LifestyleDie Straßentrends vom Brüsseler Platz

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Die Designer von Forverts am Brüsseler Platz. (Bild: Bause)

Die Designer von Forverts am Brüsseler Platz. (Bild: Bause)

Innenstadt – Die Sonne scheint und die Menschen kommen aus ihren Häusern. Auch vor den Cafés am Brüsseler Platz im Belgischen Viertel sonnen sich die Leute. Nicht so Martin Hautzel (33), Hans Burmeister (28) und Sabine Rochholz (32). Sie arbeiten dort am Tag und auch in der ein oder anderen Nacht an neuer Streetwear für ihre Firma Forvert - was soviel heißt wie „vorwärts“.

Während sich draußen der Sommer ankündigt, hängen im Showroom am Brüsseler Platz schwarze Kapuzenjacken, weinrote Sweatshirts, lila T-Shirts, Jacken, Mäntel, senfgelbe Mützen und Accessoires. Hier werden bereits die Muster der Winterkollektion 2009 für die Kunden ausgestellt.

Die Designer wissen aber auch, in welchem Outfit sich die Skater diesen Sommer aufs Brett schwingen und wie man stylish über das Kölner Straßenpflaster läuft: Die Sachen ihrer Sommerkollektion, die jetzt in die Läden kommen, sind vor allem lila, rot, grün, blau. Vor allem gefragt sind auch Karomuster in allen Variationen. Sabine Rochholz zeigt auf ein rotes Shirt auf der Stange und erklärt, dass sich die drei dabei einen besonderen Spaß gegönnt haben: Ein T-Shirt mit einem Kölner Dom und einem kleinen Vampir symbolisiert das Richterfenster. „Wir sind ja hier in Köln ansässig und außerdem ist das eine Anspielung darauf, dass man auf der Domplatte nicht mehr skaten darf“, erklärt Rochholz. Plakative Aktionen sind nicht der Stil von Forvert, ganz subtil ist die Stellungnahme. „Klar hätten wir auch noch groß draufdrucken können „Save the Domplatte“, aber das ist nicht unser Ding“, sagt die Frau im Team. Die Forverter wissen, dass dieses Shirt wohl nicht die Massen ansprechen wird, aber der Spaß ist es ihnen wert. „Wir sind mutiger geworden in den letzten Jahren und gesund gewachsen“, glaubt Rochholz.

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Die sympathische Art von Marketing

Die T-Shirt-Prints zeichnen oder gestalten die drei entweder selber oder sie geben es an befreundete Grafiker weiter. „Networking ist unser Prinzip,“ sagt Rochholz. Das Netzwerk besteht nicht nur aus befreundeten Grafikern, sondern auch aus Profiskatern wie dem Kölner Stefan Neuhaus, DJ Monophonic, einer Surfschule in Südfrankreich und dem Goodbye Lenin-Schauspieler Florian Lukas, die von Forvert unterstützt und gesponsert werden. Sie sind „Friends“ beziehungsweise „Faces“ of Forvert. „Das ist eine sympathische Art von Marketing“, findet Sabine Rochholz. Tatsächlich wirkt alles bei Forvert sympathisch, die Atmosphäre im Büro ist wie bei einer WG und in der Mittagspause springen Martin, Hans und Sabine ab und an aufs Skateboard um zum nächsten Imbiss zu fahren. Manchmal kochen sie auch gemeinsam. Zwar ist Hautzel der Chef, er gründete Forvert 1998, aber „hier ist generell eine flache Hierarchie, jeder von uns ist gleich viel Wert und hat dieselbe Entscheidungskraft.“ Sympathisch ist auch die Namensgebung der Kollektionsteile: „Hans Peter“ heißt ein Schal, benannt nach Sabines Vater. „Manche Leute vermissen die „lauten Teile. Wir sind eher schlicht und zurückhaltend, obwohl wir drei als Personen eher wild sind,“ erzählt die junge Frau mit einem verschmitzen Grinsen.

Forvert sind sich einig, dass man heutzutage nicht mehr anhand der Kleidung auffallen muss, aber Rochholz schmunzelt: „Vielleicht ist das ein bisschen das Wolf -im-Schafspelzprinzip.“ Sie mögen schlichte Mode, ohne riesige Labels und die findet man in den Forvert-Kollektionen.

Das beliebteste Forvert-Produkt ist der nach Martin Hautzels Katze benannter Rucksack „Louis“, den es zunächst nur in schwarz gab. Als besonderes Extra bekommt man die weiße Version des Rucksacks mit 4 Eddingstiften. „Die Kooperation ist toll, dann kann sich jeder seinen Rucksack selber bemalen“, erklärt Rochholz begeistert.

"Was fott es, es fott"

Den Rucksack, Jeans oder den Gürtel „Galactus“ findet man immer, sie gehören zu den Basics bei Forvert, alle anderen Teile werden jede Kollektion neu entworfen. Die alten Sachen werden dann nicht mehr nachproduziert. „Was fott es, es fott“, fasst Rochholz das Motto zusammen. Aber es gibt ja jede Saison Nachschub für alle Forvert-Fans. „Die Teile sind mannigfaltig, deswegen werden wir von 15-45-jährigen getragen.“ Eines aber haben alle Forvert-Stücke gemeinsam: an ihnen wird eine Nummer von 0000 aufwärts per Hand angenäht. Das ist ein Markenzeichen der Designer. Außerdem achten die drei auf die Qualität der Stoffe und lassen einige sogar für sich weben. Im Moment sammeln Burmeister, Hautzel und Rochholz Ideen für die Sommer 2010-Kollektion: „Da werden wir auch 10, deswegen wird sich in irgendeiner Form die 10 widerspiegeln, aber eher zurückhaltend,“ erklärt Rochholz, natürlich zurückhaltend, denn so sind sie, die Forverter: gewitzt, aber zurückhaltend und immer in Gedanken bei ihren Klamotten.

Und während die Sommerkollektion 2009 jetzt in die Läden kommt und die Einkäufer die Winterkollektion 2009 kaufen, tüfteln die drei Modemacher im Belgischen Viertel weiter an der nächsten Kollektion.

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