Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Amerika wie Nordkorea“Trump plant Geheim-Deal trotz Putins „Bullshit“ – und lässt sich huldigen

5 min
US-Präsident Donald Trump bei der Kabinettssitzung im Weißen Haus. (Archivbild)

US-Präsident Donald Trump bei der Kabinettssitzung im Weißen Haus. (Archivbild)

Trump spricht über Putin und Selenskyj – und lässt sich huldigen. In Europa gibt es Kopfschütteln, Moskau attestiert „leichte Schizophrenie“. 

US-Präsident Donald Trump hat sich zu Moskaus Nein zu einem Treffen von Kremlchef Wladimir Putin mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geäußert. „Es ist egal, was sie sagen. Alle plustern sich nur auf, das ist alles Bullshit“, entgegnete Trump am Dienstag (26. August) bei einer Kabinettssitzung im Weißen Haus auf eine entsprechende Frage. Trump sorgte dabei auch mit weiteren Aussagen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine für Aufsehen.

Kriege seien „schrecklich, aber bei Kriegen weiß man nie – die Dinge ändern sich“, führte der US-Präsident etwa aus. „Menschen ziehen in den Krieg, werden dann verprügelt, verlieren ihr Land und Millionen von Leben. Niemand zieht in einen Krieg mit der Erwartung zu verlieren“, erklärte Trump und fügte an: „Ich bin sicher, die Ukraine dachte, sie würde gegen einen Gegner gewinnen, der 15-mal so groß ist wie sie selbst.“

Donald Trump: „Auch Selenskyj ist nicht gerade unschuldig“

Sein Vorgänger, der Demokrat Joe Biden, hätte den Krieg niemals „passieren lassen“ dürfen, betonte Trump erneut. Der Republikaner war ursprünglich mit dem Ziel angetreten, den Krieg innerhalb kürzester Zeit nach seinem Amtsantritt zu beenden, ist damit bisher jedoch gescheitert, da Moskau nicht von seinen Kriegszielen abrückt, die einer ukrainischen Kapitulation gleichkommen.

Trump nahm erneut auch die angegriffene Ukraine ins Visier: „Auch Selenskyj ist nicht gerade unschuldig“, erklärte Trump, ohne den Vorwurf gegenüber dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj weiter zu erklären.

Trump droht Wladimir Putin mit „Wirtschaftskrieg“

Moskau drohte der US-Präsident unterdessen mit einem „Wirtschaftskrieg“, sollte der Kreml weiterhin eine Friedenslösung blockieren. „Es wird kein Weltkrieg, aber es wird ein Wirtschaftskrieg sein“, sagte Trump bei der Kabinettssitzung im Weißen Haus. „Ein Wirtschaftskrieg wird schlimm sein, und er wird schlecht für Russland sein, und das will ich nicht.“

Zuvor hatte Trump dem Kreml trotz absurder Bedingungen und neuer Angriffswellen erneut eine zweiwöchige Frist für eine Friedenslösung gesetzt. Während die Kritik an Trumps Kurs im Westen deshalb zuletzt schärfer geworden war, wurde dem US-Präsidenten vom eigenen Kabinett am Dienstag gehuldigt.

Huldigungen im Weißen Haus und warme Worte aus Moskau

„Ich wünsche mir nur eines: dass das Nobelkomitee endlich erkennt, dass Sie der mit Abstand beste Kandidat sind, seit jemals über den Nobelpreis gesprochen wurde“, erklärte etwa Trumps Sondergesandter Steve Witkoff, der regelmäßig für Gespräche mit Putin nach Moskau gereist ist, mit Blick auf den vom US-Präsidenten seit Jahren begehrten Friedensnobelpreis.

Aus Moskau gab es am Dienstag derweil ebenfalls warme Worte für den US-Präsidenten: „Der Dialog zwischen Präsident Putin und Präsident Trump wird die Welt verändern – und globale Sicherheit und Wohlstand ermöglichen“, schrieb Kirill Dmitrijew, Putins Sonderbeauftragter für Handelsbeziehungen zum Ausland, am Montag auf der Plattform X – und versah die großen Worte mit einem Foto, das Trump und Putin beim Treffen in Alaska beim Handschlag zeigt.

Plant Donald Trump einen Geheim-Deal mit Wladimir Putin?

Kurz darauf berichtete die Nachrichtenagentur Reuters dann über geheime Gespräche zu möglichen Energieabkommen zwischen Washington und Moskau, die es rund um das Treffen der beiden Staatschefs in Alaska gegeben habe. Beamte beider Länder sollen demnach ausgelotet haben, ob die US-Ölfirma ExxonMobil beim russischen Öl- und Gasprojekt Sachalin-1 einsteigen könnte, berichtete Reuters mit Bezug auf fünf mit den Gesprächen vertraute Quellen.

Dass der US-Präsident einerseits stets mit neuen Sanktionen gegen Russland droht, gleichzeitig jedoch geheime Deals mit Moskau anstrebt, sorgte in Moskau unterdessen für hämische Belustigung. Trump sei offenbar von einer „leichten Schizophrenie“ befallen, befand etwa der populäre TV-Moderator Wladimir Solowjow in seiner Sendung im Staatsfernsehen und machte gleichzeitig klar, dass Moskau den Feind vor allem in Europa sieht.

Häme und Drohungen im russischen Staats-TV

„Wir werden die Champs Élysées erobern, den Rest von Paris können sie behalten“, drohte Solowjow in seiner Sendung mal wieder mit russischen Feldzügen in Europa. Der französische Präsident Emmanuel Macron werde in Zukunft „die Stiefel russischer Soldaten putzen“, prognostizierte der für seine martialischen Worte bekannte TV-Moderator und Kriegsbefürworter.

Im Westen bekam Trump für seinen jüngsten Auftritt – und die Huldigungen aus seinem eigenen Kabinett – derweil mitunter scharfe Kritik zu hören. „Trump ist gleichermaßen enttäuscht darüber, dass die Russen weiterhin Ukrainer töten wollen und dass die Ukrainer nicht ermordet werden wollen“, flüchtete sich der russische Kremlkritiker Garri Kasparow angesichts der Worte aus Washington in Sarkasmus.

Donald Trump: Sarkasmus beim Kremlkritiker, Entsetzen bei Experten

„Das ist alles Wahnsinn. Absolut verrückt“, befand derweil der Historiker Ian Garner angesichts der Lobhudelei Witkoffs gegenüber Trump, die man sonst eher aus autokratischen Ländern kenne. Amerika wirke mittlerweile „wie Nordkorea, wie Stalins UdSSR, wie eine pantomimische Diktatur“, fügte Garner an.

„In der Armee haben wir das Popo-Schnorcheln genannt“, schrieb derweil der ehemalige US-General Ben Hodges wenig zurückhaltend über Witkoffs an Trump gerichtete Schmeicheleien. Der ehemalige Oberbefehlshaber der US-Armee in Europa äußert sich immer wieder kritisch über Trumps Kurs gegenüber Moskau und forderte härtere Maßnahmen gegen Russland.

„Plant ohne Amerika und rechnet immer mit dem Schlimmsten, Europa“

Deutliche Reaktionen kamen nach dem jüngsten Auftritt des US-Präsidenten und seines Kabinetts unterdessen auch aus Deutschland. Witkoffs Worte seien „erbärmlich“ schrieb etwa der Kölner Politikwissenschaftler Thomas Jäger bei X und fragte: „Wer soll diese Deppen noch ernst nehmen?“

Auch der SPD-Politiker Fritz Felgentreu zeigte sich ernüchtert nach dem Auftritt des US-Präsidenten. „In seinem Kopf hat es im letzten halben Jahr nicht einen Millimeter Bewegung gegeben“, schrieb der ehemalige Bundestagsabgeordnete bei X und fügte an: „Erwartet nicht, dass sich daran in Zukunft etwas ändert. Plant ohne Amerika und rechnet immer mit dem Schlimmsten, Europa.“