JahresrückblickSpielabbrüche und Bedrohungen auf den Fußballplätzen im Kreis Euskirchen

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Ein verwittertes Schild, auf dem steht: „Wer den Schiedsrichter beschimpft oder beleidigt muß mit der Verweisung vom Sportplatz rechnen.“

Beleidigt, bedroht, attackiert: Schiedsrichter im Kreis Euskirchen haben es nicht immer leicht.

Im zweiten Halbjahr kommt es gehäuft zu Spielabbrüchen. Nicht nur Spieler, auch Zuschauer von Fußballspielen haben sich nicht im Griff.

Durch das zweite Halbjahr 2023 zieht sich ein Thema, das die hässlichen Seiten des Sports zeigt. Es geht um Gewalt und Aggressionen auf und neben dem Fußballplatz. Oft richtet sie sich gegen die, die ohnehin die schwächste Lobby haben: die Unparteiischen. Aber es sind nicht immer nur Spieler, die negativ auffallen, sondern auch Zuschauer.

Es beginnt schon im Pokalfinale Anfang August. Erftstadt-Lechenichs Ersatz-Torhüter rempelt nach Ansicht des Sportgerichts den Schiedsrichter-Assistenten Jörg Piana an und bedroht ihn. Die Konsequenz: zehn Monate Sperre.

Zuschauer bedrohen bei B-Jugendspiel die Gästemannschaft

Ende August bricht der Schiedsrichter, bei dem es sich um den Trainer der JSG Mechernich/Feytal/Weyer II handelt, die Partie seiner Mannschaft bei der JSG Nierfeld/SG 92/Oleftal II ab. Der Grund: Zuschauer hatten sich „auffällig verhalten“, wie es die Fußballkreisvorsitzende Doris Mager nennt. Als die Zuschauer nach Aufforderung das Sportgelände verlassen, bedrohen sie die Gästemannschaft. Das B-Jugend-Spiel wird neu angesetzt – unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Ende Oktober ein ähnliches Bild, diesmal im Pokalfinale der A-Jugend zwischen dem SC Erftstadt-Lechenich und der JSG Erft. Teils vermummte Erftstädter Fans beleidigen die JSG permanent. In der Nachspielzeit eskaliert die Situation, in der 119. Minute bricht der Schiedsrichter die Partie ab, die später für die JSG Erft gewertet wird.

Kreis-Schiedsrichter pfeifen Erftstadt-Lechenich nicht mehr

Erftstadts Vorsitzender Wolfgang Vesen erdreistet sich im Anschluss zum Rundumschlag gegen den „Kreisklassen-Fußballkreis“ und zeigt auch zweieinhalb Monate nach dem verlorenen Pokalfinale der Männer gegen Zülpich, dass er die Niederlage noch nicht verkraftet hat, weil er Schiedsrichterin Lisa Reinecke beleidigt. Später entschuldigt sich Vesen zumindest in einem offenen Brief. Der Kreisschiedsrichterausschuss des Fußballkreises reagiert: Er schickt fortan keine Unparteiischen mehr zu Heimspielen der Erftstädter auf Kreisebene.

Nur wenige Tage später folgt der nächste Spielabbruch: Die Partie Schwarz-Weiß Stotzheim gegen die DJK Dreiborn endet vorzeitig, weil ein Stotzheimer Spieler den Schiedsrichter mit beiden Armen stößt und beleidigt. Knapp einen Monat später verurteilt das Kreissportgericht den Spieler zu einer Sperre von 18 Monaten. Stotzheim selbst zieht die Reißleine und meldet die Mannschaft, Letzter in der Kreisliga A, ab.

Füssenicher Vorstandsmitglied attackiert gegnerischen Ersatzspieler

Zwischendurch, Anfang September, sieht ein Vorstandsmitglied des TB-SV Füssenich-Geich rot. Beim Rundgang mit der Kasse trifft es auf einen Ersatzspieler des Gegners aus Bessenich, der sich gerade warm macht. Das Vorstandsmitglied attackiert den Spieler. Hintergrund sind private Zwistigkeiten. Das Kreisliga-B-Team von Füssenich wird mit sechs Punkten und einer Platzsperre für fünf Heimspiele bestraft, das Vorstandsmitglied mit einem einjährigen Innenraumverbot und einer Geldstrafe belegt.

Mitte November gibt es dann zur Abwechslung wieder einen Spielabbruch, diesmal bei der Kreisliga-B-Partie zwischen den Sportfreunden Marmagen-Nettersheim und der SG 92. Ein Zuschauer pöbelt gegen den Schiedsrichter und bedroht ihn schließlich. Daraufhin bricht der Unparteiische das Spiel ab.

Grenzen haben sich verschoben –leider in die falsche Richtung

All diese Geschehnisse zeigen, dass sich für einige Spieler und Zuschauer Grenzen verschoben haben – leider in die falsche Richtung. Deshalb ist es von den Unparteiischen nur konsequent, dass sie zum drastischen Mittel des Spielabbruchs greifen, selbst wenn – wie im Fall des Jugendkreispokal-Endspiels – nur noch eine Minute zu spielen ist.

Es darf nicht sein, dass Schiedsrichter zum Freiwild werden. Genauso wie jeder Kreisliga-Kicker darf auch jeder Kreisliga-Schiedsrichter Fehler machen. Der Unterschied ist aber: Während die Spieler ungern den Mitspieler beschimpfen, gibt es diese Hemmschwelle beim Schiedsrichter nicht.

In anderen Sportarten funktioniert Disziplin besser als im Fußball

Vorgelebt wird es von oben. Spielertrauben um Bundesliga-Schiedsrichter sind ein normales Bild an jedem Spieltag. Grenzüberschreitungen wie zuletzt in der Türkei, wo Schiedsrichter körperlich attackiert wurden, sind zum Glück noch die Ausnahme. Die Entschuldigung, dass das ja nur Emotionen seien, darf nicht gelten.

Aber warum klappt das in anderen Sportarten besser? Da gibt es auch Unzufriedenheit über Entscheidungen der Referees. Aber macht man den Mund auf, fliegt man. Diese Konsequenz gibt es im Fußball nicht. Sie wäre aber eine Möglichkeit, um dem Problem entgegenzuwirken. Allerdings müsste das flächendeckend umgesetzt werden. Wenn dann ein keifender Kimmich oder ein stänkernder Streich Rot erhalten, sobald sie sich beschweren, hört diese Unsitte vielleicht schnell auf. Denn man sollte immer im Hinterkopf haben: Es ist nur ein Spiel.


Juli: Simon Schöller bringt die WM-Silbermedaille aus Dänemark mit

Samstag, 6.: Der Sommer ist heiß, auf dem Nürburgring sowieso. Um bei mehr als 30 Grad Außentemperatur keine Probleme mit der Motor- und Getriebetemperatur zu bekommen, muss Rennfahrer Björn Simon aus Weilerswist permanent die Heizung seines BMW aufdrehen. Der Wagen wird zur fahrenden Sauna. Simon überquert aber als Zweiter in seiner Klasse die Ziellinie. Mit hitzigen Situationen kennt Simon sich aus: Als Mitglied der Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring positioniert er sich klar im Machtkampf um die beiden Langstreckenserien für die NLS.

Vizeweltmeister Simon Schöller schaut sich ein Spiel des TV Palmersheim an.

Simon Schöller (r.) brachte nicht nur Silber aus Dänemark mit, sondern auch eine schwere Verletzung.

Sonntag, 7.: Simon Schöller, Handballspieler des TV Palmersheim, gastiert mit den Deafboys, der deutschen Nationalmannschaft der Gehörlosen, bei der Weltmeisterschaft in Kopenhagen und schildert exklusiv für diese Zeitung seine Eindrücke vom Turnier. Er bringt zwei Wochen später aus Dänemark nicht nur eine Silbermedaille mit, sondern auch einen Kreuzbandriss. Dennoch sagt Schöller: „Das war Bombe, es hat super Spaß gemacht.“


August: Der TuS Zülpich ist Fußball-Kreispokalsieger

Sonntag, 6.: Der TuS Zülpich ist Fußball-Kreispokalsieger. Der Bezirksligist setzt sich im strömenden Regen in Lommersum mit 2:1 gegen den Landesligisten Erftstadt-Lechenich durch. Beide Tore für Zülpich erzielt Dominik Spies. Marvin Walther trifft für die Germania. Das kleine Finale entscheidet die JSG Erft gegen Schöneseiffen für sich. Für den Erftstädter Torwart hat das Finale ein Nachspiel: Er hatte den Schiedsrichter-Assistenten angerempelt und bedroht und wird für zehn Monate gesperrt.

Doppeltorschütze Dominik Spies vom TuS Zülpich jubelt mit ausgebreiteten Armen.

Der zweifache Torschütze Dominik Spies lässt sich feiern.

Samstag, 12.: Was der Fußballverband Mittelrhein kann, kann der Fußballkreis Euskirchen auch. Erstmals findet ein Eröffnungsspiel zur Kreisliga-Saison statt. Der SV Frauenberg unterliegt der SG Flamersheim/Kirchheim mit 1:6.

Sonntag, 20.: Sonja Vernikov, Läuferin aus Mechernich, holt sich in Dortmund-Hörde den nordrhein-westfälischen Meisterschaftstitel über zehn Kilometer. 35:15 Minuten benötigte Vernikov, die auch bei einigen Eifel-Cup-Läufen im Jahr 2023 ganz oben auf dem Treppchen steht.


September: Ein junger Deutscher Meister aus Flamersheim

Sonntag, 3.: Mika Lohmar (13) aus Flamersheim ist Deutscher Meister im Mannschaftszeitfahren.

Donnerstag, 7.: Nach dem TSV Feytal und dem VfL Kommern zieht auch die JSG Erft ihre Kreisliga-C-Mannschaft vom Spielbetrieb zurück. Beim Stand von 0:13 gegen Lommersum II hatten JSG-Spieler das Spielfeld verlassen.

Samstag, 9.: Den Turnerinnen des Euskirchener TSC gelingt im ersten Jahr im Ligabetrieb direkt der Aufstieg. Sie werden punktgleich mit dem 1. FC Spich wegen einer höheren Wertung Erster in der Landesliga. Die zweite Mannschaft des ETSC erreicht einen respektablen vierten Platz.

Lassen die Sektkorken knallen: die Spieler der Zülpich Eagles nach dem Aufstieg.

Den Zülpich Eagles gelang der Durchmarsch in die NRW-Liga.

Sonntag, 10.: Zweistellige Ergebnisse in der Fußball-Bezirksliga sind nicht sehr häufig. Aufsteiger SC Wißkirchen wird daheim vom SC Elsdorf mit 10:0 besiegt. Ex-Profi Taner Yalcin erzielt vier Treffer.

Samstag, 23.: Den Zülpich Eagles gelingt der Durchmarsch. In der Baseball-Landesliga gelingt der entscheidende Sieg gegen die Aachen Greyhounds. Im kommenden Jahr tritt das Team in der NRW-Liga an.


Oktober:TB-SV Füssenich-Geich verteidigt Frauenfußball-Pokaltitel

Dienstag, 3.: Vor der stattlichen Kulisse von 400 Zuschauern verteidigt der TB-SV Füssenich-Geich den Titel und wird erneut Fußball-Kreispokalsieger der Frauen. Gegner ist der TuS Zülpich, der 4:1 besiegt wird.

Sonntag, 8.: Einen versöhnlichen Abschluss in einem nicht so guten Jahr feiert Rennfahrer Frank Stippler aus Iversheim. Ihm gelingt im letzten NLS-Rennen der Saison ein Start-Ziel-Sieg.

Spieler der ErftBaskets Bad Münstereifel beim Training in der St,-Angela-Halle.

Die ErftBaskets Bad Münstereifel sind zurück in der Turnhalle des St.-Angela-Gymnasiums.

Montag, 9.: Rückkehr nach der Flut: Die Erftbaskets Bad Münstereifel trainieren wieder am St. -Angela-Gymnasium. Kurze Zeit später finden auch wieder die ersten Spiele in der Heimat statt.

Samstag, 21.: Rennfahrer Moritz Wiskirchen aus Euskirchen debütiert in der GT Masters und sichert sich beim Rennen auf dem Hockenheimring den dritten Platz in der Juniorwertung.

Samstag, 28.: Die Frauen der HSG Euskirchen übernehmen nach einem Sieg gegen BTB Aachen die Tabellenführung der Handball-Verbandsliga. Diese geben sie bis Jahresende auch nicht ab. Besser noch: Sie überwintern ohne Verlustpunkt.


November: Swantje Kaiser aus Dahlem wird Vize-Weltmeisterin

Mittwoch, 1.: Das Ergebnis ist respektabel, aber nebensächlich. In der ersten Runde des FVM-Pokals verliert die JSG Erft 01 gegen den Regionalligisten 1. FC Düren mit 2:5. Dennoch ist man im ganzen Verein stolz auf die Truppe. Nur Zülpich schafft es in Runde zwei.

Freitag, 3.: Die Judo-Weltmeisterschaft in Abu Dhabi endet. Swantje Kaiser aus Dahlem bringt die Bronzemedaille über 63 Kilogramm mit in die Eifel. Bereits im Juni hatte sie sich in ihrer Gewichtsklasse den Europameistertitel in Slowenien gesichert.

Prince Yoka von der JSG Erft im Laufduell mit einem Spieler aus Düren.

Traf mit einem Traumtor aus 30 Metern zum 1:2: Erfts Prince Yoka (r.).

Sonntag, 12.: Endlich ein Sieg! Die Basketballer des TuS Zülpich starten wie schon im Vorjahr – da aber eine Liga höher – schwach in die Saison. Der erste Erfolg gelingt ausgerechnet gegen den Haarener TE, der vor dem Spiel Tabellenführer war.

Sonntag, 12.: Sie beherrschen auch die Kür: Die Turnerinnen des Euskirchener TSC nehmen erstmals an der Verbandsmeisterschaft Kür teil und erzielen bemerkenswerte Ergebnisse. Zwei Wochen später werden sie Landesmeister in den Pflicht-Stufen.


Dezember: TuS Zülpich übernimmt Tabellenführung der Bezirksliga

Sonntag, 3.: Die Fußballer des TuS Zülpich besiegen in der Bezirksliga den Tabellenführer Horremer SV mit 2:0. Torschützen waren Marco Weinhold und Dominik Spies. Dadurch kommt es an der Ligaspitze zum Plätzetausch. Zülpich grüßt nun bis zum ersten Spiel der Rückrunde am 18. Februar vom Platz an der Sonne – und das im Winter. Getrübt wird die Freude auch nicht durch das Ausscheiden im FVM-Pokal zwei Wochen später gegen den Mittelrheinligisten TuS Königsdorf. Auch die Füssenicher Frauen scheiden aus dem Verbandspokal aus. Gegen den SV Allner-Bödingen ist Schluss. Damit sind alle Vereine aus dem Kreis Euskirchen ausgeschieden.

Ein Spieler des TuS Königsdorf hat sich durch die Zülpicher Abwehr getankt.

Die Fußballer des TuS Zülpich waren nur selten am Boden, etwa im Pokalspiel gegen den TuS Königsdorf.

Donnerstag, 7.: Die Lokalsportredaktion sucht wieder die Sportlerin, den Sportler und die Mannschaft des Jahres. Bis Weihnachten dürfen die Leser Nominierungen abgeben. Im neuen Jahr beginnen die ersten Vorstellungen. Ab Mitte Januar kann dann online abgestimmt werden über die Nachfolger von Ilona Schaffrath, Markus Mey und der SG Dahlem-Schmidtheim.

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