GutenMorgenKölnAuf ein Kölsch in Eimsbüttel

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Andreas Heidrich beschreibt auf seiner Homepage Kneipen, die Kölsch führen. Und zwar in Hamburg. (Bild: Christine Badke)

Andreas Heidrich beschreibt auf seiner Homepage Kneipen, die Kölsch führen. Und zwar in Hamburg. (Bild: Christine Badke)

Das Klischee: Chinesische Touristen suchen in Köln sofort nach der Gelegenheit, eine Frühlingsrolle zu verspeisen. In Wirklichkeit ist das natürlich ganz anders. Es sind die Kölner, die überall auf der Welt nach Kölsch, steinharten Roggenbrötchen und FC-Kappen Ausschau halten. So wie Andreas Heidrich. Dabei ist er gar kein Kölner.

Der 41-Jährige stammt aus Rostock und lebt seit über 20 Jahren in Hamburg. Der Chemielaborant testet gern Kölsch, allerdings nicht beruflich im Labor. Sein Experimentierfeld sind Hamburger Kneipen, die Kölsch führen. Und so unwahrscheinlich sich das anhört: Davon listet Andreas Heidrich auf seiner Kölschführer-Hamburg-Homepage mehr als 20. Alle getestet und mit einer Beschreibung versehen. Dazu stellt der Fan des Obergärigen Informationen, wo man das Getränk in Hamburg für den Hausgebrauch beziehen kann sowie einen Überblick über seine Lieblingssorten kleinerer Brauereien, die er in Köln selbst ausprobiert hat. Inzwischen hat er sogar einen Kölsch-Freunde-Stammtisch in Hamburg angeleiert. Wie kommt man als Hamburger dazu?

Kölsches Flair

„Liebe auf den ersten Blick war das zwischen mir und Köln nicht“, gibt Heidrich bei einem Glas besagten Gebräus zu. Wir treffen uns zum Interview im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel, wo im „Zzzischer“ Gaffel ausgeschenkt wird. In den 90er Jahren war er ein paar Mal in Köln, Freunde besuchen, Konzerte hören. „Irgendwann habe ich mir mal mehr Zeit genommen und nach und nach das Flair entdeckt“, erzählt er. Die Leute, die Kneipen, und als Bierliebhaber begann Heidrich, auch das Kölsch zu schätzen.

„Es lag dann nahe, mich mal in Hamburg nach Adressen umzusehen“ blickt Heidrich zurück. Seine Freunde hatte er mittlerweile angesteckt, so fiel es nicht schwer, regelmäßig neue Adressen zu testen. Deshalb findet man auf der gut sortierten Seite mit Beschreibungen aller Lokale auch nicht nur große Läden mit bekannten Namen wie die „Ständige Vertretung“, sondern auch kleine, gemütliche, sympathische und junge Kneipen wie das „Zzzischer“, das man als Kölner gut mit der liebevollen Bezeichnung „Kaschämm“ charakterisieren kann.

Im Gespräch fällt der Blick auf ein Banner über der Theke: „Mir all sin Kölle“ und das eingerahmte T-Shirt mit dem Schriftzug „Exil-Kölner“. Zeit, einmal nachzufragen, was den Wirt reitet, hier in Eimsbüttel Gaffel anzubieten. „Ich bin Kölner“ erzählt „Buzzi“ alias Alexander Telg. Zumindest für die Hamburger, denn mit dem Ort Wollersheim in der Nordeifel, wo Buzzi die ersten sieben Lebensjahre verbrachte, kann hier niemand etwas anfangen.

Gerade im studentisch geprägten Eimsbüttel kommt das Kölsch-Angebot gut an, hat Alexander Telg festgestellt. Den Kölner Immis versüßt er das Leben in der Hansestadt sogar mit einer Karnevalsparty. Zwar nicht am „echten“ Termin, weil die heimwehkranken Jecken dann sowieso Richtung Dom ziehen, aber dafür im April und mit allen Schikanen. „Für dieses Jahr musste ich eigens einen Raum anmieten“, erzählt Buzzi – beim letzten Fastelovend in der kleinen Kneipe ist es offenbar reichlich eng geworden.

Ferien in Ehrenfeld

Man hat übrigens gute Chancen, Kölsch-Guide Andreas Heidrich mal in Köln über den Weg zu laufen. Mit seiner Freundin kommt er inzwischen mehrmals im Jahr für einige Tage her. Das Paar mietet sich in einer Ferienwohnung in Ehrenfeld ein – ja, auch das gibt es. Neben Treffen mit vielen kölschen Freunden stehen dann FC-Spiele, Blääck-Föss-Konzerte oder Theater-Besuche auf dem Programm. Außerdem hat Heidrich die kleineren Kölsch-Brauereien für sich entdeckt und ist immer neugierig auf neue Sorten. Wer ihn trifft und einen Tipp parat hat, trifft also auf offene Ohren. Und kann dafür auf einer Reise nach Hamburg auf Insider-Wissen über Kölsch-Bars zurückgreifen. Vielleicht sogar mit Frühlingsrolle.

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