„Systemsprenger“ im FokusLeitbild der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft vorgestellt

Lesezeit 3 Minuten
Stellte in der Jahresversammlung das Leitbild der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) im Kreis Euskirchen vor: der Vorsitzende Friedrich Neitscher.

Stellte in der Jahresversammlung das Leitbild der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) im Kreis Euskirchen vor: der Vorsitzende Friedrich Neitscher.

Kreis Euskirchen – 18 Millionen Menschen in Deutschland sind suchtkrank. Fünf Millionen Menschen leiden an einer Depression. Krankmeldungen wegen psychischer Erkrankungen haben sich in den letzten 20 Jahren verdreifacht. Kinder und Jugendliche sind nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts (2018) durch psychische Probleme stärker in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt als durch körperliche Erkrankungen.

Noch nicht am Ziel angekommen

„Das sind nur wenige Beispiele von vielen, die deutlich machen, dass das Thema psychische Gesundheit mitten in die Gesellschaft gehört. Und deswegen ist es gut und wichtig, dass sich die PSAG im Kreis Euskirchen seit mehr als 40 Jahren um diese Probleme und die Menschen, die davon betroffen sind, kümmert“, betonte Landrat Günter Rosenke in seinem Grußwort zur Jahresversammlung der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG), die jüngst im Kreishaus stattfand. Auch wenn sich die Versorgung in den letzten Jahren verbessert habe, sei man mit den Bemühungen noch nicht am Ziel, unterstrich der Landrat.

Vorgestellt wurde in der Versammlung das vom Vorstand der PSAG entwickelte Leitbild. Dieses soll die gemeinsamen Ziele zum Ausdruck bringen und die Zusammenarbeit in den Gremien weiter fördern. „Es ist eine Zusammenfassung dessen, was der PSAG immer schon wichtig war“, erklärte der Vorsitzende Friedrich Neitscher. Jedoch habe man diese Grundsätze bislang nicht in einem Leitbild zusammengefasst. Mit dem Leitbild, das auf der Webseite des Kreises Euskirchen im Unterpunkt PSAG abrufbar ist, will man auch dem Vorsatz gerecht werden, die Arbeit der PSAG in Zukunft deutlich transparenter zu machen und noch mehr nach außen zu tragen, so Neitscher.

KR 40 Jahre PSAG 03

2018 feierte die Arbeitsgemeinschaft ihr 40-jähriges Bestehen.

Vernetzung ist das A und O der PSAG, die die Versorgung von Menschen mit psychischer Erkrankung, in psychosozialer Not und von Menschen mit Behinderung im Kreis Euskirchen verbessern will. „Selbstverständlichkeit unseres Handelns ist die Unantastbarkeit der Würde des Menschen, unabhängig von Nationalität, kulturellem Hintergrund, Herkunft, Geschlecht, sozialer Stellung und Glaube“, heißt es in dem vorgestellten Leitbild. Und weiter: „Wir achten das Recht auf Selbstbestimmung und unterstützen die Fähigkeit der Menschen zu Entwicklung und Eigenverantwortlichkeit.“

Fachtage in der zweiten Jahreshälfte geplant

Jörg Zerche, Geschäftsführer der PSAG, referierte bei der Veranstaltung über „Nachhaltiges und Neues“, darunter auch die beiden geplanten Fachtage in 2020: Voraussichtlich im August geht es um „Systemsprenger“, also Menschen mit besonderem Hilfebedarf, denen nicht mit den Mitteln und Angeboten des regulären Hilfesystems aus ihrer andauernden Notlage herausgeholfen werden kann. Am 7. Oktober wird es einen Fachtag mit dem Titel „Junge Erwachsene im Spannungsfeld von Krankheit und sozialer Unreife“ geben.

Die Fachtage, die die PSAG mehrmals im Jahr mit großem Erfolg ausrichtet und an denen bis zu 250 Fachleute aus psychosozialen, medizinischen und pädagogischen Bereichen teilnehmen, haben einen besonderen Stellenwert. Sie stoßen auch weit über die Kreisgrenzen hinaus auf Anerkennung, gehören sie doch nicht zum regulären Wirken einer PSAG.

„Wir lassen nicht locker“

„Weiter auf dem Schirm haben wir die Einrichtung einer Krisen- und Clearingstelle im Kreis Euskirchen“, sagte Friedrich Neitscher. 2018 war die Einrichtung einer solchen Stelle im ersten Anlauf von der niedergelassenen Ärzteschaft abgelehnt worden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dabei hatte eine dreimonatige Bedarfsermittlung im gesamten Kreisgebiet deutlich gemacht, wie dringend eine Anlaufstelle für Menschen in seelischen Krisen benötigt würde. „Wir lassen nicht locker“, versicherte Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.

www.kreis-euskirchen.de

KStA abonnieren