Bundesweite Trauer um „Natenom“Bekannter Rad-Aktivist stirbt bei Verkehrsunfall – Gedenkfahrt auch in Köln

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Polizeibeamte sichern nach einem Unfall Spuren (Symbolbild)

Polizeibeamte sichern nach einem Unfall Spuren (Symbolbild)

Noch am Montag hatte er auf seinem Blog über die L574 berichtet – einen Tag später wurde er genau dort von einem Autofahrer erfasst. 

Der überregional bekannte Fahrrad-Aktivist Andreas Mandalka alias „Natenom“ ist bei einem schweren Unfall mit einem Auto gestorben. Wie die Polizei Pforzheim am Mittwoch mitteilte, habe sich am Dienstagabend auf der Landesstraße 574 bei Neuhausen ein „folgenschwerer Verkehrsunfall“ ereignet, infolgedessen ein 43-jähriger Fahrradfahrer noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen erlegen sei. Dass es sich dabei um Mandalka handelt, berichten unter anderem die „Badische Neueste Nachrichten“.

Andreas Mandalka, der im Netz einen eigenen Blog betrieb und auch in den sozialen Medien als „Natenom“ postete, kam aus dem Enzkreis und hatte sich über viele Jahre als Radfahr-Aktivist bundesweit einen Namen gemacht. Von vielen Autofahrern wurde er angefeindet.

Tod von „Natenom“: Bundesweit gedenken Radfahrer dem bekannten Rad-Aktivisten

Nach der Todesnachricht gab es unter vielen Fahrradfahrerinnen und -fahrern tiefe Betroffenheit und Trauer. Nach Aufruf von zahlreichen Rad-Verbänden und Verkehrsinitiativen nahmen am vergangenen Freitag (2. Februar) bundesweit Menschen an Gedenkfahrten für „Natenom“ teil.

Auch in Köln fuhren nach Angaben von Organisatoren rund 50 Menschen am Freitagmittag mit, um dem Rad-Aktivisten „Natenom“ zu gedenken. Die Fahrrad-Initiative „Kidical Mass Köln“ schrieb dazu auf der Plattform X: „Danke für die schnelle Orga und die bewegenden Worte. Die kleinen Helden für sichere Radwege waren auch dabei. Gemeinsam werden wir sichere Straßen für alle Generationen erreichen.“

Auch der Kölner ADFC hatte zu der Gedenkfahrt durch Köln aufgerufen, auch etwa der ADFC Oberberg positionierte sich etwa in sozialen Netzwerken: „So etwas passiert, wenn die Politik Gefahren nicht ernst nimmt, weil sie eventuell nur die Autofahrerperspektive kennt. Deshalb sollte man den Input von Radfahrenden ernst nehmen“, schrieb der Oberberger Fahrrad-Club auf Facebook.

Bekannter Fahrrad-Aktivist Andreas Mandalka alias „Natenom“ stirbt bei Unfall mit Auto

Zu dem tödlichen Unfall „Natenoms“, informierte die Polizei, dass der 43-Jährige nach aktuellem Ermittlungsstand gegen 19.20 Uhr die Pforzheimer Straße von Neuhausen kommend in Richtung Schellbronn befuhr. Hinter ihm sei ein 77-jähriger Citroen-Fahrer gefahren, der aus noch unbekannter Ursache mit dem vorausfahrenden Mountainbikefahrer kollidierte.

„Der 43-Jährige erlitt durch den Verkehrsunfall schwerste Verletzungen und verstarb trotz Reanimationsmaßnahmen noch an der Unfallstelle“, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizei Pforzheim. Zur Rekonstruktion des Unfallhergangs sei ein Sachverständiger hinzugezogen worden.

Fahrrad-Aktivist tot: Natenom warnte explizit vor Gefahren auf L574

Andreas Mandalka hatte ausgerechnet die L574, auf der er nun ums Leben kam, wiederholt als für Radfahrer gefährlich angeprangert. Im Oktober 2019 berichtete er in seinem Blog über ein brenzliges Überholmanöver auf der Landesstraße, in dessen Folge er einen Strafantrag wegen Gefährdung des Straßenverkehrs stellte. Das Ermittlungsverfahren wurde von der Staatsanwaltschaft allerdings eingestellt. Erst am 29. Januar 2024, einen Tag vor dem tödlichen Unfall, berichtete er in seinem Blog über einen Vorfall auf der L574

Trauer um Natenom: Fahrradszene nach Tod von Andreas Mandalka geschockt

Seit Jahren teilte Mandalka seine schlechten Erfahrungen mit eng überholenden Autofahrern. Er filmte die Gefahrensituationen und stellte die Bilder ins Netz. „Im Austausch mit Polizei, Staatsanwaltschaft und Bußgeldstelle wird immer wieder deutlich, dass fast nur die Autoperspektive bekannt ist. Es gibt kaum Bewusstsein für die Gefahren, die von einem zu geringen Überholabstand ausgehen“, sagte er in einem 2021 erschienen Interview.

Der Tod von Andreas Mandalka löste große Bestürzung in der Szene aus. „Mit großer Bestürzung haben wir erfahren, dass Natenom gestern im Straßenverkehr getötet wurde. Seit Jahren setzte er sich hartnäckig für die Sicherheit von Radfahrer:innen ein und prangerte knappe Überholabstände an. Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie, seinen Freund:innen“, schrieb der ADFC Berlin e.V. auf X, vormals Twitter.

„Gestern ist ein Held der Fahrradszene verstorben. Natenom ist ein Opfer der autozentrierten Politik in Deutschland geworden. Das kann nicht ohne politische Folgen bleiben. Unser Mitgefühl ist mit den Angehörigen“, äußerte sich der ADFC Stuttgart.

Fahrradverbände und Freunde von Natenom mit Trauer und Kritik

Weitere ADFC-Verbände äußerten sich ähnlich. „Regelmäßig prangerte er knappe Überholabstände an und forderte die Polizei auf, für #Verkehrssicherheit zu sorgen. @Natenom ist auf der Landstraße umgefahren worden“, so der ADFC Sachsen e.V.

Freunde und Sympathisanten nahmen in den sozialen Medien Abschied von Natenom. „Jetzt ist Natenom tot. Getötet auf genau der Straße, für die er seit Jahren mehr Schutz forderte und auf der die Gefahr angeblich zu abstrakt war“, so Buchautor und Blogger Jan Hegenberg.

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