Reform der Blutspende-RegelungSchwule Männer sollen Blut spenden dürfen

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Eine Blutspende

Vor allem in der Urlaubszeit oder bei Grippewellen kommt es zu Engpässen in der Versorgung mit Blutspenden. 

  • In der Corona-Krise sei die Bereitschaft, Blut zu spenden, um 20 Prozent zurückgegangen.
  • Viele potenzielle Spender werden derzeit aber noch kategorisch von der Blutspende ausgeschlossen.
  • Die Grünen fordern jetzt, dass schwule Männer künftig auch ihr Blut spenden dürfen.

Düsseldorf – Max Derichsweiler würde gerne Blut spenden. Der verheiratete Lehrer aus Köln-Mülheim würde mit dazu beitragen, die aktuellen  Engpässe bei den Blutbanken zu lindern. Doch der 35-Jährige darf nicht helfen. Max Derichsweiler ist schwul – und Homosexuellen ist es in Deutschland faktisch unmöglich, Blut zu spenden. „Das finde ich unglaublich“, sagt der Pädagoge. „Man sollte denken, dass die Gesellschaft im Jahr 2020 schon weiter wäre.“

Nach den geltenden „Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen“, die 2017 vom Paul-Ehrlich-Institut herausgegeben wurden, sind schwule Männer von der Blutspende ausgeschlossen. Denn sie dürfen nur dann Blut spenden, wenn sie versichern, dass sie ein Jahr lang keinen Sex mit einem Mann hatten.

Hintergrund der Regelung ist die Angst, dass Blutkonserven mit dem HI-Virus belastetet sein könnten. „Heterosexuelle mit wechselnden Partnern können sich allerdings auch infizieren“, sagt Max Derichsweiler. „Man kann nicht ohne weiteres behaupten, dass von Schwulen eine größere Gefahr ausgeht.“

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Absurdes Verbot

Die Grünen im Düsseldorfer Landtag wollen die schwarz-gelbe Landesregierung jetzt mit einem Antrag dazu bringen, sich über eine Bundesratsinitiative für eine Änderung der Regeln einzusetzen. „Es wäre wichtiger, alle Blutspender nicht nach Risikogruppen, sondern explizit nach dem Risikoverhalten zu fragen“, sagt Fraktionschef Arndt Klocke.

Ein einjähriges Verbot von Sexualkontakten sei schon allein dadurch absurd, da eine HIV-Infektion nach sechs Wochen nachweisbar ist. Laut Deutschem Roten Kreuz werden in NRW, dem Saarland und Rheinland-Pfalz zusammen täglich 3500 Blutkonserven benötigt. In der Corona-Krise sei die Spendenbereitschaft um 20 Prozent zurückgegangen.

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Die FDP sieht den Grünen-Antrag positiv. Der pauschale Ausschluss von bi- und homosexuellen Männern bei der Blutspende sei „nicht zielführend“, sagte Gesundheitsexpertin Susanne Schneider. Peter Preuß, gesundheitspolitischer Sprecher der Union, erklärte, man sei „offen für eine Prüfung und Lockerung der Richtlinien“.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erläuterte, das neue Pandemiegesetz verpflichte die Bundesärztekammer dazu, die Regelungen bei der Blutspende neu zu prüfen. Er habe großes Vertrauen, dass dort eine „unideologisch und allein auf wissenschaftlichen Fakten basierende Risikobewertung“ vorgenommen werde, sagt der CDU-Politiker.  

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