SchildergasseViel Kundschaft, hohe Mieten

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Ausgeräumt: Einen Nachmieter für Wehmeyer zu finden wird nach Ansicht von Experten kein großes Problem werden. (Bild: Hennes)

Ausgeräumt: Einen Nachmieter für Wehmeyer zu finden wird nach Ansicht von Experten kein großes Problem werden. (Bild: Hennes)

Innenstadt – Sinn-Leffers macht dicht, Wehmeyer ist bereits leergeräumt. Dafür sind an der Schildergasse zwei Lücken gerissen: für neue Gebäude, in die die Ketten Marco Polo (zwischen Orsay und Swarovski) und Tommy Hilfiger (zwischen Pohland und Pimkie) einziehen werden. Ansons modernisiert in großem Stil, und dort, wo bislang Optik Simon beheimatet war, will Fielmann ein „Super-Center“ eröffnen. Es herrscht Bewegung auf der Einkaufsmeile, die mit ihrem Zugpferd Peek & Cloppenburg nach einer Untersuchung des Beratungsunternehmens CB Richard Ellis zu Europas beliebtester Einkaufsstraße avanciert ist - mit stündlich knapp 17.200 Passanten.

Doch die Attraktivität hat ihren Preis. Für die Einzelhandelsimmobilien werden Spitzenmieten erzielt, wie aus dem neuen „City Guide Köln / Bonn“ des Maklerunternehmens Kemper's hervorgeht. Bis zu 230 Euro pro Quadratmeter müssen die Mieter zahlen, „in Einzelfällen werden sogar 250 Euro erzielt“. Seit 2003 stiegen die Quadratmeterpreise um rund 50 Euro. Bei den Mietpreisen gehörten Einzelhandelsflächen in den Toplagen der Stadt „zu den bundesweiten Top 5“, heißt es in der Untersuchung.

„Dass die Mieten in solch einer 1a-Lage ein bestimmtes Niveau haben, verwundert nicht“, sagt Uwe Klein, Hauptgeschäftsführer des Kölner Einzelhandels- und Dienstleistungsverbandes. Sie machten allerdings kleineren und mittleren, Inhaber-geführten Geschäften das Überleben schwer. Und wenn sogar bei einem Filialisten wie Sinn-Leffers die Miete bis zu 25 Prozent des Umsatzes verschlinge, dann sei dies „exorbitant“. Angesichts dieser Entwicklung ist der hohe Filialisten-Anteil auf der Schildergasse keine Überraschung: Nach dem Kemper's-Bericht liegt er bei rund 91 Prozent auf die Geschäfte bezogen, bei der Verkaufsfläche sind es sogar mehr als 97 Prozent. „Das kann man beklagen oder nicht“, sagt Klein. „Es ist eine Entwicklung, die den Marktgesetzen folgt.“ Das sieht Herbert Hamacher vom geschäftsführenden Vorstand von City-Marketing ähnlich. Es sei „sehr bedauerlich“, wenn „gut etablierte“ Geschäfte wie Sinn-Leffers ihre Standorte aufgeben müssten. Er ist allerdings überzeugt, dass es dort und auch bei Wehmeyer wegen der Top-Lage „keinerlei Probleme“ geben werde, „schnell einen Nachfolger zu finden“. Und auch Kemper's-Geschäftsführer Gerhard K. Kemper betont, dass „große Flächen in 1a-Lage immer nachgefragt werden“. Kölns Wirtschaftsdezernent Norbert Walter-Borjans erklärte am Dienstag, er habe Kontakt zu einem Produzenten hochwertiger Oberbekleidung aufgenommen, der schon vor Monaten Interesse an einem Top-Standort signalisiert hätte.

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Der City-Guide liefert weitere aufschlussreiche Zahlen: Warenhäuser machen mit 30 000 Quadratmeter Fläche rund ein Drittel des gesamten Verkaufsraums aus. „Die große Stärke der Schildergasse ist der höchste Anteil an Großflächen in Köln“, heißt es. Knapp ein Drittel der Läden biete mehr als 1000 Quadratmeter. Bei den Branchen führen die Textilanbieter mit 60 Prozent weit vor den Schuhläden (22).

Mit den Neubauten für Hilfiger und Marco Polo sowie dem Fielmann-Super-Center wird sich der permanente Wandel im Erscheinungsbild der Straße fortsetzen. Das Bekleidungsgeschäft Dyckhoff (heute Ansons) ist bei vielen längst in Vergessenheit geraten. Die Modehäuser Ludwig Beck und Marks & Spencer (heute Esprit / Mayersche Buchhandlung) waren eher vorübergehende Erscheinungen, das traditionsreiche Spielwarengeschäft Feldhaus hat Mexx Platz gemacht, und Filmfreunde werden sich noch an das Kino-Center erinnern, an dessen Stelle heute H & M seine Kollektion anbietet. Am deutlichsten wird der Wandel zum Filialisten-Boulevard vielleicht dort, wo gegenüber der Galeria Kaufhof H & M die amerikanische Kette Gap abgelöst hat: Früher war dort das Glas- und Porzellan-Fachgeschäft Holstein und Düren ansässig. „Solche Geschäfte sind fast völlig verschwunden“, sagt Klein.

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