Arm und Reich im deutschen Eishockey

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Meister Eisbären spielt 2008 erst in einer neuen Arena.

Meister Eisbären spielt 2008 erst in einer neuen Arena.

Die Adler Mannheim können in der 13. DEL-Saison mehr als doppelt so viel Geld bewegen wie der Aufsteiger Straubing Tigers.

Köln - Die Zeit der Pleiten und Skandale ist lange vorbei, die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) wirtschaftet seit Jahren solide. Allerdings ist vor der 13. Saison die Schere zwischen Arm und Reich wieder weiter auseinandergegangen. Branchenführer Adler Mannheim, der mit einem Etat von acht Millionen Euro plant, bewegt mehr als doppelt so viel Geld wie Aufsteiger Straubing Tigers mit seinem Drei-Millionen-Budget. „Die Extreme werden schon etwas größer“, gibt auch DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke zu. Wer finanziell ganz oben dabei sein will, braucht eine der neuen Multifunktionsarenen.

Nach Mannheim und den Hamburg Freezers (7,1) in den vergangenen Jahren schraubten nun die DEG Metro Stars ihren Etat von 6,3 auf 7,0 Millionen Euro in die Höhe, weil sie aus dem zwar traditionsreichen, aber hoffnungslos veralteten Stadion an der Brehmstraße in den neuen ISS Dome im Düsseldorfer Stadtteil Rath umzogen.

„Ohne eine neue Halle kann man umsatzmäßig nicht mithalten“, sagt auch Tripcke. Hinter den Kölner Haien (7), die 1998 mit dem Umzug von der Lentstraße in die 18 500 Zuschauer fassende Kölnarena den Trend zu den Hightech-Hallen auslösten, hält sich einzig Meister Eisbären Berlin ohne Neubau in der Spitzengruppe. US-Milliardär Philip Anschutz garantiert den Sechs-Millionen-Etat - allerdings auch nur, weil 2008 eine neue Arena in der Nähe des Berliner Ostbahnhofs eröffnet werden soll.

„Die Klubs mit den Großhallen bewegen sich auch im oberen Drittel mit ihren Personalkosten“, erläutert Tripcke, verweist allerdings darauf, dass der Unterschied in diesem Bereich nicht so gravierend wie bei den Gesamtetats sei. „Etwa zwischen zwei und vier Millionen“ bewegen sich die Spielerbudgets der Klubs.

Von finanziellen Möglichkeiten wie in Mannheim, Hamburg oder Düsseldorf können die Kleinen der Liga nur träumen. Neben Neuling Straubing muss auch der EV Duisburg mit drei Millionen Euro über die Runden kommen. Klubboss Ralf Pape kürzte den Etat vor der Saison um eine halbe Million, weil der Klassenerhalt dank der Abschaffung des sportlichen Abstiegs garantiert ist. Einen Trend bei den kleineren Klubs will Tripcke daraus nicht ableiten: „Das wäre kurzsichtig. Der Druck der Fans und Sponsoren bleibt bestehen, auch wenn es den Abstieg nicht mehr gibt.“

Die teilweise großen Unterschiede bei den Etats spiegeln sich aber nicht in gleichem Maße auf dem Eis wider. „Die Leistungsdichte ist trotzdem groß“, betont Tripcke: „Mit einer cleveren Einkaufspolitik kann man auch mit weniger Geld wettbewerbsfähig bleiben.“ So habe Mannheim in der Vorsaison mit dem Rekordbudget der Liga sogar erstmals die Playoffs verpasst.

Der Gesamtetat der 14 Klubs liegt vor der 13. Saison bei 70,7 Millionen Euro. Für ihre Spieler geben die Vereine etwa 36,1 Millionen Euro aus. Die DEL-Geschäftsführung plant mit einem Gruppenumsatz von 83 Millionen Euro, in dem sämtliche Posten der 14 GmbHs enthalten sind. Rund die Hälfte der Einnahmen kommt von Sponsoren, etwa 40 Prozent durch den Ticketverkauf inklusive VIP- und Hospitality-Pakete, der Rest aus Merchandising und Fernseherlösen.

Relativ konstant, so betont Tripcke, seien seit Jahren die DEL-Spielergehälter. 100 000 Euro brutto verdiene ein Profi im Schnitt. Weiterhin verliert die DEL regelmäßig ihre besten Spieler an die NHL, „da verdienen sie fünf- bis 50-mal so viel“, sagt Tripcke. (sid)

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