuth und Wolfratshausen nahe dem S-Bahnhof Ebenhausen-Schäftlarn waren demnach weiter Experten des Verkehrsunfallkommandos der Polizei sowie Gutachter vor Ort. Nach Angaben des Polizeisprechers erhöhte sich die Zahl der Schwerverletzten von fünf auf sechs, Lebensgefahr bestehe aber nicht.

Insgesamt 95 Menschen in S-Bahn-Waggons

Ein 24 Jahre alter Fahrgast war bei dem Zusammenstoß zweier S-Bahnen am Montag getötet worden. Bei dem getöteten Fahrgast handelte es sich demnach um einen Afghanen. 25 Insassen aus den beiden S-Bahnen waren am Montag ambulant versorgt worden. Die Fahrgäste wurden aus den Zügen geborgen. Ein Großteil von ihnen wurde zur weiteren Betreuung ins Kloster Schäftlarn gebracht. Neben den Verletzten wurden rund 80 weitere Fahrgäste medizinisch untersucht. Insgesamt befanden sich 95 Menschen in den Waggons.

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680 Rettungskräfte im Einsatz

Die zwei S-Bahnen stießen gegen 16.35 Uhr nahe dem Bahnhof Ebenhausen-Schäftlarn im Landkreis München zusammen, berichtete der Sprecher. Die Ursache war zunächst noch unklar. Nach ersten Erkenntnissen waren die Züge südlich von München in entgegengesetzter Fahrtrichtung unterwegs. In dem Bereich ist die Bahnstrecke eingleisig. Warum beide Züge gleichzeitig auf der Strecke fuhren, sei Gegenstand der Ermittlungen, sagte Franken.

An den Rettungsarbeiten sowie an der Bergung der Züge waren laut Sprecher etwa 680 Einsatzkräfte von Bundes- und Landespolizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und Technischem Hilfswerk beteiligt.

Hubschrauber landet 300 Meter entfernt

Nach Angaben eines Sprechers der ADAC-Luftrettung zählte die Besatzung des ADAC-Hubschraubers „Christoph Murnau“ zu den ersten Einsatzkräften am Unglücksort. Der Hubschrauber habe aber nur in etwa 300 Meter Entfernung landen können, weil das Gelände am Unglücksort keine Landung zugelassen habe, sagte er.

Die ADAC-Luftretter hätten dann aus dem stark beschädigten Zugteil vier bis fünf Schwerverletzte geborgen. Insgesamt seien dann zwar sechs Rettungshubschrauber aus Deutschland und Österreich vor Ort im Einsatz gewesen, die Verletzten seien aber letztlich mit Rettungsfahrzeugen in die Kliniken gebracht worden, erläuterte der ADAC-Sprecher.

Laut Polizeisprecher Franken war einer der Züge wohl entgleist, beide Bahnen stünden aber noch aufrecht. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) äußerte nach dem Unglück seine Betroffenheit auf Twitter. „Das sind schreckliche Nachrichten“, schrieb Söder am Montagabend. „Wir trauern mit den Angehörigen und wünschen allen Verletzten des S-Bahn-Unglücks schnelle Genesung.“

Verkehrsministerin fuhr an Unglücksort

Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) fuhr am Abend an den Unglücksort. „Ich bin tief betroffen, weil ja so viele Menschen Leid erfahren“, sagte sie. Das Wichtigste sei jetzt, dass die Verletzten und Angehörigen betreut und unterstützt würden. Zu möglichen Konsequenzen wollte sie sich nicht äußern. „Wir müssen erst mal die Unfallursache feststellen. Wenn wir die kennen, können wir daraus die Schlussfolgerungen ziehen.“

Der Bahnhof liegt an der Strecke der S7 von München nach Wolfratshausen. Die Deutsche Bahn (DB) hatte als Betreiber der S-Bahn zunächst per Twitter mitgeteilt, dass in dem Bereich zwischen Ebenhausen-Schäftlarn und Baierbrunn „Gegenstände auf der Strecke“ seien. Später wurde mitgeteilt, dass wegen des Rettungsdienst- und Polizeieinsatzes die Strecke gesperrt sei und ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet worden sei.

Auch die Bahn drückte ihr Bedauern aus. „Den Angehörigen der Unfallopfer gehört unser tiefes Mitgefühl. Den Verletzten wünschen wir eine baldige und vollständige Genesung“, sagte Heiko Büttner, Chef der S-Bahn München. Zudem richtete die DB eine Telefonhotline für Angehörige und Betroffene ein (0800 3111 111). Die Strecke blieb auch am Dienstag bis auf Weiteres gesperrt. (afp/dpa)

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