Unterhaltsame Zeitreise mit Interviews und Fotos: Der frühere Rundschau-Redakteur Bernd Kehren zeichnete die „Köpfe der Stadt Schleiden“.
KarikaturenheftSchleidener Rathauschefs aus 50 Jahren mit spitzer Feder gezeichnet

Ralf Hergarten, der von 2004 bis 2012 Bürgermeister von Schleiden war, zeichnete Bernd Kehren auf seinem Motorrad.
Copyright: privat/Bernd Kehren
Wer in Köln die bekannten Gesichter der 1990er-Jahre sehen will, der muss sich in den Untergrund begeben. In der U-Bahn-Haltestelle „Appellhofplatz“ wurden der Schauspieler Willy Millowitsch, Unikum Hermann Götting, Performancekünstlerin Angie Hiesl und viele andere im Siebdruckdesign verewigt.
Mangels U-Bahn hat die Stadt Schleiden eine andere, aber nicht minder originelle Art ausgewählt, ihre früheren, aber auch die aktuellen „Köpfe“, die Spitzen der Verwaltung, in Bild und Wort zu verewigen. In elf Karikaturen wurden die haupt- und ehrenamtlichen Bürgermeister, Stadtdirektoren und Allgemeinen Vertreter der Stadt Schleiden von 1972 bis heute festgehalten. Daneben wurden Interviews gestellt, in denen Hintergründe über die jeweiligen Amtszeiten zu erfahren sind.
Die „Köpfe der Stadt“ werden in Bild und Wort vorgestellt
Locker solle der Band sein, so der Schleidener Beigeordnete Marcel Wolter, der sich auch selbst in dem Band findet. Entstanden sei die Idee im Zuge der Erstellung des Erinnerungsbandes zum 50-jährigen Bestehen der Stadt Schleiden, sagte Wolter bei der Vorstellung des Werks im Ratssaal der Stadt Schleiden. Da habe der Autor Franz Albert Heinen laut überlegt, man könne die „Köpfe der Stadt“, die Menschen, die die Geschicke von Schleiden geleitet haben, doch einmal in Wort und Bild vorstellen.
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Ingo Pfennings: Bürgermeister seit 2018.
Copyright: privat/Bernd Kehren

Alois Sommer, Bürgermeister von Schleiden von 1984 bis 1995.
Copyright: privat/Bernd Kehren

Willi Kehren, Beigeordneter von 1972 bis 1984.
Copyright: privat/Bernd Kehren

Ralf Hergarten: Bürgermeister von 2004 bis 2012.
Copyright: privat/Bernd Kehren
Dr. Max Fesenmeyer, Dr. Herbert Hermesdorf, Alois Sommer und Dieter Wolter als ehrenamtliche Bürgermeister, die Stadtdirektoren Paul-Werner Knebel, Hans Pixa und Gregor Micus, der Beigeordnete Willi Kehren, die hauptamtlichen Bürgermeister Christoph Lorbach, Ralf Hergarten, Udo Meister und Ingo Pfennings und schließlich Alfred Knips und Marcel Wolter, die beide als Allgemeiner Vertreter und Beigeordneter im Amt waren und sind – 14 Personen, alle männlich, sind in dem Band vertreten.

Mit den Autoren und Zeichner Bernd Kehren (2.v.l.) nahmen die Personen Aufstellung, die für den Band interviewt worden waren.
Copyright: Stephan Everling
Nicht alle von ihnen sind noch am Leben. Fesenmeyer, Knebel, Knips und Lorbach haben das Erscheinen der „Köpfe von Schleiden“ nicht mehr erlebt. Während im Fall von Knebel und Kehren Nachkommen über ihre Erinnerungen an die Amtszeit ihres Vaters erinnerten, konnten Lorbach und Knips aber noch vor ihrem Tod persönlich interviewt werden.
Archive des Zeichners Bernd Kehren wurden bei Flutkatastrophe zerstört
Um den lockeren Charakter beizubehalten, habe er sich an die Karikaturen von Bernd Kehren erinnert, die der langjährige Rundschau-Redakteur regelmäßig in der Eifelland-Ausgabe der Kölnischen Rundschau veröffentlicht habe, so Wolter. Doch Material, auf das er hätte zurückgreifen können, habe er nicht mehr gehabt, bedauerte Bernd Kehren. „Das ist leider bei der Flut alles zerstört worden, bei mir im Keller oder in der Redaktion in Gemünd, die beide überflutet worden sind“, sagte der Zeichner, dessen Fußgängerfisch zu seinem Markenzeichen wurde. So habe er die Bilder neu in Angriff nehmen müssen.

Stelldichein der Ehemaligen: vorne Ralf Hergarten (l.) mit Alois Sommer.
Copyright: Stephan Everling
Dabei hat Kehren in der für ihn so typischen Art den dargestellten Personen prägnante Erinnerungsstücke mitgegeben: zum Beispiel bei Hergarten das SLE-Kennzeichen und das Motorrad oder bei Sommer die Bildersammlung der von ihm geliebten Eifelmaler. Und wer genau hinschaut, entdeckt sicher auch den Fußgängerfisch. Dazugestellt wurden im Band zahlreiche Fotos, die die damaligen Akteure zeigten.
Interviews mit den Porträtierten runden die Veröffentlichung ab
Mit einem Kupferstich von Daniel Meißner des Schleidener Schlosses aus dem Jahr 1625 als visuelle Unterstützung machte sich Alois Sommer Gedanken darüber, was das Gemeinsame der 14 porträtierten Personen sei. „Was nützt Geld und Ehr', wenn es nicht Verantwortung vor Gott und den Menschen gibt“, sagte er, inspiriert vom Sinnspruch auf dem Bild. Den Anwesenden gab er die Wünsche für die Zukunft auf Latein mit auf den Weg: „Sleida vivat, crescat, floreat, ad multos annos!“
Eine kleine Zeitreise kann der Leser bei den Interviews unternehmen, die Kerstin Wielspütz durchgeführt hatte. Hier sind neben den herausragenden Ereignissen der jeweiligen Amtszeiten auch Anekdoten und Kurioses zu finden. So erinnert Micus an den Einbruch in sein Büro, bei dem der städtische Tresor aufgebrochen worden war. Die Frage der Polizei, was denn gestohlen worden sei, habe er damals nicht beantworten können: Weder er noch seine Vorgänger hätten einen Schlüssel für den Tresor besessen.
Das 72-seitige Karikaturenheft wurde in einer Auflage von 500 Exemplaren gedruckt. Erhältlich ist es kostenlos im Vorzimmer des Bürgermeisters im Schleidener Rathaus, 1. Etage, Zimmer A1.103 zu den Öffnungszeiten des Rathauses.

