Andere StrukturenEvangelische Kirche laut Huber weniger anfällig für Missbrauch

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Wolfgang Huber evangelische Kirche

Wolfgang Huber, ehemaliger EKD-Ratsvorsitzender

Köln – Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber plädiert im Missbrauchsskandal für ein bundesweites gemeinsames Agieren. „Ich bin dafür, dass wir uns auch als evangelische Kirche ein Gesamtbild erarbeiten und gemeinsam wirksame Vorkehrungen dafür treffen, Menschen im Raum der Kirche vor Missbrauch aller Art zu schützen“, sagte Huber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstag-Ausgabe). Er sehe die evangelische Kirche in einer grundsätzlich anderen Situation als die katholische, so Huber weiter.

„Für sexuellen Missbrauch gibt es bei uns nicht dieselben strukturellen Voraussetzungen wie in der katholischen Kirche – Stichworte: hierarchische Struktur, Autoritätsverhältnisse, Pflichtzölibat, Sexualmoral. Das Problem hat auch international im evangelischen Bereich nicht die gleiche Dramatik.“ Jeder Einzelfall sei zu beklagen und müsse aufgearbeitet werden.

Darum hätten sich die evangelischen Landeskirchen, wo immer sie damit konfrontiert waren, nach seinem Wissen auch schnell und umfassend bemüht, sagte Huber. „Selbstkritik und das Leiden an der eigenen Kirche gehören zum Wesen des Protestantismus. Deshalb hat auch die Aufarbeitung aller Arten von Skandal im Protestantismus Tradition.“

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Kritik an Woelkis Haltung zur Ökumene

Mit Blick auf die evangelisch-katholische Ökumene kritisierte Huber den Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Woelki. Im Jahr des Reformationsjubiläums 2017 habe Woelki „im Kreis der katholischen Bischöfe auf besonders markante Weise Zurückhaltung signalisiert, vor weiteren Schritten in der Ökumene gewarnt und auf Abwarten gesetzt – mit dem Ergebnis, dass manche ökumenischen Entwicklungen auf einem Umweg um Köln herum stattgefunden haben“.

Vor dem dritten Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt sprach Huber von der Gefahr einer großen Ernüchterung, „wenn wir nicht zu weiteren Schritten einer bewussten Gemeinsamkeit bei allem Respekt vor den konfessionellen Unterschieden kommen“.

Huber hält am Reformationstag, dem 31. Oktober, im zentralen Gottesdienst des evangelischen Kirchenverbands Köln und Region die Festpredigt.

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