Bonn – „Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte.“ Dieser berühmte Spruch der früheren SPD-Politikerin Käte Strobel von 1959 mag für viele Frauen gelten, die in die Politik gegangen sind. Strobel wurde 1966 in der Großen Koalition erste Bundesministerin der SPD, zuständig für das Gesundheitsressort. Sie gehört zu den Sozialdemokratinnen, die in einer Ausstellung des Bonner Frauenmuseums (vom 28. Mai bis zum 21. Juli) gewürdigt werden.In der Schau „Schwestern zur Sonne zur Gleichheit“ - eine Abwandlung des klassischen Arbeiterlieds „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ - stehen wichtige Frauen der Partei im Mittelpunkt. Rund drei Dutzend werden näher vorgestellt - in Texten, mit historischen Fotodokumenten und in künstlerischen Exponaten. Das reicht von Clara Zetkin und Rosa Luxemburg, die später zu den Kommunisten wechselten, bis zu den beiden aktuellen Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer (Rheinland Pfalz) und Hannelore Kraft (Nordrhein-Westfalen).
Bei der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins durch Ferdinand Lassalle im Mai 1863, der Geburtsstunde der SPD, durften Frauen noch nicht mitwirken. Fast im ganzen Deutschen Reich war ihnen politische Tätigkeit verboten. „Einige Frauen sind damals unter Männernamen in die Partei eingetreten“, berichtet Kuratorin Bettina Bab.
Der Aufstieg der Frauen war auch in der SPD meist ein steiniger Weg. Lange Zeit war das Frauenbild der Genossen traditionell: Noch im Wahlkampf 1969 warb die Partei mit dem Slogan „Wir haben die besseren Männer“. Im Hamburger Grundsatzprogramm von 2007 hieß es dann aber: „Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden.“
Als unter Reichskanzler Otto von Bismarck 1878 mit dem Sozialistengesetz auch zahlreiche Parteiführer ins Gefängnis oder ins Exil mussten, sprangen Ehefrauen ein, wie Julie Bebel. Der Frau von August Bebel, die von zu Hause aus Geschäftsführung und Buchhaltung übernahm, war es zu verdanken, dass die SPD in der Illegalität fortbestand. In der Ausstellung ist ein damaliges Küchenambiente aufgebaut, das veranschaulichen soll, unter welchen Umständen Julie Bebel für die Partei tätig war.Schon früh sah sich die SPD als Vorkämpferin für Frauen. Im Erfurter Programm 1891 wurde der Grundsatz der Gleichberechtigung verankert - und die „Abschaffung aller Gesetze, welche die Frau in öffentlich- und privatrechtlicher Beziehung gegenüber dem Manne benachteiligen“. Doch erst 1919 wurde bei den Wahlen zur Nationalversammlung das Frauenwahlrecht in Deutschland eingeführt.
Erst spät kamen auch Ämter. Mit Louise Schroeder in Berlin wurde 1947/48 erstmals eine Frau Oberbürgermeisterin. Sie erhielt auch als erste deutsche Frau ein Staatsbegräbnis. Erste Bundestagspräsidentin wurde 1972 Annemarie Renger. Im Kabinett kam mit Käte Strobel eine SPD-Frau erst 1966 zum Zug, sie kam damit später als 1961 Elisabeth Schwarzhaupt von der CDU. Im Kanzleramt ist die CDU mit Angela Merkel ebenfalls zeitlich voraus - bisher rangen auch nur SPD-Männer um die Kanzlerkandidatur.
Die Ausstellung könnte im Bundestagswahlkampf als Wahlhilfe für die Genossen verstanden werden. Davon will Museumsdirektorin Marianne Pitzen nichts wissen. Anlass sei das 150-Jahr-Jubiläum gewesen, erklärt sie. Und trotz Finanzierung durch die SPD habe das Frauenmuseum die Ausstellung „unabhängig von der Partei konzipieren können“. Ein Streitpunkt sei etwa das Titelfoto mit der damaligen Bundestagspräsidentin Renger gewesen, wo sie bei einer hitzigen Parlamentsdebatte über das Abtreibungsgesetz 1974 dem Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel den Vogel zeigte. (dpa)