EbertplatzEs war einmal ein Prachtplatz

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Die Straßenbahnschienen verliefen symmetrisch um den Platz. (Bild: Sammlung Franke)

Die Straßenbahnschienen verliefen symmetrisch um den Platz. (Bild: Sammlung Franke)

Köln – Als der Ebertplatz noch „Deutscher Ring“ hieß, war er ein schöner Platz. Wer als Kölner etwas auf sich hielt, schickte Anfang des 20. Jahrhunderts eine Postkarte mit ihm als Motiv. Mit dem wohlgestalteten Teich in der Mitte, seiner Wasserfontäne, seiner ebenmäßigen ovalen Form, den gusseisernen Ziergittern, seinen Beeten und Rabatten. Hellgekleidete junge Frauen – meist Hausangestellte – schoben Kinderwagen umher, rundherum lockten feine Cafés.

Die Ringe galten als Kölns Prachtallee, und das letzte Stück zum Rhein hin als seine schönste Vollendung. Im Agnesviertel war um die neue Kirche ein neues Wohnviertel entstanden, später folgte auch das Gericht. An der Krefelder Straße wohnten die Arbeiter, je weiter es Richtung Rhein zu ging, desto feiner entfalteten sich Architektur und Bewohner.

Der Sicherungshafen – ein Becken, in das sich Schiffe flüchten konnten, wenn der Rhein Hochwasser führte oder Eisschollen darauf trieben – wurde zugeschüttet.

Zwischen Rhein und Hansaring manifestierte sich der Bürgerstolz. Symmetrisch verliefen die Straßenbahnschienen um den Platz – erst für Pferdebahnen, doch schon bald auch für „Elektrische“. Hier wohnte der Fortschritt, die gelungene Stadtplanung feierte sich selbst. Wer besonders viel darüber erfahren will, der wendet sich an den Mann hinter der Webadresse www.ebertplatz.de.

Gerd Frankes Eltern haben schon vor dem Zweiten Weltkrieg im Viertel gewohnt, er selbst ist hier großgeworden. Und seit Ende der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Ort seiner Kindheit. Mehr als 2000 Fotos und Postkarten hat er zusammengetragen – vom heutigen Ebertplatz, von den Vierteln drum herum.

„Irgendwann entwickelt die Beschäftigung mit dem Thema einen Sog“, sagt er. Einen so großen, dass er auch die aktuelle Entwicklung des Platzes begleitete. Am Lokale-Agenda-21-Prozess hat er mitgearbeitet; er gehörte zu denen, die den Anstoß gaben für die Schaffung des oberirdischen Überganges von der Neusser Straße zum Eigelstein-Viertel. Und er hat mit Freude begleitet, dass das Grün reduziert wurde, das den Platz zum umwucherten Forum für allerlei Unschönes hatte werden lassen: Drogenkriminalität, Prostitution...

In den Büschen tat sich viel, was später in Polizeiakten seinen Niederschlag fand. Das ist weniger geworden. „Aber gut wird es wohl erst, wenn der Platz wieder eine Ebene bildet, keine Badewanne mehr zwischen dem Agnes- und dem Eigelsteinquartier“, findet Franke.Der heutige Ebertplatz trug viele Namen, „geboren“ wurde er als Deutscher Ring, 1922 wurde er zum Platz der Republik, 1933 zum Adolf-Hitler-Platz, 1945 zum Deutschen Platz; 1950 folgte dann die Unterteilung in Ebertplatz und (1963) Theodor-Heuss-Ring.

Zwei Weltkriege überstand der Platz weitgehend unbeschädigt. Im Gegensatz zu den Wohnvierteln drumherum. Sie lagen in Schutt und Asche. Erst Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre setzte die Verschandelung ein. Solange hielten sich der Teich und die Bahnen, die drumherum fuhren. Dann wurde er jahrelang zur Baustelle: Die U-Bahn entstand, die Turiner Straße, 1974 wurde der U-Bahnhof eingeweiht. „Der Platz war so lange Baustelle, dass man schon fast vergessen hatte, wie elegant und wohlproportioniert er eigentlich geplant war“, sagte Franke.

Und als dann, nach einer schieren Ewigkeit, der neue Platz auch für die Fußgänger eingeweiht wurde (1977), da versuchten sich die Anwohner erst einmal, sich mit ihm anzufreunden. Doch das gelang nicht. Keine zwei Jahrzehnte vergingen, dann hatte sich das Unwohlsein gänzlich breitgemacht. Ende der 90er begann die Debatte um eine Tiefgarage, es gab einen Studentenwettbewerb für die Umplanung, Anfang der 2000er Jahre folgte eine Bürgerbefragung zum Platz und zur Tiefgarage. Doch es vergingen weitere zehn Jahre.

Immer als Mitdiskutant und Ideengeber dabei: Gerd Franke, der auch in der Eigelstein-Initiative mitarbeitet. Und wenn der Platz nun, dank Masterplan, im Jahre 2018 eben, einladend, vor allem aber wieder verbindend und nicht die Veedel trennend wirkt – dann widmet er sich dem nächsten Thema. Die Adresse www.weckschnapp.de hat er sich schon gesichert. Das ist ein kleiner Turm am Rhein „mit einer bewegten Geschichte und vielen Legenden“. Die will Franke zusammentragen – samt der Geschichte von letzten Stück Stadtmauer im Kunibertsviertel.

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