Weltstars bei Bio in der Wagenhalle

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Mit dem Frechener Original Willi Höller spazierte Biolek 1978 durch Frechen.

Mit dem Frechener Original Willi Höller spazierte Biolek 1978 durch Frechen.

Der „Macher“ dieser beliebten Reihe der siebziger und achtziger Jahre, Alfred Biolek, wurde 70 Jahre alt.

Frechen- Auf dem Gelände der ehemaligen Frechener Bahn gibt es „Bio's Bahnhof“ noch. Zwar wurde am 28. Oktober 1982 die letzte Sendung ausgestrahlt, doch das Gebäude, in dem sich Weltstars ein Stelldichein gaben, existiert noch. Es handelt sich um die frühere Fahrzeughalle der Köln-Frechen-Benzelrather-Eisenbahn. Sechs Schienen führten in die geräumige Halle, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts den Trieb- und Beiwagen der Elektrischen als Domizil dienten.

Organisatorische Notwendigkeiten der neuen Besitzer, der Kölner Verkehrsbetriebe, hatten zur Folge, dass die Halle nicht mehr genutzt wurde und zu zerfallen drohte. Pläne einer anderen Nutzung zerschlugen sich. Auch an den Umbau zu einer Stadthalle war gedacht, bevor der Kolpingsaal zum Stadtsaal umgebaut wurde.

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In dieser Situation Mitte der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts entdeckte das Fernsehen das Bahndepot als geeigneten Schauplatz für eine Sendereihe, die im Ersten immerhin vier Jahre für beachtliche Einschaltquoten sorgte. Am 10. Februar 1978 strahlte der WDR die erste Sendung aus Frechen aus. „Bio's Bahnhof“, benannt nach ihrem Moderator, Dr. Alfred Biolek, war geboren.

Die Frechener bekamen von dem Fernsehspektakel vor ihrer Haustüre zunächst nichts mit. So manch einer ahnte beim Zuschauen der Sendung den Sendeort: „Das könnte doch ...?“ Auch später war es schwierig, Karten zu bekommen. Höchstens aus der Distanz konnte man einige der Stars sehen, und davon gab es im Verkauf der 30 Folgen eine Menge. Genau 294 deutsche und internationale Interpreten, Künstler und Persönlichkeiten sind im Verlauf der vier Jahre in Frechen aufgetreten, von Adamo bis Zacharias. Auch Weltstars waren darunter, wie Sammy Davis jr. oder - vor 25 Jahren - Benny Goodman. Eine Ansammlung so bekannter Stars hatte es bislang im deutschen Fernsehen noch nicht gegeben. So manches Mal provozierten Bio und seine Gäste das damals noch ein wenig prüdere Publikum, sei es mit einer skurrilen Striptease-Show vom Zirkus Roncalli oder mit nicht alltäglichen Kunstdarbietungen.

Von Frechen bekamen die Künstler nichts mit, und auch umgekehrt registrierten die Frechener erst am Bildschirm, wer da in ihren Stadtmauern zu Gast war. Nur einmal machte Biolek einen kurzen Abstecher in die Stadt. Auf Bitten des „Kölner Stadt-Anzeiger“ spazierte er über den Wochenmarkt, der um diese Zeit noch am Kolpingsaal stattfand. Hier begegnete er auch dem Ur-Kölner und Wahl-Frechener Willi Höller, einem Original, der gleich wußte, wer da zwischen den Gemüseständen spazierte: „De Biolek“!

Die ehemalige Wagenhalle und andere Gebäude der Frechener Bahn sind noch erhalten, die meisten stehen unter Denkmalschutz. Die Wagenhalle wurde um 1910 erbaut und diente den Wagenzügen der damaligen Kölner Vorortbahnlinie „F“ als Unterkunft während der Ruhezeiten. Heute befinden sich hier die Verkaufs- und Lagerräume der Fliesenfirma Zaun.

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