Pfarrer segnen HomosexuelleSeelsorger widersetzen sich dem Verbot des Vatikans

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Re­gen­bo­gen­fahne der Schwu­len- und Les­ben­be­we­gung in Köln

Köln/Limburg – Dem Protest von mehr als 2000 katholischen Seelsorgerinnen und Seelsorgern gegen das Segnungsverbot für homosexuelle Paare durch den Vatikan folgen nun Taten: Unter dem Motto „Liebe gewinnt“ sollen am 10. Mai bundesweit Gottesdienste stattfinden, in denen schwule und lesbische Paare gesegnet werden. „Was segensreich ist, soll auch unter Gottes Segen stehen dürfen“, sagte der in Hamm tätige Pfarrer Bernd Mönkebüscher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Es sei Realität in der katholischen Kirche, dass Segensfeiern für homosexuelle Paare und für Menschen, die sich nach einer zerbrochenen Ehe neu verlieben, meist heimlich passieren müssten. „Ein Segen durch die Hintertür jedoch ist beschämend“, heißt es in dem von Mönkebüscher mit verantworteten Aufruf für den 10. Mai, der auch vom früheren Essener Generalvikar Hans-Werner Thönnes und der Initiative Maria 2.0 Rheinland unterstützt wird.

Der Vatikan hatte in der vorigen Woche auf ein anonymes „Dubium“ – eine zweifelnde Anfrage – zu Segensfeiern für Homosexuelle mit einem kategorischen Nein geantwortet. Gott könne „die Sünde nicht segnen“. Außerdem bestehe die Gefahr der Verwechselung mit dem Brautsegen bei der kirchlichen Trauung, die in der katholischen Kirche ein Sakrament ausschließlich für heterosexuelle Paare ist.

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Mönkebüscher nannte die römische Erklärung einen „Schlag ins Gesicht“ für gleichgeschlechtliche Paare weltweit. Der Aktionstag mit Segensgottesdiensten für Schwule und Lesben solle „ein Signal gegen Diskriminierung setzen und ein Zeichen dafür setzen, dass unsere Kirche anders ist“. Mit Sanktionen durch die Kirchenleitung rechne er nicht.

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Der 10. Mai ist laut dem „Ökumenischen Heiligenlexikon“ dem Gedenken des Stammvaters Noah gewidmet. In der biblischen Erzählung stellt Gott seinen Bundesschluss mit Noah unter das Zeichen des Regenbogens. In unserer Zeit ist die Regenbogen-Flagge zum Symbol der Schwulen-und-Lesben-Bewegung geworden. Das römische Segnungsverbot stößt auch in den Reihen der Bischöfe auf Unverständnis und Widerstand. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, teilte mit, er könne das Unverständnis der Gläubigen verstehen und teile es ausdrücklich. Der Vatikan täte besser daran, in der Weltkirche einen Diskussionsprozess in Gang zu setzen, anstatt einfach nur mit einem schlichten Nein zu reagieren, so Bätzing. Auf dem „Synodalen Weg“, einem Reformprozess der deutschen Kirche, gehören Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare zu den umstrittenen Forderungen. Aktuell unterstützten neben dem Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Woelki, auch die Bischöfe Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Stefan Oster (Passau) das Verbot aus Rom. Woelki betonte, er stehe dabei in Einheit mit Papst Franziskus und der Kirche .

Katholische Verbände und Organisationen sowie Hunderte von Theologieprofessorinnen und -professoren gingen auf Distanz zu Rom. Der Bundesverband der katholischen Religionslehrerinnen und -lehrer an Gymnasien wandte sich in einer Erklärung gegen „eine ausgrenzend und auch theologisch nicht vertretbare Sexualmoral“, die der Vatikan „auf dem Rücken unserer Mitmenschen“ austrage.

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