Sendestart mit Versprecher

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Chefredakteur bei Radio Köln: Dimi Breuch

Chefredakteur bei Radio Köln: Dimi Breuch

Der meistgehörte Sender der Stadt feiert mit seinen Hörern 107,1 Stunden lang.

Wochenlang hatte das Team um Chefredakteur Uwe Spörl geprobt. Doch dann begann die Erfolgsgeschichte des Stadtradios mit einem mittlerweile legendären Versprecher: „Eigentlich sollte am 4. Mai 1981 das beste Wetter der Welt sein.“ Die Aufregung zum Sendestart am 4. Mai 1991 war einfach riesengroß. Falsches Datum und Regenwetter sollten sich nicht als schlechtes Omen erweisen. Radio Köln erzielte fast aus dem Stand die besten Einschaltquoten in der Stadt.

Die Nummer eins in der Hörergunst ist Radio Köln immer noch. Ansonsten hat sich in den 15 Jahren viel verändert. In den ersten Jahren war das Programm journalistischer, „wortlastiger“ - wie es in der Sprache mancher Radio-Experten heißt. Über Telefonleitungen wurde aus Ratsausschüssen berichtet, bei prominentem Besuch gönnte sich der Moderator schon mal ein sieben bis acht Minuten langes Live-Interview am Stück. Manchmal streute die Redaktion ein paar kölsche Tön ins Programm, was dem Partner fürs „Mantelprogramm“, Radio NRW, gar nicht gefiel. Mancher fand das nicht „großstädtisch“. Andere vermissten etwas, als sich Ende der 90er die Programmphilosophie änderte: Radio Köln und Radio NRW entwickelten Comedy-Serien und Spiele. Die Unterhaltung wurde wichtiger, Kölsches verschwand genau wie mancher Sendeplatz für journalistische Beiträge - ein Ergebnis von Marktanalysen und Umfragen. Weil die Werbung das Programm finanziert, sollen möglichst viele Menschen zuhören.

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So ist es folgerichtig, dass nun neuere Hörer-Befragungen eine „Teilrückbesinnung“ einleiteten, wie Chefredakteur Dimi Breuch sagt. „Die Spaßgesellschaft ist nicht mehr ganz so spaßig. Die Menschen legen wieder mehr Wert auf Information und journalistische Inhalte.“ Die Sendeplätze für Comedy wurden wieder reduziert, ohne dass aus Radio Köln ein trockenes Infoprogramm geworden ist. Anders als vor 15 Jahren liegt die Aufgabe der Informationsvermittlung heute ganz bei den Moderatoren. Waren sie früher eher Ansager von Beiträgen, die ein Journalist produziert und gesprochen hatte, halten sie heute alle Fäden selbst in der Hand. Claudia Barbonus, die mit ihrem Humor und ihrem Charme die Frühsendung „Hallo wach“ prägt, ist mittlerweile die beliebteste Moderatoren-Stimme der Stadt - vor der des WDR-Urgesteins Manni Breuckmann, so eine aktuelle Umfrage.

Die Veränderungen sind nicht nur Reaktionen auf andere Bedürfnisse der Hörer. Der Privatsender, an dem das Verlagshaus M. DuMont Schauberg als Mehrheitsgesellschafter beteiligt ist, will auch darauf reagieren, dass junge Leute immer weniger Radio hören. Es wird über ein eigenes Pod-Casting-Angebot - also die Möglichkeit, sich übers Internet seine Radiosendung selbst zu basteln - nachgedacht. Fest steht, dass man sich stärker um die Über-50-Jährigen kümmern will. Bislang waren 29- bis 49-Jährige die Zielgruppe.

Die Hörer feiern zurzeit mit dem Team des Senders eine riesige Geburtstagsparty - 107,1 Stunden lang. Im Gürzenich wurde in den Mai getanzt, in den Rheinterrassen gefrühstückt. In der Kneipe Unkelbach wurde die Musik der 70er beschworen, heute Morgen wird im Agrippabad berichtet, gespielt und mit Spannung darauf gewartet, ob sich Claudia Barbonus traut, vom Zehnmeter-Turm zu springen. Der Feiermarathon endet heute Abend auf der MS Rheinenergie.

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