Vollemer Gastronom Herbert Kronenberg"Man kann ganz gut davon leben"

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Seit 27 Jahren betreiben Helene und Herbert Kronenberg ihre Gaststätte im kleinen Mechernicher Ortsteil Vollem.

Seit 27 Jahren betreiben Helene und Herbert Kronenberg ihre Gaststätte im kleinen Mechernicher Ortsteil Vollem.

Kreis Euskirchen – "Reich werden kann man mit einer Gaststätte wie der unseren nicht. Aber man kann ganz gut davon leben, wenn man fleißig ist", sagt Herbert Kronenberg, seit 27 Jahren selbstständiger Gastronom im kleinen Mechernicher Stadtteil Vollem. Er ist jetzt 60 Jahre alt und hat die Pensionsgrenze schon in Sichtweite. Ein paar Jährchen will er noch weitermachen, so weit es die Gesundheit zulässt.

Was aber kommt dann? Wer übernimmt den Betrieb? Gibt es jemanden, der ihn pachten oder gar kaufen würde? Diese Fragen stellen sich zurzeit etliche Wirte und Restaurantbesitzer im Kreis Euskirchen. In dieser Branche bricht seit Jahren die Infrastruktur weg. Zahllose Dörfer, in denen früher mehrere Gaststätten nebeneinander existierten, verfügen über keine Kneipe mehr. Die Dorfgemeinschaften sind gezwungen, sich selbst einen Ausschank zu organisieren, wenn sie im Ort noch ein kühles Bierchen trinken wollen.

"Die Gäste sterben weg"

"Mein Bruder Peter, der das Garde-Stüffje in Mechernich betrieben hat, hat sich bei mir beklagt, ihm stürben die Gäste weg. Da ist was dran", erzählt Kronenberg im Interview. Der Thekenbetrieb mache mittlerweile nur noch einen kleinen Teil des Umsatzes aus, berichtet Ehefrau Helene, die für den Service zuständig ist. Dafür muss man im Haus Kronenberg schon Monate im Voraus buchen, wenn man das Sälchen für eine Familienfeier reservieren will.

Drei bis vier solcher Feste finden in der Woche in der Vollemer Gaststätte statt. Das À-la-Carte-Geschäft kommt noch hinzu.

Den Kronenbergs kommt natürlich zugute, dass das gastronomische Angebot in den Nachbardörfern mittlerweile mehr als überschaubar ist. In Weyer, in Kallmuth und in Vussem gibt es keine Wirtshäuser mehr, in Eiserfey nur noch ein Restaurant und eine Kneipe, eine weitere macht gelegentlich auf.

Altersstruktur dramatisch gewandelt

Tatsache ist jedoch, dass sich die Altersstruktur in den Dörfern dramatisch gewandelt hat. Das heißt, es sind einfach nicht genug junge Leute da, um einen Wirt zu ernähren. Hinzukommt, dass die noch übriggebliebenen regelmäßigen Kneipengänger wegen des absoluten Rauchverbots zu Hause bleiben, was viele Gastronomen in den Ruin treibt.

Im Hause Kronenberg gibt es unter den Stammgästen kaum noch Raucher. Aber für Helene und Herbert Kronenberg wird es sehr schwer werden, einen Nachfolger zu finden. Die beiden Töchter haben bereits abgewunken.

"Nach den vielen negativen Erfahrungen, die andere Kollegen mit dem Verpachten ihrer Betriebe gemacht haben, denke ich nicht, dass wir diesen Weg gehen werden", sagt Kronenberg. Man denke eher daran, die Gaststätte demnächst nur noch für Familienfeste zu vermieten. Thekenbetrieb und Restaurant würden damit entfallen, was für die Wirtsleute einen enormen Zuwachs an Freizeit bedeuten würde.

Peter Kronenberg, der Großvater von Herbert, eröffnete 1952 die erste Gaststätte im Hundert-Seelen-Ort Vollem, Sohn Michael führte den Betrieb fort und erweiterte ihn. Aber diese Familientradition wird demnächst irgendwann enden.

"Es wird schwer, eine Gaststätte wie die unsere zu einem angemessenen Preis zu verkaufen", ist Helene Kronenberg eher pessimistisch, was die Vermarktungschancen ihrer Immobilie mit Küche, Theke, Restaurant, Gesellschaftsraum und einem Dutzend Hotelzimmer angeht. Aber ein Weilchen wollen die beiden ja auch noch weiter machen. Und dann wird man sehen, wie es weiter geht.

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