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Laumann besucht Bäckerei im MünsterlandAtomkraft soll Traditionsbetriebe retten

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Laumann beim Bäcker

Minister Laumann in der Backstube.

Münster – Die Bäckerei Blömker in Lengerich wurde 1911 gegründet. Der Traditionsbetrieb aus dem Münsterland betreibt fünf Filialen, beliefert Schulen, Kindergärten und Altersheime. Inhaber Pascal Klinker beschäftigt 45 Mitarbeiter. Sie stehen jetzt vor einer ungewissen Zukunft. Die hohen Preise für Getreide und Energie drücken der Bäckerei die Luft ab.

Am Montag hielt eine Regierungslimousine vor dem Geschäft in Lengerich. NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) besuchte den Betrieb, um sich vor Ort über die Situation des Bäckerhandwerks zu informieren. Schon vor dem Ukraine-Krieg waren viele Bäckereien in finanzielle Not geraten. Während es 2008 noch 2272 Betriebe in NRW gab, waren es vor Beginn der Pandemie noch 1350. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sank laut IT NRW von 51.065 auf 48.154, der Umsatz ging mit 3,34 Milliarden Euro um knapp 3,5 Prozent zurück.

„Die aktuelle Lage ist für die Betriebe herausfordernd: Die Rohstoff- und Energiepreise sind hoch, es stehen weniger Fachkräfte zur Verfügung und der Verlust von Kaufkraft führt bei den Menschen zu weniger Konsum“, so Laumann.

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Die lange Tradition des Bäckerhandwerks müsse auch in der Krise hochgehalten werden. Kleine und mittlere Betriebe seien "das Rückgrat unserer Gesellschaft". Sie leisten einen wichtigen Beitrag zu Wohlstand und Beschäftigung in unserem Land. Und so muss das auch bleiben, erklärte der Minister.

Aber wie? Die Hilfspakete der Bundesregierung seien bisher für Betriebe „keine nennenswerte Hilfe“, sagte der NRW-Arbeitsminister. Laumann sprach sich für „preissenkende Maßnahmen“ aus. „Wir müssen jede Ressource, die wir im Land haben, nutzen, um die Wirtschaft mit ausreichend Energie zu versorgen. Nur mit mehr Energie werden wir aus der Krise kommen. Das heißt, unter anderem, heimische Kohle muss genutzt und Atomkraft muss verlängert werden.“

Auch die geplante Gaspreisbremse der Expertenkommission der Bundesregierung könne die Betriebe entlasten. Es werde aber auf die genaue Umsetzung ankommen. „Ein Gaspreis-Deckel der erst im Frühjahr greift, so wie bisher angedacht, dürfte für viele jedenfalls zu spät kommen“, befürchtet Laumann. Wenn die Ampel bei der Umsetzung des Gaspreis-Deckels „genauso herumeiere“ wie beim Weiterbetrieb der Atomkraftwerke, „dann gute Nacht“, sagte Laumann mit Blick auf die aktuellen Umstände: Etwa 70 Prozent der Öfen in Bäckereien werden mit Gas betrieben. Das Bäckereihandwerk erwartet zum Teil eine Verzehnfachung der Preise.

Auch Yvonne Gebauer, Sprecherin für Arbeit der FDP-Landtagsfraktion, setzt auf Atomkraft. „Wenn sich die Grünen aus Ideologie gegen den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke und damit gegen sinkende Energiepreise stellen, dann spürt das auch der Bäcker vor Ort und die Menschen am Brotpreis“, sagte die Liberale dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Während die Ampel auf Bundesebene bereits umfangreiche Entlastungspakete auf den Weg gebracht habe, hätte die schwarz-grüne Landesregierung bisher Privathaushalte und Unternehmen in NRW „noch mit keinem Euro entlastet".

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Der Chef der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Kutschaty, sieht das ähnlich. Die Verantwortung nur nach Berlin zu schieben werde dem Gestaltungsanspruch einer Landesregierung nicht gerecht, sagte der Politiker aus Essen unserer Zeitung. Vor allem Betriebe in akuter Not bräuchten analog zu den Corona-Hilfen weitere Zuschüsse: „Hier muss das Land endlich selber Maßnahmen ergreifen und ein eigenes Unterstützungspaket auflegen. Für uns ist klar, dass die Ernährungswirtschaft Teil der systemrelevanten Infrastruktur sein muss. Sie muss daher in dieser Energiekrise besonders geschützt werden. Foto-Termine in der Backstube reichen da jedenfalls nicht aus.“

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