Restaurant-KritikFusion mit Stil

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Drinnen puristisch, draußen sommerlich: Das "Greencard" am Brüsseler Platz.

Drinnen puristisch, draußen sommerlich: Das "Greencard" am Brüsseler Platz.

Obwohl das kleine Restaurant mit dem schrägen Grundriss und den großen Fensterfronten am Brüsseler Platz auch Tische draußen hat, sitze ich sogar im Sommer lieber drinnen. Das liegt nicht nur an der stilsicher puristischen Ausstattung mit den langen Holztischen und -bänken, auf denen man wegen der weichen Sitzkissen und den Metallrohren als Fußstützen wesentlich bequemer sitzt als auf den Gartenmöbeln vor der Tür.

An warmen Abenden sorgt bei offener Tür der originelle Decken-Ventilator mit den beiden roten Propellern für frische Luft. Die unterschiedlichen Lämpchen und die großen Kerzen in Glasvasen tauchen den Raum ab der Dämmerung in so stimmungsvolles Licht, dass man sich hier unwillkürlich auf eine sehr entspannte Art wohl fühlt.

Entspannung hilft auch bei manchen Eigenarten des Lokals. Denn der freundliche Service von Inhaber Michael Langer und seiner jungen Kollegin aus der Ukraine ist zwar angenehm, aber nicht sehr professionell. Doch irgendwie passt das so stimmig zur Gesamt-Atmosphäre dieses ungewöhnlichen Restaurants mit seiner etwas skurrilen „eat-terranian“-Devise, dass es mich hier nicht annähernd so stört, wie es woanders der Fall wäre.

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Zu essen gibt es etwa zwölf Gerichte, die von der indonesischen Mit-Inhaberin Noni Siauw, der früher das Bali gehörte, frisch zubereitet und auf schlicht weißem Porzellan angerichtet werden. Sie kocht tatsächlich „eurasisch“. Genauer gesagt fusioniert sie oft asiatische und europäische Kochtraditionen mit außerordentlich geschmacksicherer Leichtigkeit. Die Garzeiten, egal ob beim Fleisch, Geflügel oder Fisch, stimmen immer. Ihre Saucen sind aromatisch fein abgestimmt und sehr sorgfältig abgeschmeckt. Die mit Orangensaft fruchtig abgerundete, pikante Hoisin-Sauce harmonierte wunderbar mit den knackig-süßlichen Zuckerschoten zur saftigen Entenbrust (19 Euro). Die auch mit Zitronengras gewürzte Kokosmilchsauce rundete die Pasta mit Möhren, Staudensellerie, grünen Bohnen und vielen zarten Scampis (14 Euro) präzise ab. Rosa gebratene Lammfilets (19 Euro) waren mit hauchdünnen Limettenscheiben belegt und mit dünnen Ringen von roten Chilischoten gewürzt. Dazu gab es kleine Kartoffeln in Korianderöl. Das Fischfilet vom Atlantik-Barsch schmeckte vorzüglich in Verbindung mit süßlicher Sojasauce und knackig gegartem Gemüse. Allerdings beeinträchtigten die ziemlich forsch kalkulierten 25 Euro dafür die Harmonie meiner Sinne bei der Rechnung doch kurzzeitig. Gleiches geschah bei den 11 Euro für die süße Calvados-Apfeltarte mit knuspriger Unterlage aus gebutterten Filoteiglagen.

Dafür entschädigt zum einen das insgesamt nicht überzogene Preisniveau etwa bei dem fränkischen „Sommergewitter“ (25 Euro), einem frisch-fruchtigen Weißwein, der zu allen Gerichten passt. Und dass das Greencard für eine ganz eigene Restaurant-Kultur steht.

Greencard Neue Maastrichter Straße 2 Köln

Öffnungszeiten: dienstags bis samstags von 19 Uhr bis 1 Uhr

Telefon: 0221/58 93 72 5

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