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„Save Cosmo!“Grönemeyer, Peter Fox und viele andere Stars kämpfen um diesen WDR-Sender

Lesezeit 4 Minuten
Herbert Grönemeyer gehört zu den prominenten Unterzeichnern der Petion „Save Cosmo“

Herbert Grönemeyer gehört zu den prominenten Unterzeichnern der Petion „Save Cosmo“

Der WDR will womöglich seine multikulturelle Welle „Cosmo“ eindampfen. Dagegen wehrt sich eine Petition mit prominenter Unterstützung.

Zahlreiche Prominente haben eine Petition zur Rettung der WDR-Radiowelle Cosmo unterzeichnet, darunter die Sänger Herbert Grönemeyer, Jan Delay, Gentleman, Trettmann, Chilly Gonzales und Peter Fox, die Band AnnenMayKantereit, Max Herre und Joy Denalane, die Staatsministerin Serap Güler und die ehemalige Kulturstaatsministerin Claudia Roth, der Filmemacher Fatih Akin und die Klimaaktivistin Luisa Neubauer, sowie die Autoren Giula Becker, Günter Wallraff, Can Dündar und Alice Hasters. Insgesamt finden sich rund 300 bekannte Namen unter der Petition.

„In einer Zeit, in der die Demokratie gefährdet ist, weil rechtsextreme Positionen, Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus auf breite Zustimmung stoßen, könnte Cosmo verstummen“, heißt es in der Petition unter der Überschrift „Save Cosmo!“. „Das deutschlandweit einzigartige Radioprogramm für eine hörbar vielfältige Gesellschaft steht möglicherweise vor dem Aus. Ein Radio, das wie kein anderes für das Zusammenleben in kultureller Diversität steht, für das Zusammenführen unterschiedlicher Perspektiven und den konstruktiven Umgang mit den Herausforderungen der Einwanderungsgesellschaft. Und das insbesondere die Lebensrealität der nachwachsenden Generation abbildet.“

Bis zu 17 Radiowellen will die ARD abbauen

Zur Disposition steht das ehemalige „Funkhaus Europa“-Programm im Zuge der Reform des Rundfunkstaatsvertrags. Die Reform sieht eine Reduzierung der Radiowellen der ARD durch die Zusammenführung vergleichbarer Angebote, den Abbau von Doppelstrukturen und der Stärkung von Kooperationen vor. Bis zu 17 Programme, so die Petition, könnten betroffen sein, wenn sich die Intendantinnen und Intendanten der ARD am 24. und 25. Juni über die Kürzungen verständigen.

In der letzten Sitzung des WDR-Rundfunkrates am 28. Mai verlautete der Sender, das Angebot von Cosmo, „das derzeit ein eher bildungsbürgerliches Publikum anspreche, solle sich stärker an den tatsächlichen Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer orientieren“.

AnnenMayKantereit

Auch das Kölner Trio AnnenMayKantereit hat die Petition unterschrieben.

Im Klartext, so die Petition, bedeute das, Cosmo solle womöglich nur noch in einzelnen digitalen Produkten überleben, die Tage des linearen Radioprogramms seien gezählt. Auf Nachfrage dieser Zeitung antwortete eine WDR-Sprecherin, man sei fortlaufend dabei, die Ausrichtung und Anmutung aller WDR-Radiowellen anzupassen und zu verändern: „Daher machen wir uns auch Gedanken darüber, wie wir Cosmo passgenauer ausrichten können. Im Moment prüfen darüber hinaus alle Landesrundfunkanstalten in der ARD ihre Optionen, wie sie den Anforderungen des Reformstaatsvertrages nachkommen können.“

Eine Entscheidung dazu, wie genau der WDR seine Hörfunkwellen dazu aufstellen wird, gebe es erst nach diesem Prüfprozess. Man kann nur hoffen, dass der die Tatsache berücksichtigt, dass Cosmo die angestrebten Reformen längst vollzogen hat: Die Welle ist ein Kooperationsprojekt zwischen WDR, RBB und Radio Bremen – ein „Best Practice“-Beispiel für den neuen Staatsvertrag.

Petition spricht von einer Bankrotterklärung des WDR

„Cosmo“, heißt es weiter in der Petition, „ist ARD-weit das einzige Radioprojekt, das konsequent mehrsprachig arbeitet, migrantische und queere Perspektiven redaktionell verankert hat“. Das Programm gerade jetzt infrage zu stellen, sei ein gefährlicher Fehler: „In einer Zeit, in der rechtsextremistische Hetze, Ausgrenzung und demokratiefeindliche Tendenzen zunehmen, wäre das Ende dieses Programms nicht nur ein kultureller Verlust, sondern ein politisches Signal – gegen Sichtbarkeit, gegen Teilhabe, gegen Vielfalt. Es käme einer Bankrotterklärung gleich und würde ein zentrales öffentlich-rechtliches Versprechen brechen: das Versprechen, für alle da zu sein.“

Aber auch der WDR verweist in seiner Stellungnahme auf die gesellschaftliche Relevanz von Cosmo: „In NRW hat ein Drittel der Bevölkerung einen Einwanderungshintergrund. Bei Kindern und Jugendlichen ist der Anteil sogar noch höher.“ Cosmo sei laut WDR-Gesetz beauftragt, migrantisch geprägte Menschen in NRW zu erreichen. Dieses Ziel werde auch in den nächsten Jahren für den Sender große Bedeutung haben, weshalb es auch passende Angebote des WDR geben werde.

Bleibt die Frage, was genau der Sender unter passenden Angeboten versteht. Sollte der WDR diese „gelebte gesellschaftliche Vielfalt“ aus der Radiolandschaft in die digitale Nische verbannen, mahnt die Petition, überlasse er damit „einen Teil seines Publikums zweifelhaften Medienangeboten, die explizit Menschen mit Migrationsgeschichte ansprechen, um sie für eine autoritäre und nationalistische Politik einzuspannen“.

Und nicht zu vergessen, die gute Musik. „Wer Cosmo abschaltet“, so der Kölner Sänger Patrice, „sagt ja zu 100 Prozent Musik-Mainstream im öffentlich-rechtlichen Radio. Eine Katastrophe!“

Die Petition finden Sie hier.