Flieger-HistorieGeheime Zentrale auf Schloss Gymnich

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Eine Reihe alter Aufnahmen hat Schlömer zusammentragen können. (Bild: Komuth)

Eine Reihe alter Aufnahmen hat Schlömer zusammentragen können. (Bild: Komuth)

Erftstadt-Gymnich – Dieser existierte von 1939 bis 1945. Die Anlage war Teil eines ganzen Rings von Feldflugplätzen rund um Köln. Die Jagdverbände waren auf die getarnten Anlagen verlegt worden, damit sie nicht so leicht vom Gegner aufgespürt werden konnten. „Mit Hacke und Spaten errichteten junge Männer im Rahmen des Reichsarbeitsdienstes Erdwälle“, berichtet Schlömer, der auch als Beisitzer im Gymnicher Heimatverein aktiv ist. Die Maschinen wurden hinter diesen Wällen abgestellt. Hinzu kam ein Feldweg, der vom Flugfeld zur Brücke über die kleine Erft bis in den Park von Schloss Gymnich führte. Östlich des Schlosses wurden Baracken für die Soldaten errichtet.

In einem kleinen Eichenwald wurden Autos und Tankwagen abgestellt. Hier seien auch die Waffen der Flugzeuge überprüft worden, berichtet Schlömer. Heute streife die Autobahn 61 das Gelände des ehemaligen Feldflugplatzes. Die Telefonzentrale habe sich im Gymnicher Schloss befunden. Im Eichenwald (dem „Eichelchen“, wie er im Volksmund hieß) habe es eine Funkstation gegeben.

Zum Flugplatz gehörten aber auch eine Tankstelle, Ersatzteillager, Wartungsgelände für die Flugzeuge und ein Autoparkplatz.Ein Geschwader, bestehend aus Flugzeugen des Typs Me 109 D, war in Gymnich stationiert. Waffen zur Abwehr vor Angriffen auf den Feldflugplatz befanden sich laut Schlömer an der Gymnicher Mühle.Sogar einen „Scheinflugplatz“ habe es gegeben. Er befand sich an der Landstraße 495 zwischen Mellerhöfe und Dirmerzheim, auf einem Areal mit dem Flurnamen „Steinfeld“.

Dort sei Feuer gemacht worden, um Helligkeit zu erzeugen. Flugzeugattrappen seien dort aufgestellt worden, um einen Flugbetrieb vorzutäuschen. Tatsächlich seien dort Bomben abgeworfen worden. „Auf dem richtigen Gymnicher Feldflugplatz waren zeitweise bis zu 40 Flugzeuge stationiert, vor allem zu jener Zeit, als die Deutschen Polen überfielen“, berichtet der Heimatforscher. „Oft flogen die Maschinen mit einer Flügelspannweite von knapp zehn Metern über Gymnich hinweg und erregten Aufsehen“, erinnert sich Schlömer.

„Der Feldflugplatz diente den Flugzeugen als Basis. Von dort hoben sie ab, um Bombern auf ihren Angriffsflügen Geleitschutz geben zu geben.“ In späteren Jahren hätten die Maschinen auch Geleitschutz für Angriffe auf die Niederlande und Belgien gegeben. Der Zivilbevölkerung sei der Zutritt zum Flugplatz strikt untersagt gewesen. Kontrollposten hätten dafür gesorgt, dass kein Unbefugter den Flugplatz betreten konnte. „Einmal durfte ich zusammen mit einem Piloten auf das Gelände“, erinnert sich Schlömer. Da sei er noch ein kleiner Junge gewesen.

So weit es ihm möglich gewesen sei, habe er Daten und Fakten zum Flugplatz zusammengetragen, Bilder besorgt, Zeitzeugen befragt. Eine der Quellen sei der Lechenicher Flugzeugfan Heinz Görgens gewesen. Heute gebe es vor Ort keinerlei Hinweis mehr auf den Feldflugplatz. „Er existiert nur noch in der Erinnerung einiger Gymnicher Bürger“, sagt Schlömer. Er hofft, dass sich bei ihm oder beim Heimatverein noch Augenzeugen melden, die Berichte oder Fotoszur Erinnerung an den Flugplatz beisteuern können. „Ich selbst besitze nur noch ein Relikt aus jener Zeit“, sagt der Heimatforscher. „Es handelt sich um eine Laterne, die in einer der Soldatenbaracken hing.“

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