CoronaMuslime müssen Ramadan mit Abstand begehen

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Die Gebetsteppiche mussten schon 2020 wegen der Corona-Pandemie in der Kölner Ditib-Moschee mit Abstand ausgelegt werden.

Die Gebetsteppiche mussten schon 2020 wegen der Corona-Pandemie in der Kölner Ditib-Moschee mit Abstand ausgelegt werden.

Köln/Düsseldorf – Zum zweiten Mal in Folge müssen die Muslime den Fastenmonat Ramadan, der am Dienstag begonnen hat und bis zum 12. Mai andauern wird, unter Corona-Bedingungen begehen. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religionen (Ditib) hat angekündigt, dass wegen der Pandemie viele der geplanten Veranstaltungen in den Moscheegemeinden virtuell ablaufen werden.

Das gelte auch für die Tarawih-Gebete mit acht Einheiten und die Gegenlese-Tradition des Korans, die Muqabala, sagte der Ditib-Bundesvorsitzende Kazım Türkmen in einer Presseerklärung. Beide sind zentrale Bestandteile des Fastenmonats. Von den Beschränkungen betroffen sei auch das dreitägige Fest des Fastenbrechens am Ende des Ramadan. Das sogenannte Zuckerfest könne nur unter strenger Einhaltung der Corona-Regeln gefeiert werden und „stehe in diesem Jahr daher ganz im Zeichen der Familie“, so Türkmen.

Predigten und Lesungen vor allem online

Wie die Ditib in einer Erklärung weiter ankündigt, werden Predigten oder Lesungen vor allem online angeboten. „Aufgrund der allgemeinen pandemischen Situation und ihren vielen Einschränkungen werden wir dieses Jahr tagsüber nicht nur auf das Essen und Trinken verzichten, sondern auch auf die gemeinschaftliche Spiritualität“, heißt es in der Mitteilung.

Alles zum Thema Rainer Maria Woelki

Der Fastenmonat stehe dieses Jahr unter dem Motto „Ramadan und innere Einkehr“. Muslime sollten den Ramadan im engsten Familienkreis verbringen, wodurch er auch familiärer werde „und ganz andere Möglichkeiten der Spiritualität ermögliche“.

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Weil der Ramadan immer ein besonderer Monat der Solidarität sei, wie der größte Islamverband in Deutschland betont, wollen die Mitglieder mehrerer Wuppertaler Moscheegemeinden wie schon 2020 eine besondere Aktion starten. Bis zum 12. Mai werden sie an verschiedenen Standorten in der Stadt frisch gekochte Mahlzeiten an bedürftige Menschen verteilen, sagte der Sprecher der Ditib Zentralmoschee Wuppertal, Muhammed Sönmez.

Gläubige Muslime essen und trinken während des Ramadans den ganzen Tag nach Sonnenaufgang nichts. Erst nach Einbruch der Dunkelheit findet normalerweise in geselliger Runde das Fastenbrechen im privaten Kreis oder in der Moscheegemeinde statt. Wie 2020 wird das auch diesmal kaum möglich sein.

Zentralrat sieht Moscheen in ihrer Existenz bedroht

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime (ZMD) Aiman Mazyek befürchtet, dass einige Moscheen durch die Corona-Krise in ihrer Existenz bedroht seien. Er sprach von „dramatischen Situationen“, auch weil durch die Moscheeschließungen die Haupteinnahmen der Gemeinden in Form von Spenden wegfielen. Zu Gottesdiensten in den Moscheen sind auf einer Fläche von 100 bis 200 Quadratmetern laut Mazyek nicht mehr als 20 bis 30 Personen zugelassen. Auch die abendlichen Iftar-Essen, sowie das dreitägige Fest am Ende des Ramadan könnten nur unter Einschränkungen stattfinden. Grundsätzlich seien die in den jeweiligen Bundesländern geltenden Regeln einzuhalten, sagte Mazyek.

„Wir verzichten neben dem gebotenen Fasten während des Tages nicht auf die Verrichtung der zusätzlichen Gebete, denn diese werden wir wie im Vorjahr auch in unseren Häusern und Wohnungen durchführen, im engsten Kreis der Familie“, so Mazyek weiter. „Wir machen neben unseren Moscheen nun unsere Wohnungen zu den Orten der Anbetung Gottes.“

Im vergangenen Jahr hatten sich zum Abschluss des Fastenmonats beispielsweise Hunderte Gläubige zum Beten nicht in der Moschee, sondern auf einem Ikea-Parkplatz in Wetzlar versammelt, um die Abstandsregeln einzuhalten.

Grußwort der großen christlichen Kirchen

In einem Grußwort an Muslime zum Fastenmonat Ramadan sprechen sich die großen Kirchen in NRW für einen gemeinsamen Einsatz der Religionen nach der Pandemie aus. „Die Corona-Zeit zeigt uns an vielen Stellen, was wir in unserer Gesellschaft besser, gerechter, menschenfreundlicher gestalten können und müssen“, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Botschaft. „Davon nicht zu schweigen und da, wo wir können, engagiert zu handeln, ist unsere Aufgabe als Glaubensgemeinschaften.“

Das Vertrauen auf Gott trage in den Herausforderungen der Corona-Krise, heißt es in der Grußbotschaft der fünf katholischen Bistümer und drei Landeskirchen. Dieses Vertrauen sei auch die Grundlage im gemeinsamen Einsatz für eine bessere Welt in der Zeit nach der Pandemie. Von katholischer Seite unterzeichneten Erzbischof Hans-Josef Becker (Paderborn), Bischof Helmut Dieser (Aachen), Bischof Felix Genn (Münster), Bischof Franz-Josef Overbeck (Essen) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) das Grußwort. Für die evangelischen Landeskirchen im Rheinland, in Westfalen und in Lippe unterschrieben Präses Thorsten Latzel, Präses Annette Kurschus und Landessuperintendent Dietmar Arends. (mit dpa/kna)

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