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Neue PrioritätenUSA stoppen Teile der Waffenlieferungen an Ukraine

Lesezeit 3 Minuten
Soldiers from the "Black Sky" battalion of the Spartan brigade look at an agricultural drone, transformed into a front-line delivery cargo, during a demonstration for AFP, at an undisclosed location not far from the front line, in the region of Dnipropetrovsk, Ukraine, on June 14, 2025, amid the russian invasion of Ukraine. Ukrainian army logistics have become the priority target for Russian drones. The technological and financial growth of the Russian drone industry is forcing the Ukrainian army to adapt by building new means of transport and logistical deliveries, such as buggies, motorbikes and cargo delivery drones, using whatever resources are available. (Photo by Florent VERGNES / AFP)

Soldaten des „Black Sky“-Bataillons der Spartaner-Brigade betrachten eine Agrardrohne, die zu einem Transportmittel für die Frontlinie umfunktioniert wurde.

Die USA verhängen einen Lieferstopp für bestimmte Raketen und Munition an die Ukraine – obwohl diese schon zugesagt waren.

Die US-Regierung hat bestätigt, dass sie einige zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine vorerst aussetzt. Betroffen sind unter anderem Flugabwehrraketen des Typs Patriot, Präzisionsartillerie und Granaten. Die Entscheidung markiert einen Kurswechsel unter Präsident Donald Trump und bedeutet eine Abkehr von früheren Zusagen der Regierung Biden.

„Diese Entscheidung ist getroffen worden, um die Interessen Amerikas an erste Stelle zu setzen, nachdem das Verteidigungsministerium die militärische Unterstützung und Hilfe unseres Landes für andere Länder auf der ganzen Welt überprüft hat“, erklärte die stellvertretende Sprecherin des Weißen Hauses, Anna Kelly. Damit bestätigte sie entsprechende Medienberichte.

Mit Blick auf die weltweite Militärpräsenz der USA ergänzte Kelly: „Die Stärke der US-Streitkräfte bleibt unbestritten – es genügt, den Iran zu fragen.“

Lagerbestände der US-Armee sollen geschrumpft sein

Hintergrund für die Entscheidung sind offenbar sinkende Munitionsvorräte der US-Armee. Wie das US-Magazin Politico berichtet, hat eine interne Überprüfung des Pentagons ergeben, dass die Lagerbestände einiger zugesagter Waffensysteme stark geschrumpft sind. Ein anonymer US-Beamter sagte demnach, man könne bestimmte Lieferungen aktuell nicht mehr garantieren.

ARCHIV - 23.06.2025, Ukraine, Kiew: Menschen transportieren Habseligkeiten aus einem durch einen russischen Angriff zerstörten Bürogebäude in Kiew. (zu dpa: «Ukraine: UN-Generalsekretär für bedingungslose Waffenruhe») Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Menschen transportieren Habseligkeiten aus einem durch einen russischen Angriff zerstörten Bürogebäude in Kiew. (Archivbild)

Trotz seiner mitunter distanzierten Haltung gegenüber Kiew hatte Präsident Trump die von seinem Vorgänger eingeleiteten Militärhilfen bislang in Teilen weitergeführt. Während Joe Bidens Amtszeit hatten die USA Waffen und Ausrüstung im Wert von über 60 Milliarden Dollar an die Ukraine geliefert.

Nun deutet der Lieferstopp auf eine veränderte Strategie hin. Trump hatte zuletzt sowohl Russland als auch die Ukraine zu direkten Gesprächen über eine Waffenruhe gedrängt. Auch in anderen internationalen Krisen wie zwischen Israel und dem Iran wollte er eine Vermittlerrolle übernehmen, schaltete sich aber mit einem Angriff ein.

Kurz vor dem Lieferstopp trafen sich Trump und Selenskyj

Allerdings könnte der Rückzug aus der militärischen Unterstützung für die Ukraine weitreichende Folgen haben. Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte bereits im Juni vor dramatischen Konsequenzen, sollte die US-Hilfe gekürzt oder eingestellt werden. Seit Januar wurden keine neuen Unterstützungszusagen aus Washington gemacht – dabei galt die USA lange als wichtigster Verbündeter Kiews.

dpatopbilder - 25.06.2025, Niederlande, Den Haag: US-Präsident Donald Trump (r) schüttelt die Hand des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj während ihres Treffens am Rande des NATO-Gipfels. Foto: Ukraine Presidency/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

US-Präsident Donald Trump (r.) schüttelt die Hand des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj während ihres Treffens am Rande des Nato-Gipfels.

Nur wenige Tage vor der Ankündigung des Lieferstopps hatten sich Trump und Selenskyj beim Nato-Gipfel in Den Haag getroffen. Auf die Frage nach weiteren Patriot-Systemen reagierte Trump dort ausweichend: „Wir werden sehen, ob wir welche zur Verfügung stellen können. Sie sind sehr schwer zu bekommen.“

Die Ukraine kämpft derweil mit einer neuen Welle russischer Angriffe. Nach afp-Auswertungen nahm die Zahl der eingesetzten Langstreckendrohnen im Juni um fast 37 Prozent zu. Diese Angriffe stellen die ohnehin belastete ukrainische Luftabwehr und die Bevölkerung erneut auf eine harte Probe. Gleichzeitig verlaufen die Gespräche über eine Waffenruhe weiterhin schleppend.

Weiterer Drohnenangriff in Charkiw – ein Toter

Am Mittwochmorgen wurde bei einem russischen Drohnenangriff in der Region Charkiw mindestens ein Mensch getötet, ein weiterer verletzt, wie der örtliche Gouverneur Oleh Synehubow mitteilte. Auch der Bürgermeister der Stadt Charkiw, Ihor Terechow, berichtete von einem Angriff auf den Stadtbezirk Nowobawarskyj.

Die ukrainische Armee meldete unterdessen einen Treffer auf eine russische Ölraffinerie in der Region Saratow. Diese soll Treibstoff für die russischen Streitkräfte liefern. Eine Bestätigung aus Moskau blieb bislang aus. (sbo/afp)