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Dortmunder „Tatort“Wie schafft man es ins Frauenhaus?

Lesezeit 4 Minuten
Im Dortmunder „Tatort: Feuer“ spricht Peter Faber (Jörg Hartmann) mit Fanny Bellmes (Karolina Lodyga), einer guten Freundin des Opfers Meike Gebken. Die lebte im Frauenhaus - auf der Flucht vor ihrem schlagenden Ehemann. Wer findet im Frauenhaus Schutz - und ist es schwierig, dort einen Platz zu bekommen? (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Im Dortmunder „Tatort: Feuer“ spricht Peter Faber (Jörg Hartmann) mit Fanny Bellmes (Karolina Lodyga), einer guten Freundin des Opfers Meike Gebken.

Im Dortmunder „Tatort: Feuer“ ermitteln Peter Faber (Jörg Hartmann) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) im Todesfall eines Opfers häuslicher Gewalt. 

Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann, links) muss im „Tatort: Feuer“ den Fall einer misshandelten Frau aufklären, die bei einem Hausbrand ums Leben gekommen ist. Ihr Sohn Finn Gebken (Caspar Hoffman) wird vom Dortmunder Ermittler dazu verpflichtet, ihm zu helfen. (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann, links) muss im „Tatort: Feuer“ den Fall einer misshandelten Frau aufklären, die bei einem Hausbrand ums Leben gekommen ist. Ihr Sohn Finn Gebken (Caspar Hoffman) wird vom Dortmunder Ermittler dazu verpflichtet, ihm zu helfen. (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Es war ein für Dortmunder Verhältnisse erstaunlich leiser „Tatort“, den Regisseurin Nana Neul (“Familie is nich“) als letzten deutschen Fall vor der Sommerpause inszenierte. Am kommenden Sonntag gibt es noch einen Schweizer „Tatort“, danach folgt als Abschluss der Sonntagskrimi-Saison 2024/25 am 22. Juni ein „Polizeiruf 110“ aus Brandenburg.

Zoe (Tesla Tekin) hat einen Hausbrand im Garten überlebt. Nun läuft sie mit rußgeschwärztem Gesicht durch Dortmund. Der Beginn eines „Tatorts“ zum Thema häuslicher Missbrauch.
 (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Zoe (Tesla Tekin) hat einen Hausbrand im Garten überlebt. Nun läuft sie mit rußgeschwärztem Gesicht durch Dortmund. Der Beginn eines „Tatorts“ zum Thema häuslicher Missbrauch. (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Doch zurück in den Pott. Einen fieseren Gewalttäter als den Ehemann des Opfers hat man schon länger nicht mehr gesehen. Wer spielte das Ekelpaket? Viele Szenen des Films spielten im Frauenhaus, wo das spätere Opfer Schutz fand. Kommissarin Herzog (Stefanie Reinsperger) zieht „undercover“ dort ein. Wie viele Frauenhäuser gibt es in Deutschland und was muss man tun, wenn man dort Schutz suchen will?

Worum geht es?

Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) hat ein schlechtes Gewissen, weil sie sich als verdeckte Ermittlerin in ein Frauenhaus eingeschlichen hat - wo sie immer mehr das Vertrauen der Bewohnerinnen gewinnt. (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) hat ein schlechtes Gewissen, weil sie sich als verdeckte Ermittlerin in ein Frauenhaus eingeschlichen hat - wo sie immer mehr das Vertrauen der Bewohnerinnen gewinnt. (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) hat es im Fall eines Hausbrandes mit Todesfolge mit einem maximal unempathischen Angehörigen zu tun. Jens Hielschers (Sebastian Zimmler) Frau Meike (in Rückblenden: Nadja Becker) ist an einer Rauchvergiftung verstorben. Den Witwer, der die Nacht auf der Arbeit verbrachte, scheint es kaum zu stören. Zuletzt wohnte Meike im Frauenhaus.

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Nach dem Tod ihrer Mutter wird Zoe Gebken (Tesla Tekin) von ihrem Vater Jens Hielscher (Sebastian Zimmler) abgeholt. Noch scheint ihre Beziehung intakt ... (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Nach dem Tod ihrer Mutter wird Zoe Gebken (Tesla Tekin) von ihrem Vater Jens Hielscher (Sebastian Zimmler) abgeholt. Noch scheint ihre Beziehung intakt ... (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Zur Familie gehören auch zwei Kinder: Der halbwüchsige Finn (Caspar Hoffmann), der nur selten zu Hause war und sich nun versteckt hält, stammt aus einer früheren Beziehung der Toten. Die kleine Zoe (Tesla Tekin) hat den Tod der Mutter vom Garten aus miterlebt - konnte ihre Mama aber nur noch „schlafend“ im rauchenden Haus finden. Zoe wird nach deren Tod in einer Einrichtung betreut. Der Vater will das kleine Mädchen aber umgehend zu sich holen. Ist er der Mörder - und wie starb das langjährige Opfer häuslicher Gewalt wirklich?

Worum geht es wirklich?

Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) versucht, Finn Gebken (Caspar Hoffmann, rechts) zum Reden zu bringen. (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) versucht, Finn Gebken (Caspar Hoffmann, rechts) zum Reden zu bringen. (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

In ruhigen Verhören und Dialogen geht es um Fragen wie: Warum ist es für die Opfer so schwer, aus dem toxischen Verhältnis auszubrechen? Welche geheime Macht haben die Täter über die Opfer? Und: Wie kompliziert und belastet sind die Beziehungen Angehöriger oder von Freunden zu Opfern und Tätern von Gewalt betroffener Familien?

Meike Gebken (Nadja Becker) trifft sich nachts mit ihrem Sohn Finn (Caspar Hoffmann). Dafür hat sie sich heimlich aus dem Frauenhaus geschlichen ...
 (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Meike Gebken (Nadja Becker) trifft sich nachts mit ihrem Sohn Finn (Caspar Hoffmann). Dafür hat sie sich heimlich aus dem Frauenhaus geschlichen ... (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Zwar kann das Opfer im „Tatort“ nicht mehr selbst berichten, dafür aber Freundinnen wie Fanny Bellmes (Karolina Lodyga) oder Frauen mit ähnlichen Geschichten, die Kommissarin Herzog im Frauenhaus kennenlernt. Autor Markus Busch verwendet viel Zeit darauf, verschiedene Facetten der Beziehungsgewalt zu erzählen. Über seinen „Tatort“ sagt er: „Ich hoffe, dass dieser Film auch quasi in die andere Richtung funktioniert: dass er auch Täter nicht unberührt lässt.“

Was sollte man über Frauenhäuser wissen?

Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) hat es mit einem sehr unangenehmen Angehörigen zu tun. Jens Hielschers (Sebastian Zimmler) Frau ist an einer Rauchvergiftung infolge eines Hausbrandes gestorben. Den Witwer scheint es nicht allzu sehr zu stören. Aber ist er auch der Täter?  (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) hat es mit einem sehr unangenehmen Angehörigen zu tun. Jens Hielschers (Sebastian Zimmler) Frau ist an einer Rauchvergiftung infolge eines Hausbrandes gestorben. Den Witwer scheint es nicht allzu sehr zu stören. Aber ist er auch der Täter? (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Die Frauenhausbewegung begann 1971 mit der Gründung des ersten Frauenhauses durch Erin Pizzey in einem Vorort Londons. Am 1. November 1976 eröffnete das erste autonome Frauenhaus in West-Berlin. Weitere Einrichtungen in Köln (Dezember 1976) und Bielefeld (Januar 1977) folgten. Die Initiatorinnen dieser Häuser waren meist Frauen aus der Neuen Frauenbewegung. Heute gibt es etwa 400 Frauenhäuser bundesweit, davon sind rund 150 autonom. Etwa 230 werden von Wohlfahrtsverbänden, Kirchen oder anderen Trägern betrieben. Jährlich finden dort rund 14.000 Frauen sowie über 16.000 Kinder Schutz vor Gewalt.

Was muss ich tun, damit ich im Frauenhaus Schutz finde?

Peter Faber (Jörg Hartmann, rechts) findet den Mann der Toten, Jens Hielscher (Sebastian Zimmler), der beruflich viel unterwegs ist. Vor allem auch nachts. Danach hat er wieder einmal in seiner Firma geschlafen. (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Peter Faber (Jörg Hartmann, rechts) findet den Mann der Toten, Jens Hielscher (Sebastian Zimmler), der beruflich viel unterwegs ist. Vor allem auch nachts. Danach hat er wieder einmal in seiner Firma geschlafen. (Bild: WDR/Martin Rottenkolber)

Aufgenommen werden volljährige Frauen, unabhängig von Religion, Nationalität oder Herkunft, die von körperlicher, psychischer oder sexualisierter Gewalt betroffen sind. Auch Frauen, die von Zwangsverheiratung bedroht sind, erfüllen die Aufnahmevoraussetzungen. Eine Aufnahme kann telefonisch oder persönlich erfolgen.

In einem Vorgespräch wird die Bedrohungssituation besprochen und eventuell ein Treffpunkt vereinbart, an dem die Frau abgeholt wird. Die Polizei unterstützt im Bedarfsfall. Persönliche Gegenstände und Dokumente wie Personalausweis, Krankenkassenkarte, Bankkarte, Einkommensnachweise und Geburtsurkunden sollten mitgebracht werden. Auch Dokumente und Schulsachen der Kinder.

Frauen, die Leistungen nach SGB II oder SGB XII erhalten oder geringfügig beschäftigt sind, zahlen keine Miete. Frauen mit höherem Einkommen müssen sich an den Kosten beteiligen. Sie betragen maximal - mit Kindern - um die 900 Euro. Die finanzielle Belastung erwerbstätiger Frauen und Mütter wird kritisiert, da sich manche Frauen wegen dieser Kosten zu einem Verbleib in der Gewaltbeziehung entscheiden.

Wer war der fiese Ehemann?

Sebastian Zimmler, geboren 1981 in Ost-Berlin, zählt zu den prägenden deutschen Theaterschauspielern seiner Generation. Nach Erfahrungen in einer Jugendtheatergruppe und einem abgebrochenen Sozialpädagogikstudium begann er 2006 ein Schauspielstudium an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin, das er 2010 abschloss. Noch vor Studienende wurde er fest ins Ensemble des Hamburger Thalia Theaters übernommen, dem er seit der Spielzeit 2009/2010 angehört. Zweimal wurde er dort für seine Rollen mit dem „Theaterpreis Hamburg - Rolf Mares“ ausgezeichnet. Aus Kino und Fernsehen kennt man Sebastian Zimmler über Rollen in „Was bleibt“ (2011), „Hüter meines Bruders“ (2013), „Die Habenichtse“ (2015) und aus der Netflix-Serie „Dogs of Berlin“ (2018).

Wie geht es beim Dortmunder „Tatort“ weiter?

Auf Halde liegt derzeit kein neuer Fall. Die nächste Dortmunder Folge wird - Stand jetzt - erst im Sommer 2025 gedreht. Sie soll nach aktuellem Planungsstand im ersten Quartal 2026 in der ARD Mediathek und im Ersten zu sehen sein. Auch über Titel und Inhalt ist noch nichts bekannt. (tsch)