Mindestens sieben Menschen sind in Europa wegen des Sturms gestorben. Auch in NRW waren die Auswirkungen zu spüren.
Sieben Sturm-Tote in EuropaOrkantief „Emir“ richtet Schäden in NRW an – Baum stürzt auf Auto in Köln
Schwere Stürme sind in der Nacht über Frankreich und Südengland gezogen und haben am Donnerstag Deutschland erreicht. In Europa kam es insgesamt zu sieben Toten durch den Sturm, Hunderttausende Haushalte waren zeitweise ohne Strom.
Am Donnerstag ist es auch in Deutschland zu heftigen Sturmböen gekommen, der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte zudem vor Starkregen. Tief „Emir“, das international Tief „Ciarán“ genannt wird, ist im Westen Deutschlands bis zum Donnerstagnachmittag deutlich zu spüren, allerdings weitaus weniger stark als noch in Frankreich. Ein Überblick.
Sturm „Emir“ trifft auch Köln und Region: Umgestürzte Bäume fallen auf Autos
In Nordrhein-Westfalen gab es vor allem Einsätze der Feuerwehren wegen umgestürzter Bäume. Auch in Köln kam es am Donnerstagmittag zu einem Einsatz der Feuerwehr Köln, bei der ein Baum auf ein Auto gefallen ist: „An der Ecke Militärring und Dürener Straße kippte ein Baum auf ein Auto, es blieb aber beim Sachschaden“, schilderte ein Kölner Feuerwehrsprecher die Lage.
Bis zum Donnerstagnachmittag war die Kölner Feuerwehr rund 30 Mal im Sturm-Einsatz. Auch auf dem Östlichen Zubringer fiel ein Baum um, den die Feuerwehr beseitigte, es kaum zu Verzögerungen im Verkehr. Insgesamt blieb Köln wohl vom Sturm verschont: „Wir mussten keine besondere Einsatzstufe ausrufen“, so der Feuerwehrsprecher.
Ein ähnliches Bild gab es auch in anderen Orten in NRW: In Euskirchen stürzte ebenfalls ein Baum auf ein Auto, auch hier war die Feuerwehr im Einsatz. In Leverkusen kam es zu Sturmschäden, weil das Orkantief ein Zelt von einem begehbaren Flachdach eines Gewerbegebäudes gefegt hatte.
Im Rhein-Sieg-Kreis musste die Feuerwehr bis zum Nachmittag zu 140 Einsätzen ausrücken. Zahlreiche Bäume stürzten hier nach heftigen Sturmböen auf Autos, Straßen, Strom- und Telefonleitungen.
In Leverkusen wurde ein Festzelt von einem Dach gepustet, welches für eine Weihnachtsfeier aufgestellt worden war. In dem Zelt befanden sich glücklicherweise keine Menschen, als der Sturm es mit sich riss.
Weitere Male rückten die Feuerwehren etwa in Bochum, Haan, dem Kreis Kleve oder dem Märkischen Kreis aus. In Dortmund blieben wegen des Sturms etwa die Wälder und Parks geschlossen. Verletzte in Köln und Region sind bisher nicht bekannt.
Tief „Emir“ bringt Probleme für Bahnverkehr – DWD warnte vor Unwetter
Der DWD hatte am frühen Donnerstagmorgen eine Sturm- und Unwetterwarnung für den Westen Deutschlands sowie für die deutsche Nord- und Ostseeküste herausgegeben. Auch Köln und die Region waren von der Warnung betroffen – die Warnung galt bis 18 Uhr am Donnerstag und wurde dann aufgehoben. „Der Ausläufer eines nach England ziehenden Sturmtiefs greift heute früh auf den Westen über, überquert Deutschland im Tagesverlauf ostwärts“, informierte der DWD.
Für NRW und Rheinland-Pfalz galt die Warnstufe 2, die vor „markantem Wetter“ warnt. Auf dem Brocken im Harz waren sogar Orkanböen mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Kilometer pro Stunde möglich. Trotz der Warnung forderte der Sturm in Niedersachsen bereits ein Todesopfer. Eine junge Frau ist am Rammelsberg im Harz durch einen umstürzenden Baum tödlich verletzt worden. Die Frau sei in Begleitung ihrer beiden kleinen Kinder und ihres Ehemannes gewesen.
Sturmtief „Emir“ verzögert auch den Bahnverkehr
Aufgrund des Orkantiefs „Emir“ kam es zu Einschränkungen im Bahnverkehr, informierte die Deutsche Bahn am Donnerstagmorgen. Betroffen waren zunächst der Verkehr der Linien RE 2 (Gegenstände auf der Strecke) zwischen Oberhausen Hbf und Gelsenkirchen Hbf sowie RE 14 (Baum auf der Strecke).
„Es wird an der Einrichtung eines Schienenersatzverkehrs gearbeitet, auf Bestätigung wird noch gewartet“, so die Deutsche Bahn. Auch die Regionen Euskirchen, Remscheid, Mönchengladbach/Viersen und Dorsten waren betroffen.
Wegen des sich nähernden Sturms wurden in den Niederlanden Hunderte Flüge unter anderem nach Deutschland annulliert. Das teilte ein Sprecher des Amsterdamer Flughafens Schiphol am Donnerstag mit. Wegen der erwarteten heftigen Sturmböen wurde auch die Schifffahrt von der Nordsee auf die Westerschelde im Südwesten des Landes gestoppt. Auch können einige Fähren zu Wattenmeerinseln nicht fahren. Der Meteorologische Dienst rief die zweithöchste Alarmstufe Orange für die südwestliche Provinz Zeeland und die Regionen an der Nordseeküste aus. Einige Schulen blieben vorsorglich geschlossen.
Orkantief „Ciaràn“/„Emir“: Tote und Verletzte nach Sturm – 1,2 Millionen Haushalte ohne Strom
In Frankreich gab es durch den Sturm zwei Tote und 15 Verletzte, darunter sieben Feuerwehrleute, wie Innenminister Gérald Darmanin mitteilte. Ein Lastwagenfahrer starb, als er in einen umgestürzten Baum krachte. In Le Havre wurde ein Mann beim Schließen seiner Fensterläden von einem Windstoß erfasst und tödlich verletzt. Etwa 1,2 Millionen Haushalte waren ohne Strom und Hunderttausende vom Mobilfunknetz abgeschnitten. Umgestürzte Bäume blockierten Straßen sowie Bahnstrecken. Es gab erhebliche Sachschäden. 13.500 Feuerwehrleute rückten zu rund 3500 Einsätzen aus. Mehr als 1300 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.
In der Nacht hatte Emir bereits in Frankreichs Nordwesten und der englischen Südküste für Starkwind und Überflutungen gesorgt. Die stärksten Winde durch das Orkantief „Emir“, das international als „Ciaràn“ bekannt ist, sollen in Frankreich am Donnerstag vorbei sein. An der gesamten französischen Atlantikküste, der Nordküste sowie der östlichen Mittelmeerküste gilt laut Wetterdienst Météo France bis zum Abend Überschwemmungsgefahr durch Sturmwellen.
In Frankreich wurde der Zugverkehr in den Regionen Bretagne, Normandie, Pays de Loire, Hauts de France und Centre Val de Loire für Donnerstag weitgehend eingestellt. In drei besonders stark betroffenen Départements rief Verkehrsminister Clément Beaune dazu auf, das Auto nicht zu benutzen.
Auch Lastwagen durften zunächst nicht fahren. Teils sollten herabgesenkte Maximalgeschwindigkeiten im Straßenverkehr gelten. Gemeinden hatten noch am Mittwoch Dämme verstärkt und zusätzliche Barrikaden nahe der Küste errichtet.
Tief „Emir“ trifft Englands Küste
Auch an der Südküste Englands sorgte der Sturm für Probleme. Tausende Haushalte hatten zwischenzeitlich keinen Strom, wie die Nachrichtenagentur PA meldete. Bäume stürzten um, Straßen waren blockiert. Hunderte Schulen blieben geschlossen. Bahnbetreiber im Großraum London riefen die Menschen auf, nur wirklich notwendige Reisen anzutreten.
Auf der Insel Jersey im südwestlichen Ärmelkanal wurden der Polizei zufolge Windgeschwindigkeiten von bis zu 164 Stundenkilometern gemessen. „Bitte bleiben sie drinnen. Es ist sehr gefährlich da draußen“, warnte die Jersey Police. Eine Frau berichtete PA von großen Hagelkörnern: „Die Hagelkörner waren schwerer und größer als ein Golfball und haben uns drei Fenster beschädigt.“
In Belgien forderte das Orkantief zwei Todesopfer. In einem Park in Gent stürzte ein Baum auf zwei Fußgänger, von denen einer ums Leben kam. In einem weiteren Park mit Spielplatz wurde eine Fünfjährige von einem schweren, herabstürzenden Ast erschlagen, berichtete die Zeitung „De Standaard“. In Antwerpen wurde ein Mann von einer umstürzenden Dachkonstruktion schwer verletzt.
In den Niederlanden wurde in Venray nahe der Grenze zum Niederrhein ein Mensch von einem umstürzenden Baum erschlagen, teilte die Polizei mit. An mehreren anderen Orten hatten umstürzende Bäume Menschen verletzt, darunter war eine Frau in Den Haag. Auch Radfahrer waren von herabfallenden Ästen und Bäumen getroffen worden. Wegen des Sturms mit Windböen von bis zu 110 Stundenkilometern waren Hunderte Flüge gestrichen worden. Auch die Züge von und nach Paris fuhren nicht. Auch die Schifffahrt war stark beeinträchtigt. (mit dpa/afp)